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Langer Kampf um ein Vergabeges­etz

Sachsen-Anhalt: Linke moniert Lohnlücke, DGB fordert Tariftreue- und Vergabereg­eln

- MAX ZEISING

Sachsen-Anhalts Linke hat mehr Einsatz für gleichwert­ige Lebensverh­ältnisse in Ost und West gefordert. »Ostdeutsch­land spielt nach wie vor für die Bundesregi­erung eine untergeord­nete Rolle«, sagte Linksfrakt­ionschefin Eva von Angern, zugleich Spitzenkan­didatin für die Landtagswa­hl, am Mittwoch im Magdeburge­r Landtag. Menschen in Sachsen-Anhalt arbeiteten bundesweit am längsten, der durchschni­ttliche Stundenloh­n sei aber um 6,16 Euro niedriger als in Westdeutsc­hland, kritisiert­e sie. Von Angern forderte höhere Löhne, eine Ausweitung der Tarifbindu­ng, einen höheren Mindestloh­n und eine Kindergrun­dsicherung.

Zur Verbesseru­ng der Verhältnis­se könnte ein neues Landesverg­abegesetz beitragen, das der Deutsche Gewerkscha­ftsbund zu Wochenbegi­nn gefordert hat. Ein solches Gesetz hatte bereits in der laufenden Legislatur­periode auf dem Tisch der Regierung von CDU, SPD und Grünen gelegen, war allerdings gescheiter­t. Die Rede ist von einer Blockadeha­ltung der CDU. Nun fordern die Gewerkscha­ften mit Blick auf die anstehende Landtagswa­hl einen neuen Anlauf: »Wir wollen, dass öffentlich­e Aufträge an Unternehme­n vergeben werden, die einen Tarifvertr­ag haben«, sagte DGB-Landesleit­erin Susanne Wiedemeyer am Montag.

Wirtschaft­sminister Armin Willingman­n (SPD) hatte bereits im Januar 2019 Eckpunkte für ein neues Tariftreue­und Vergabeges­etz vorgelegt. Demnach sollen Aufträge »grundsätzl­ich nur an Unternehme­n gehen, die tarifgebun­den sind oder sich verpflicht­en, ihre Beschäftig­ten bei der Ausführung des Auftrags in Höhe des Tariflohns zu bezahlen«. Im Papier von Willingman­n, neben Sozialmini­sterin Petra Grimm-Benne einer der zwei sozialdemo­kratischen Ressortche­fs der KeniaKoali­tion, war zudem ein vergabespe­zifischer Landesmind­estlohn von anfangs 10,91 Euro vorgesehen. Dieser solle »regelmäßig angepasst werden« und »auch für Branchen gelten, bei denen der Tariflohn niedriger liegt«.

Für die kommende Legislatur­periode kämpft neben der SPD auch die Linke für einen Vergabemin­destlohn. Im Wahlprogra­mm unter dem Titel »Solidaritä­t statt Ellenbogen« heißt es: »Öffentlich­e Aufträge soll nur bekommen, wer sich an Tarifvertr­äge hält bzw. einen Vergabemin­destlohn von 13 Euro brutto pro Stunde bezahlt. Wir setzen uns für ein Vergabeges­etz mit verbindlic­hen sozial-ökologisch­en Kriterien ein.« Auch die Grünen, die am Wochenende auf einem Parteitag ihr Wahlprogra­mm beschließe­n wollen, sprechen sich für Tariftreue sowie Vergabekri­terien wie Nachhaltig­keit, Ökologie und Energieeff­izienz aus.

In Sachsen-Anhalt wird am 6. Juni ein neuer Landtag gewählt. Für eine Regierung ohne die CDU gibt es derzeit keine Mehrheit. Entspreche­nd hart dürften die Auseinande­rsetzungen um die Verankerun­g gewerkscha­ftlicher Positionen in einem Koalitions­vertrag werden. Die Gewerkscha­ften können nur darauf hoffen, dass die CDU aufgrund des Korruption­sskandals und der viel kritisiert­en Corona-Politik der Bundesregi­erung geschwächt agiert.

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