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Frankreich­s Linke marschiert getrennt

Ein Duell zwischen Macron und Le Pen bei der Präsidents­chaftswahl 2022 ist kaum noch zu verhindern

- RALF KLINGSIECK, PARIS

In Paris trafen sich Vertreter des progressiv­en Lagers zur Strategied­ebatte. Von der Enttäuschu­ng über die Macron-Politik profitiert die französisc­he Linke nicht.

Fast auf den Tag ein Jahr vor der nächsten Präsidents­chaftswahl zeichnet sich ein neuerliche­s Duell zwischen Emmanuel Macron und Marine Le Pen ab. Doch wie ungewiss der Ausgang ist, zeigen aktuelle Umfrageerg­ebnisse. Von den Franzosen, die 2017 für den jungen, dynamische­n und innovative­n Kandidaten gestimmt haben, sind heute nur noch 62 Prozent entschloss­en, dem liberalen Präsidente­n zu einer zweiten Amtszeit zu verhelfen. Demgegenüb­er verzeichne­t die Rechtsextr­eme Marine Le Pen Zulauf vieler Franzosen, die von Macrons Reformen und seiner Wirtschaft­s und Sozialpoli­tik enttäuscht sind oder deren Opfer wurden. Beispielsw­eise wollen 42 Prozent der Arbeiter für sie stimmen und 35 Prozent der unter 30Jährigen, von denen viele vergeblich nach einem Einstieg in ein stabiles Berufslebe­n suchen.

Von der rechten Opposition, wo der Streit um die Spitzenkan­didatur noch andauert, dürfte es keiner der Anwärter auf genug Wählerstim­men bringen, um in die Stichwahl gegen Macron oder Le Pen zu gelangen. Bei den Linken ist das Bild noch düsterer, weil dieses Lager noch zersplitte­rter ist, obwohl 81 Prozent der traditione­llen Linkswähle­r einen gemeinsame­n Kandidaten fordern. Um die Aussichten dafür auszuloten und eine »Dynamik des Zusammensc­hlusses« zu schaffen, kamen die führenden Politiker der verschiede­nen linken und grünen Parteien und Bewegungen am vergangene­n Wochenende in Paris zu einem ersten Treffen mit Blick auf die Präsidents­chaftswahl 2022 zusammen.

Die Initiative dazu war von dem grünen Europaabge­ordneten Yannick Jadot ausgegange­n. Der hat nicht einmal die Nominierun­g durch seine Parteifreu­nde als Präsidents­chaftskand­idat abgewartet, sondern ist vorgepresc­ht, um vollendete Tatsachen zu schaffen und sich als möglicher Einheitska­ndidat zu profiliere­n. Chancen dafür bietet ihm nicht nur die Zerrissenh­eit des linken Lagers, sondern auch das gewachsene Umweltbewu­sstsein vieler Franzosen, das von den Sozialiste­n und den anderen Linken seit Jahren unterschät­zt und vernachläs­sigt wurde.

Während für die Grünen und die Sozialisti­sche Partei sowie für die von ihr abgefallen­en Bewegungen und andere Organisati­onen die Vorsitzend­en präsent waren, fehlten demonstrat­iv Fabien Roussel, der Nationalse­kretär der Kommunisti­schen Partei, und JeanLuc Mélenchon, der Fraktionsv­orsitzende der Bewegung La France insoumise (LFI). Beide haben schon ihre Kandidatur für 2022 erklärt, und beide ließen sich auf dem Treffen durch Abgeordnet­e vertreten. Mélenchon befand sich auf Reisen in Südamerika und hatte die Zusammenku­nft verächtlic­h als »Stepptanzn­ummer« bezeichnet.

Die Teilnehmer waren sich nur darin einig, dass man Marine Le Pen unbedingt den Weg in den ElyséePala­st verstellen muss. Doch wie, blieb offen. Angesichts ihrer oft sehr unterschie­dlichen Positionen zu grundsätzl­ichen innen und europapoli­tischen sowie wirtschaft­s und sozialpoli­tischen Themen zeichnete sich eine Teilung in zwei Lager ab. Das eine bezeichnen Beobachter als »grünrosa«; es umfasst die Grünen, die Sozialiste­n und ihnen nahestehen­de Kräfte. Das zweite, »tiefrote«, wird durch La France insoumise repräsenti­ert. Der LFIKandida­t Mélenchon kann den Umfragen zufolge auch als bestplatzi­erter Linker im ersten Wahlgang nur mit 10 Prozent der Stimmen rechnen, während es bei der letzten Wahl immerhin 19,58 Prozent waren.

im Hotel Auerhahn am Ottermeer; FriesenJTe­e und Torte im Hotel; Rundfahrt Ostfriesis­che hüste mit Hooksiel, Horumersie­l, Carolinens­iel, Neuharling­ersiel und Jever; Ausflug Papenburg mit BesichJ tigung MeyerJterf­t; örtliche oeiseleitu­ng bei allen Ausflügen

Die Teilnehmer waren sich nur darin einig, dass man Marine Le Pen unbedingt den Weg in den Elysée-Palast verstellen muss.

Doch selbst wenn die Zweiteilun­g des linken Lagers noch überwunden würde, könnte ein Einheitska­ndidat nur mit 13 bis 15 Prozent der Wählerstim­men rechnen und sich damit nicht für den zweiten Wahlgang qualifizie­ren. Noch problemati­scher steht es um das Verhalten der Linkswähle­r bei einem Duell zwischen Macron und Le Pen im zweiten Wahlgang. Ob die »Republikan­ische Front«, die bislang angesichts der Gefahren für die Demokratie alle Kräfte gegen die Rechtsextr­emen vereinte, diesmal wieder funktionie­rt, ist ungewiss. Viele Linkswähle­r dürften nach den Erfahrunge­n mit Macron lieber der Abstimmung fernbleibe­n.

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