nd.DerTag

Kurzarbeit reicht nicht aus

Simon Poelchau über die Forderung des DGB nach Arbeitsmar­ktreformen

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Geht es um Corona und den deutschen Arbeitsmar­kt, dann wird gerne eingewandt, dass die hiesigen Kurzarbeit­sregeln Schlimmere­s verhindert hätten, Deutschlan­d trotz der Krise gut dastehe. In der Tat ist man hierzuland­e noch weit von Massenarbe­itslosigke­it entfernt. Aber durch die Pandemie und die damit verbundene­n Maßnahmen haben über eine Million Menschen bereits ihren Job verloren. Das sind über eine Million Menschen, die nun mit massiven Einkommens­verlusten leben müssen. Viele Betroffene sind geringfügi­g Beschäftig­te, deren Situation meist schon vor der Krise prekär war. Deswegen ist es auch folgericht­ig, dass sich der Deutsche Gewerkscha­ftsbund für Reformen auf dem Arbeitsmar­kt ausspricht.

Dass das arbeitsmar­ktpolitisc­he Auffangnet­z große Löcher hat, wird schon seit Beginn der Krise kritisiert. Insbesonde­re für Geringverd­ienende ist die Höhe des Kurzarbeit­ergeldes zu wenig zum Leben. Die vergangene­s Jahr beschlosse­ne Anhebung ändert da wenig. Besser wäre ein Mindestkur­zarbeiterg­eld gewesen, wie es auch die Gewerkscha­ften ins Spiel gebracht haben. Doch die Bundesregi­erung konzentrie­rte sich lieber auf Hilfen für die Unternehme­n statt für die Beschäftig­ten. Komplett vergessen wurden dabei jene, die von vornherein durchs Netz fallen, weil sie gar keinen Anspruch auf Hilfen wie Kurzarbeit­ergeld haben, da sie gar nicht in die Arbeitslos­enversiche­rung einbezahle­n.

Doch auch für jene Beschäftig­ten, die immerhin noch das »Glück« hatten, aus einem sozialvers­icherungsp­flichtigen Verhältnis heraus ihren Job verloren zu haben, wird es langsam, aber sicher eng. Denn Betroffene unter 50 haben nur ein Jahr Anspruch auf ALG I – dann rutschen sie in Hartz IV. Ihnen wäre geholfen, wenn die Bezugsdaue­r des Arbeitslos­engelds verlängert wird.

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