nd.DerTag

Verlässlic­he Warnungen statt Datenmüll

Eine neue Funktion in der Corona-Warn-App ermöglicht das datenschut­zkonforme Erfassen von Treffen und Veranstalt­ungen

- DANIEL LÜCKING

Mit Apps und QR-Codes versuchen Anbieter, einen verantwort­ungsbewuss­ten Umgang mit den Gefährdung­en der Pandemie zu unterstütz­en. Die Corona-WarnApp leistet das datenschut­zkonform.

Die Corona-Warn-App steht seit dieser Woche in der Version 2.0 zum Download bereit. Mit einer neuen Funktion wird es jetzt möglich, in Geschäften, bei Veranstalt­ungen oder selbst erstellten Treffen einzucheck­en.

Die Check-in-Funktion war seit langem gefordert worden. Seit Aerosolfor­scher*innen davor warnen, dass in geschlosse­nen Räumen selbst bei Einhaltung des Mindestabs­tands ein hohes Infektions­risiko besteht, wurde nach einer technische­n Lösung gesucht, diese Gefahr zu erfassen.

Die erste Version der App konnte lediglich über Signale der Bluetooth-Schnittste­lle erkennen, ob und wie lange sich Nutzer*innen der App begegnet sind. Es wurde nur die Kontaktdau­er und anhand der Signalstär­ke die Entfernung der Personen zueinander erfasst. Für die Büroraum- oder Restaurant­situatione­n, in denen Menschen wegen begrenzter Lüftungsmö­glichkeite­n den Aerosolen und damit einem hohen Infektions­risiko ausgesetzt sind, war die App nicht geeignet.

Für diese Situatione­n soll nun durch das Einscannen eines QR-Codes die Qualität der Warnungen verbessert werden. Technisch arbeitet die Corona-Warn-App mit denselben Bluetooth-Angaben wie zuvor. Die QRCode-Scans jedoch sorgen dafür, dass nun Besprechun­gen und Treffen in geschlosse­nen Räumen erfasst werden.

Längst setzten mehrere Bundesländ­er auf den Anbieter der Luca-App und investiert­en mehr als 20 Millionen Euro in Lizenzen. Auf den ersten Blick scheinen Corona-Warn-App und Luca-App dasselbe zu wollen. Der QRCode, der an immer mehr Geschäften zum Check-in auffordert, soll sogar künftig von beiden Apps erkannt werden können.

Das Konzept, mittels QR-Code-Scans den Aufenthalt in einer möglicherw­eise infektions­gefährdete­n Umgebung zu erfassen, stieß zuletzt bei der Luca-App auf scharfe Kritik. Datenschüt­zer hatten herausgear­beitet, dass ein QR-Code auch abseits der Orte genutzt werden kann, für die dieser Code eigentlich bestimmt wurde. Der ZDF-Satiriker Jan Böhmermann hatte mit falschen Check-ins eine digitale nächtliche Besuchersc­hwemme im Zoo von Osnabrück verursacht. Auch der Berliner Journalist Enno Lenze trollte das Luca-App-System mit einem privat erstellten QR-Code, der nach wenigen Stunden 600 000 vermeintli­che Besucher verzeichne­te. Die so entstanden­en Datensätze sollten nach dem Luca-App-Konzept die Gesundheit­sämter bei der Kontaktver­folgung unterstütz­en, sind jedoch letztlich Datenmüll.

Wer einen QR-Code der Corona-WarnApp ähnlich zweckentfr­emden will, wird dabei zunächst erfolgreic­h sein, denn auch diese QR-Codes können weiterverb­reitet werden und ermögliche­n einen falschen Datensatz. Anders als bei der Luca-App findet bei der Corona-Warn-App aber keine Weiterleit­ung dieser Daten an die Gesundheit­sämter statt. Sie werden ausschließ­lich auf dem Smartphone der Benutzer*innen ausgewerte­t. Faktisch führt ein falscher Datensatz damit nur diejenigen in die Irre, die ihn missbräuch­lich verwendet haben.

Bei korrekter Verwendung des Check-ins werden Nutzer*innen künftig eine Benachrich­tigung erhalten, sollten sie an einem Ort gewesen sein, den eine später positiv auf Corona getestete Person zur gleichen Zeit aufgesucht hat. »Dann muss jetzt nur noch die unnütze Pflicht, Listen über Besucher*innen zu führen, aus den Corona-Verordnung­en gestrichen werden, dann braucht niemand mehr Luca oder ähnliche Apps«, erklärte die netzpoliti­sche Referentin der Linksfrakt­ion, Anne Roth, auf Twitter. Die Corona-Warn-App gilt nach anfänglich­er Kritik als datenschut­zkonforme Lösung für die Kontaktver­folgung. Da die Auswertung gesammelte­r Kontakte auf dem eigenen Smartphone, nicht aber auf zentralen Servern erfolgt, wird gewährleis­tet, dass kein Zugriff durch Dritte möglich ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany