Verlässliche Warnungen statt Datenmüll
Eine neue Funktion in der Corona-Warn-App ermöglicht das datenschutzkonforme Erfassen von Treffen und Veranstaltungen
Mit Apps und QR-Codes versuchen Anbieter, einen verantwortungsbewussten Umgang mit den Gefährdungen der Pandemie zu unterstützen. Die Corona-WarnApp leistet das datenschutzkonform.
Die Corona-Warn-App steht seit dieser Woche in der Version 2.0 zum Download bereit. Mit einer neuen Funktion wird es jetzt möglich, in Geschäften, bei Veranstaltungen oder selbst erstellten Treffen einzuchecken.
Die Check-in-Funktion war seit langem gefordert worden. Seit Aerosolforscher*innen davor warnen, dass in geschlossenen Räumen selbst bei Einhaltung des Mindestabstands ein hohes Infektionsrisiko besteht, wurde nach einer technischen Lösung gesucht, diese Gefahr zu erfassen.
Die erste Version der App konnte lediglich über Signale der Bluetooth-Schnittstelle erkennen, ob und wie lange sich Nutzer*innen der App begegnet sind. Es wurde nur die Kontaktdauer und anhand der Signalstärke die Entfernung der Personen zueinander erfasst. Für die Büroraum- oder Restaurantsituationen, in denen Menschen wegen begrenzter Lüftungsmöglichkeiten den Aerosolen und damit einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind, war die App nicht geeignet.
Für diese Situationen soll nun durch das Einscannen eines QR-Codes die Qualität der Warnungen verbessert werden. Technisch arbeitet die Corona-Warn-App mit denselben Bluetooth-Angaben wie zuvor. Die QRCode-Scans jedoch sorgen dafür, dass nun Besprechungen und Treffen in geschlossenen Räumen erfasst werden.
Längst setzten mehrere Bundesländer auf den Anbieter der Luca-App und investierten mehr als 20 Millionen Euro in Lizenzen. Auf den ersten Blick scheinen Corona-Warn-App und Luca-App dasselbe zu wollen. Der QRCode, der an immer mehr Geschäften zum Check-in auffordert, soll sogar künftig von beiden Apps erkannt werden können.
Das Konzept, mittels QR-Code-Scans den Aufenthalt in einer möglicherweise infektionsgefährdeten Umgebung zu erfassen, stieß zuletzt bei der Luca-App auf scharfe Kritik. Datenschützer hatten herausgearbeitet, dass ein QR-Code auch abseits der Orte genutzt werden kann, für die dieser Code eigentlich bestimmt wurde. Der ZDF-Satiriker Jan Böhmermann hatte mit falschen Check-ins eine digitale nächtliche Besucherschwemme im Zoo von Osnabrück verursacht. Auch der Berliner Journalist Enno Lenze trollte das Luca-App-System mit einem privat erstellten QR-Code, der nach wenigen Stunden 600 000 vermeintliche Besucher verzeichnete. Die so entstandenen Datensätze sollten nach dem Luca-App-Konzept die Gesundheitsämter bei der Kontaktverfolgung unterstützen, sind jedoch letztlich Datenmüll.
Wer einen QR-Code der Corona-WarnApp ähnlich zweckentfremden will, wird dabei zunächst erfolgreich sein, denn auch diese QR-Codes können weiterverbreitet werden und ermöglichen einen falschen Datensatz. Anders als bei der Luca-App findet bei der Corona-Warn-App aber keine Weiterleitung dieser Daten an die Gesundheitsämter statt. Sie werden ausschließlich auf dem Smartphone der Benutzer*innen ausgewertet. Faktisch führt ein falscher Datensatz damit nur diejenigen in die Irre, die ihn missbräuchlich verwendet haben.
Bei korrekter Verwendung des Check-ins werden Nutzer*innen künftig eine Benachrichtigung erhalten, sollten sie an einem Ort gewesen sein, den eine später positiv auf Corona getestete Person zur gleichen Zeit aufgesucht hat. »Dann muss jetzt nur noch die unnütze Pflicht, Listen über Besucher*innen zu führen, aus den Corona-Verordnungen gestrichen werden, dann braucht niemand mehr Luca oder ähnliche Apps«, erklärte die netzpolitische Referentin der Linksfraktion, Anne Roth, auf Twitter. Die Corona-Warn-App gilt nach anfänglicher Kritik als datenschutzkonforme Lösung für die Kontaktverfolgung. Da die Auswertung gesammelter Kontakte auf dem eigenen Smartphone, nicht aber auf zentralen Servern erfolgt, wird gewährleistet, dass kein Zugriff durch Dritte möglich ist.