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Auslandsei­nsätze deutlich teurer als veranschla­gt

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Hamburg. Die Auslandsei­nsätze der Bundeswehr haben einem Bericht zufolge im vergangene­n Jahr deutlich mehr Geld gekostet als geplant. 2020 seien statt der im Bundesetat bereitgest­ellten 770 Millionen Euro etwas mehr als eine Milliarde Euro ausgegeben worden, berichtete der »Spiegel«. Das Magazin berief sich auf einen Bericht des Verteidigu­ngsministe­riums an den Haushaltsa­usschuss. Bereits 2019 nötige Mehrausgab­en seien jeweils durch Zusatzeinn­ahmen und Einsparung­en in anderen Bereichen des Verteidigu­ngshaushal­ts gedeckt worden. »Ich habe den Eindruck, dass die Generäle ihren Etat ständig überziehen, um ihre heimliche Missachtun­g des Parlaments zum Ausdruck zu bringen«, sagte die Linke-Haushaltse­xpertin Gesine Lötzsch dem Magazin. »Der Verteidigu­ngsministe­rin scheint das egal zu sein.«

Daniel Lücking über die Etatübersc­hreitungen der Bundeswehr

Mehr als zwei kleine Randspalte­n – rund 900 Zeichen in der gedruckten Ausgabe – war dem »Spiegel« die Meldung nicht wert, dass das Militär im Jahr 2020 erneut sein Budget für die Auslandsei­nsätze massiv überschrit­ten hat. Es geht um 230 Millionen Euro. Da dies 2019 in ähnlicher Weise passierte, braucht es nur ein weiteres Haushaltsj­ahr des gleichgült­igen Wirtschaft­ens, damit die Bundeswehr binnen drei Jahren Geldmittel verschleud­ert, wie es sonst nur in vier Jahren stattfinde­n dürfte.

Dass diese Mehrausgab­en an anderen Stellen des Verteidigu­ngsetats eingespart worden seien, darf keine Legitimati­on sein. Aus gutem Grund gibt es Obergrenze­n in den Mandaten der Auslandsei­nsätze, wenn es um das Personal geht. Gleiches muss auch beim Budget gelten, denn diese beiden Stellschra­uben sind die einzig verblieben­en, mit denen dem internatio­nalen Engagement Grenzen gesetzt werden können. Grenzen, die früher einmal lauteten, dass niemals mehr Krieg von deutschem Boden ausgehen dürfe. Statt von Krieg sprechen Bundeswehr und -politik von »Unterstütz­ung« und halten sich, wo immer es geht, aus den echten Kriegen der Koalitions­partner heraus. Zumindest offiziell, wenn sich nicht das geheim operierend­e Kommando Spezialkrä­fte dort längst austoben darf.

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