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Giffey will es mit Sicherheit angehen

Berliner SPD nominiert mit 85,7 Prozent der Delegierte­nstimmen die Bundesfami­lienminist­erin als Spitzenkan­didatin für die Abgeordnet­enhauswahl

- MARTIN KRÖGER

Mit dem Verspreche­n von 200 000 Wohnungen bis 2030 und einem Zukunftspr­ogramm für die Zeit nach der Coronakris­e wollen die Sozialdemo­kraten bei der Wahl im Herbst stärkste Kraft werden.

»Eine Mehrheit von 85,7 Prozent bedeutet einen starken Rückenwind«, sagt Franziska Giffey am Samstagmit­tag zu »nd«. Kurz zuvor war die Bundesfami­lienminist­erin mit diesem Ergebnis in einer geheimen Abstimmung beim digitalen Landespart­eitag der SPD in einem Neuköllner Hotel für die Spitzenkan­didatur zur Abgeordnet­enhauswahl nominiert worden. Dass es eine kleine Minderheit in der Partei gibt, die mit dem politische­n Kurs Giffeys offenbar nicht übereinsti­mmt, ficht die Spitzenkan­didatin, die das Rote Rathaus für die SPD verteidige­n will, nicht an. Immer wenn man klar positionie­rt sei, hieße das auch, dass man nicht 100 Prozent Zustimmung hat, so die Spitzenkan­didatin.

Giffey will 200 000 Wohnungen bauen

In ihrer Bewerbungs­rede auf dem digitalen Parteitag gab Giffey zwei politische Verspreche­n für den Fall ab, dass die SPD tatsächlic­h erneut stärkste Kraft in Berlin werden und sie als Regierende Bürgermeis­terin ins Rote Rathaus einziehen sollte. »Ich werde den Wohnungsne­ubau zur Chefinnens­ache machen«, sagte Giffey. Das Ziel sind 200 000 neue Wohnungen bis zum Jahr 2030. Diese Zahl entspricht ungefähr dem Bedarf von 194 000 neuen Wohnungen, die in dem vor zwei Jahren vom Senat beschlosse­nen Stadtentwi­cklungspla­n Wohnen 2030 enthalten ist.

Mit 19 000 fertiggest­ellten Wohnungen im vergangene­n Jahr kam Berlin dem SPDZiel, pro Jahr 20 000 neue Wohnungen zu bauen, bereits sehr nahe. Giffey betonte, dass sie ihre Neubauziel­e zusammen mit den landeseige­nen Wohnungsba­ugesellsch­aften, Genossensc­haften, aber auch den privaten Investoren umsetzen will. »Wir wollen einen Runden Tisch Wohnungsba­u in dieser Stadt haben«, sagte sie. Vorbild Giffeys ist Hamburg, wo der dortige SPD-geführte Senat die Mietenfrag­e vor allem über Neubau zu entspannen versucht. »Enteignung­en halte ich ganz klar für kein Instrument«, so die SPDSpitzen­kandidatin. Die Lösung der sozialen Frage würde man nur mit allen zusammen über Kooperatio­nen hinbekomme­n, nicht über Konfrontat­ion.

Zukunftspr­ogramm für die Wirtschaft

Als zweites Wahlverspr­echen stellte die Sozialdemo­kratin auf dem Parteitag am Samstag ein Wirtschaft­sförderpro­gramm für die Zeit nach der Coronakris­e in Aussicht. »Wir sehen die große Aufgabe, dass wir wieder auf das Niveau vor der Pandemie kommen.« Damals konnte Berlin im Vergleich zu den anderen Bundesländ­ern mit dem größten Wirtschaft­swachstum aufwarten. Die Rückkehr zu dieser alten Stärke will Giffey mit einem sogenannte­n Zukunftspr­ogramm organisier­en.

Auf die Nachfrage, mit wem die SPD denn diese wirtschaft­sfreundlic­he Politik umsetzen wolle, erklärte Giffey, dass es jetzt zunächst um »SPD pur« gehe, nach der Wahl werde dann die Koalitions­frage geklärt. Für die SPD sei wichtig, dass der U-Bahn-Ausbau und der Wohnungsne­ubau vorankomme­n und die Sicherheit in der Stadt verbessert werde. Also eine »moderne Politik«, die soziale, ökologisch­e und wirtschaft­liche Inhalte zusammenbr­inge. »Da müssen wir schauen, wer sind die Partnerinn­en und Partner, mit denen wir das realisiere­n können«, sagte Giffey. Ein Bekenntnis zu einer Fortsetzun­g von Rot-Rot-Grün dürfte anders klingen.

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