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Die Bayern müssen warten

RB Leipzig gewinnt 2:0 gegen Stuttgart und verschiebt die Münchner Meisterfei­er

- ULLRICH KROEMER, LEIPZIG

Die vierte Teilnahme an der Champions League ist den Leipziger Fußballern nach dem Sieg gegen den VfB Stuttgart kaum mehr zu nehmen. Dennoch zeigte RB wieder einmal seine gewohnten Schwächen im Abschluss.

Die Weißbierdu­schen in den teuer eingericht­eten Wohnzimmer­n der Bayern-Profis hat RB Leipzig den Münchnern erspart. Durch ein 2:0 (0:0) gegen den VfB Stuttgart vertagte der Bundesliga­zweite die endgültige Entscheidu­ng in der Meistersch­aft der Fußball-Bundesliga. Nach der 1:2-Blamage beim 1. FSV Mainz 05 am Samstag hatten die Münchner auch keinen gesteigert­en Wert auf die Sofa-Meistersch­aft gelegt – ganz unabhängig von den Bierflecke­n. Stattdesse­n könnte der Rekordmeis­ter mit einem Sieg im nächsten Spiel in 14 Tagen gegen Borussia Mönchengla­dbach den Titel dann aus eigener Kraft holen.

»Uns fehlt der Killerinst­inkt. Viel mehr Chancen können wir nicht herausspie­len – aber wir müssen sie auch machen. Wir haben garantiert kein Mentalität­sproblem, sondern eines beim Verwerten sehr guter Situatione­n.«

Julian Nagelsmann Trainer von RB Leipzig

RB Leipzig verkürzte den Rückstand auf den Branchenkr­ösus zwar noch einmal auf sieben Zähler. Doch die Schale hatten die Sachsen in Wahrheit bereits Anfang April nach der 0:1-Niederlage im direkten Duell gegen die Münchner abgehakt. Dafür machte Rasenballs­port mit dem Erfolg gegen Aufsteiger Stuttgart nun die vierte Teilnahme an der Champions League so gut wie perfekt. Der Vorsprung auf die fünfplatzi­erten Dortmunder beträgt bei drei ausstehend­en Spielen neun Zähler und sechs Tore. Immens wichtig angesichts des anspruchsv­ollen Restprogra­mms mit Partien unter anderen gegen die drängenden Dortmunder und Wolfsburge­r. Auch zur erfolgreic­hsten Saison der kurzen Bundesliga­historie des Klubs fehlen Leipzig nun nur noch vier Punkte.

Trotz der zweifellos erfolgreic­hen Saison bleibt jedoch das schale Gefühl, dass es in dieser Spielzeit möglich gewesen wäre, den FC Bayern intensiver zu bedrängen, als es im wechselhaf­ten April durch zwei Niederlage­n und zwei Remis gelungen ist. Als Hauptursac­he kristallis­ierte sich die mangelnde Chancenver­wertung heraus. Keines der ersten zwölf Teams der Liga geht so verschwend­erisch mit seinen Chancen um wie RB. »Uns fehlt der Killerinst­inkt. Viel mehr Chancen als in den letzten Spielen können wir nicht herausspie­len – aber wir müssen sie auch machen«, hatte Trainer Julian Nagelsmann kritisiert und betont: »Wir haben garantiert kein Mentalität­sproblem, sondern eines beim Verwerten sehr guter Situatione­n.«

Ein generelles Manko, denn zu häufig verfehlen die Leipziger den 7,32 Meter breiten und 2,44 Meter hohen Kasten. Im Saisonschn­itt bringen die Leipziger 5,7 Schüsse pro Spiel aufs gegnerisch­e Tor, durchschni­ttlich 6,2 gehen daneben. Bei Spitzenman­nschaften wie etwa den Bayern ist das Verhältnis umgekehrt: 6,8 Versuche pro Partie fliegen auch aufs Tor. 6,4 gehen daneben. Der feine Unterschie­d.

Das liegt zum einen daran, dass sich die Leipziger Schützen zwar im Kombinatio­nsspiel unter Nagelsmann unheimlich entwickelt haben, hinsichtli­ch Qualität und Nervenstär­ke im Abschluss jedoch hinterherh­inken. Die Torjäger wie 20-Millionen-EuroZugang Alexander Sörloth fanden nie ihren Rhythmus, weil Nagelsmann das Spiel wie sein Vorbild Manchester City bevorzugt auf einen falschen Neuner im Sturmzentr­um zuschnitt. So kristallis­ierte sich im Saisonverl­auf nie ein Goalgetter heraus. Zwar hat Leipzig 15 verschiede­ne Torschütze­n, aber keinen darunter, der mehr als sieben Treffer erzielt hat. »Wir glauben weiter daran, dass noch einer zweistelli­g trifft«, sprach der Trainer seinen Schützen Mut zu.

Auch gegen Stuttgart, das sich durch einen Platzverwe­is nach rüdem Foul von Naouirou Ahamada mit offener Sohle gegen Amadou Haidara früh selbst dezimierte (13.) hatte, wurde das RB-Problem deutlich. Leipzig belagerte den Strafraum der zehn Stuttgarte­r wie beim Handball, feuerte aber in der ersten Hälfte neun Torschüsse ohne Erfolg ab. Der defensive Mittelfeld­mann Haidara erlöste RB dann zu Beginn der zweiten mit einem wuchtigen Kopfball nach Flanke aus dem Halbfeld von Dani Olmo (46.). Emil Forsberg erhöhte nach Foul an ihm selbst per Elfmeter zum 2:0 (67.). Doch Angeliño, Olmo & Co. vergaben noch zahlreiche weitere Hochkaräte­r. Das muss konsequent­er und zielstrebi­ger werden, wenn Leipzig die Bayern in der kommenden Saison ernsthafte­r in Schwierigk­eiten bringen will.

 ??  ?? Wataru Endo (l.) hatte mit dem VfB Stuttgart am Sonntag keine Chance. Christophe­r Nkunku und RB Leipzig kontrollie­rten komplett das Geschehen.
Wataru Endo (l.) hatte mit dem VfB Stuttgart am Sonntag keine Chance. Christophe­r Nkunku und RB Leipzig kontrollie­rten komplett das Geschehen.

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