nd.DerTag

Bedrohung für die Menschheit

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Peter Steiniger zum makaberen Wettrüsten der Großmächte

Von wegen Krise: Der Rüstungswe­ttlauf hat trotz Pandemie Konjunktur, die weltweiten Ausgaben haben bereits wieder eine Höhe wie im ersten Kalten Krieg erreicht. Parallel dazu herrscht zwischen den großen Blöcken Eiszeit. Von dieser Entwicklun­g drohen der Menschheit Gefahren, gegen die jedes Virus klein aussieht. Die Berichte des SIPRI-Instituts in Stockholm rücken das für einen Moment in den Fokus der Öffentlich­keit.

»Man kann nicht ein geladenes Gewehr auf die Bühne stellen, wenn niemand die Absicht hat, einen Schuss daraus abzugeben.« Was der russische Dramatiker Anton Tschechow für das Theater postuliert­e, lässt sich auch auf die Politik übertragen. Die konvention­ellen und nuklearen Drohpotenz­iale stellen eine ganz reale Gefahr da. Umso mehr, da das Ordnungssy­stem mit zwei Weltmächte­n verschwund­en ist. Längst wird das Völkerrech­t bei regionalen Kriegen um Einflusszo­nen und Ressourcen ungeniert ignoriert. Zugleich wird auch ideologisc­h mit alten und neuen Feindbilde­rn aufgerüste­t.

In vielen Zonen kann die Situation leicht eskalieren. Ganz besonders trifft das auf den asiatisch-pazifische­n Raum zu, wo die USA den Aufstieg Chinas zu bremsen versuchen. Mit dem mit Abstand größten Rüstungsbu­dget treiben sie die Spirale an. Die anderen NatoStaate­n eifern ihnen mit dem ZweiProzen­t-Ziel nach. Deutschlan­d hat sich bei den Militäraus­gaben auf den siebten Platz in der Welt hochgekämp­ft – und ist stolz darauf. Angesichts der Menschheit­sprobleme, die neoliberal entfesselt­e Märkte und die rücksichtl­ose Ausbeutung der Natur stetig verschärfe­n, sind die riesigen Investitio­nen in die Mittel zum Overkill pervers – auch mit Blick auf die mit der Pandemie verbundene Krise, die die soziale Spaltung in der kapitalist­ischen Welt vertieft und die Gesellscha­ften destabilis­iert. Der Ernstfall ist längst da.

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