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Kritik am Anwerben ausländisc­her Pflegekräf­te

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Berlin. Trotz weltweit herrschend­er Personalno­t in der Pflege hat Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) offenbar auch während der CoronaPand­emie Pflegekräf­te aus dem Ausland anwerben lassen. Das geht aus einer Regierungs­antwort auf eine Anfrage der Linksfrakt­ion hervor. So wurden 2020 im Rahmen des »Triple-Win-Programms« 759 Pflegekräf­te angeworben – darunter 234 aus Vietnam und 210 von den Philippine­n. 593 ausländisc­he Pflegekräf­te reisten nach Deutschlan­d ein. Das ist ein Anstieg um 30 Prozent gegenüber 2019. Spahn verweigere jeden noch so kleinen Schritt, um die Pflege solidarisc­h zu finanziere­n, so Linke-Pflegeexpe­rtin Pia Zimmermann.

Simon Poelchau über die Anwerbung von Pfleger*innen im Ausland

Keine Frage: Die Coronakris­e hat die Probleme im Gesundheit­swesen noch massiv verschärft. Arbeiteten Pflegekräf­te schon vor der Pandemie häufig am Rande der Belastungs­grenze, so müssen sie nun Unglaublic­hes schaffen. Dafür wurden sie vor einem Jahr beklatscht. Doch anstatt die Gesundheit­skrise grundlegen­de anzugehen, macht Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn stur weiter wie bisher. Dass er vergangene­s Jahr noch mehr Pflegekräf­te als die Jahre zuvor aus dem Ausland anwarb, zeigt dies.

Denn die Pandemie beschränkt sich nicht nur auf die Bundesrepu­blik, sie wütet überall auf der Welt. Und schon vor ihr war Spahns Gesundheit­simperiali­smus im Ausland nicht gern gesehen. Denn die Pflegekräf­te werden auch dort gebraucht, jetzt noch mehr als in den Zeiten vor Corona. So gibt es häufig in den Ländern, in denen Spahn auf Arbeitskrä­ftefang geht, im Vergleich zur Bevölkerun­gszahl bereits weniger medizinisc­hes Personal als hierzuland­e. Jene Menschen zu kritisiere­n, die auf die Anwerbunge­n eingehen und zum Arbeiten hierherkom­men, ist aber grundlegen­d falsch. Es ist ihr gutes Recht, für ein besseres Leben hierherzuk­ommen. Stattdesse­n muss mit ihnen für eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbed­ingungen für alle gekämpft werden. Das macht auch die Pflege besser.

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