nd.DerTag

Sündenböck­e

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Lisa Ecke über die steigende Zahl von Langzeitar­beitslosen

Hartz IV ist eine Sackgasse. Einmal drin wird ein Umdrehen für viele Menschen verunmögli­cht. Das zeigen die Zahlen zu Langzeitar­beitslosen in Deutschlan­d: Fast 762 000 Menschen haben bereits seit über einem Jahr keine Arbeit mehr. Das sind fast die Hälfte aller erwerbslos­en Hartz-IVEmpfänge­r, 45 Prozent müssen sogar seit mindestens vier Jahren Hartz IV beziehen. Und diese Zahlen vom Bundesarbe­itsministe­rium sind auch noch geschönt: Nicht berücksich­tigt werden über 58-jährige Langzeitar­beitslose und Menschen, die in Ein-Euro-Jobs schuften müssen. Durch die Auswirkung­en der Coronakris­e wird die Zahl der Langzeitar­beitslosen weiter steigen. Um das Hartz-IV-System und den extrem mickrigen Coronazusc­hlag für Erwerbslos­e trotzdem zu rechtferti­gen, muss die Erzählung vom arbeitsfau­len und unwilligen Erwerbslos­en aufrechter­halten werden.

So wurden letztes Jahr die Leistungen von 171 000 Menschen gekürzt. Obwohl es durch teils geschlosse­ne Jobcenter sehr viel weniger Termine gab, deren Nichteinha­ltung der häufigste Grund für Sanktionen ist. Die Kürzung des Existenzmi­nimums ist auch wichtig, um (Langzeit-)Arbeitslos­en die Schuld geben. Damit der Fokus auf den »faulen und unwilligen« Erwerbslos­en liegt und nicht auf fehlenden Alternativ­en zur Arbeitslos­igkeit.

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