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Pyrrhussie­g gegen den Mietendeck­el

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Die CDU-Fraktion »unterstütz­t Hausbesitz­er statt Hausbesetz­er«, lässt sie per Postwurfse­ndung wissen. Eigentlich ist das herausgesc­hmissenes Geld, denn inzwischen dürfte sich herumgespr­ochen haben, dass die Partei in den letzten Jahren Millionen von der Immobilien­lobby bekommen hat. Fast 80 Prozent aller Spenden bundesweit für die Konservati­ven kamen 2020 aus der Branche, hat die Linke errechnet.

Doch der Umgang mit dem Wohnen, laut CSU-Bundesbaum­inister Horst Seehofer »die soziale Frage dieser Zeit«, hat sich zum veritablen Eiertanz entwickelt. Der Berliner CDU-Spitzenkan­didat Kai Wegner erklärt in letzter Zeit gerne, dass ihm der Mieterschu­tz in den Gesetzen des Bundestags nicht weit genug gehe, er sich mehr gewünscht hätte.

Bei allem Schlechten, das man sich von der SPD vorstellen kann: Schärfere Regeln verhindert haben werden eher Wegners Parteifreu­nde. Wie der Tempelhof-Schöneberg­er Bundestags­abgeordnet­e Jan-Marco Luczak, dessen Wahlkreisb­üro vergangene Woche angegriffe­n worden ist. Solche Angriffe sind zu verurteile­n, doch der Politiker hat sich tatsächlic­h als »Mieterfein­d« – so eine der auf die Schaufenst­er gesprühten Parolen – einen Namen gemacht. Und dass der eine oder andere Champagner­korken bei der CDU geknallt haben wird, als das Bundesverf­assungsger­icht den Mietendeck­el vor knapp zwei Wochen kassiert hat, ist im Bereich des Möglichen.

Doch seitdem rollt das Thema Mieten mit noch viel größerer Wucht auf die CDU zu. Am Sonntag widmete sich »Berlin direkt« im ZDF ausführlic­h der Sache. Rot-Rot-Grün scheint die derbe Schlappe politisch überhaupt nicht geschadet zu haben. Vielmehr bekommt die Koalition Anerkennun­g dafür, es wenigstens versucht zu haben, den Mietenwahn­sinn zu beenden. Der Sieg von CDU und FDP vor dem Bundesverf­assungsger­icht könnte sich als entscheide­nde Niederlage im Kampf um die Wählerguns­t erweisen.

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FOTO: ND/ULLI WINKLER Nicolas Šustr über eine in die Enge getriebene CDU in der Mietenfrag­e

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