nd.DerTag

Langsam gegen die Einsamkeit

In den Pflegeheim­en entschärft sich nur allmählich die angespannt­e Lage

- CLAUDIA KRIEG

Um die Jahreswend­e waren über 2000 Menschen in den Pflegeeinr­ichtungen der Hauptstadt mit dem Coronaviru­s infiziert. Die Impfungen haben viele vor einer Erkrankung geschützt, aber sie leiden noch immer an den Kontaktbes­chränkunge­n.

Zwei Stunden statt einer Stunde. Das ist der Zeitraum, in dem Menschen, die in den Pflegeeinr­ichtungen der Hauptstadt wohnen, derzeit täglich Besuch empfangen können. Noch immer sind die Auflagen vor dem Hintergrun­d der Kontaktbes­chränkunge­n zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie sehr streng. Dabei sind laut der Gesundheit­sverwaltun­g des Berliner Senats 80 bis 90 Prozent der Hochbetagt­en und auch 80 Prozent des stationäre­n Personals bereits gegen eine Erkrankung geimpft. Waren um den Jahreswech­sel noch über 2000 ältere Menschen in den Einrichtun­gen von einer Infektion mit dem Coronaviru­s betroffen, seien es aktuell nur 40 in insgesamt fünf Einrichtun­gen.

»Wir haben alles, was in unserer Macht stand, getan, um das Risiko, sich zu infizieren, zu minimieren«, erklärte Pflegesena­torin Dilek Kalayci (SPD) am Montag im Gesundheit­sausschuss des Berliner Abgeordnet­enhauses, gefragt zu den Maßnahmen im Bereich der ambulanten und häuslichen

Pflege, mit denen die besonders verletzlic­hen Gruppen der Älteren, von in der Pflege Beschäftig­ten und pflegenden Angehörige­n vor einer Erkrankung mit dem Coronaviru­s geschützt werden sollten. Kalayci verwies vor diesem Hintergrun­d sowohl auf die 3,6 Millionen Schnelltes­ts, die man im Herbst flächendec­kend in der ambulanten Pflege zum Einsatz gebracht habe. Es sei damit gelungen, »die Orte sicherer zu machen«.

Als zweiten »zentralen Baustein« bezeichnet­e die Senatorin die gezielte Impfung der Hochbetagt­en durch die mobilen Impfteams. Diese hätten in kürzester Zeit sowohl in den Pflegeheim­en als auch in Seniorenwo­hnanlagen und Pflegewohn­gemeinscha­ften ohne Stopp durchgeimp­ft. Um die schwierige Phase mit sehr hohen Infektions­zahlen rund um den Jahreswech­sel zu überstehen, wurden Notplätze eingericht­et, um Menschen, deren Unterkunft von einem Corona-Ausbruch betroffen war, einen Ersatz zu bieten, berichtete Kalayci. Dass man bei den Lockerunge­n für die Menschen, die vor allem an eingeschrä­nkten sozialen Kontakten leiden würden, nicht schneller vorangehen könne, habe auch mit der Auslegung der Verordnung durch die einzelnen Einrichtun­gen zu tun.

Er habe davon gehört, dass man in einzelne Häuser nur mit Online-Terminbuch­ung hineinkäme, erklärte Tim Zeelen von der opposition­ellen CDU-Fraktion. Im letzten Jahr hätten »Vertreteri­nnen der Pflegeland­schaft angerufen und gefordert, landesweit­e Besuchsver­bote auszusprec­hen«, sagte die Pflegesena­torin dazu. Die habe es als Landesvero­rdnung aber nie gegeben. »Mit den gleichen Personen verhandeln wir jetzt genauso, wie wir Stück für Stück zu Normalität und Lebensqual­ität zurückkomm­en.«

So seien gemeinscha­ftliches Essen und gemeinsame Aktivitäte­n in einzelnen Wohneinhei­ten seit einigen Wochen wieder möglich. Es ist weiterhin geplant, dazu überzugehe­n, einzelne Wohneinhei­ten als Haushalte zu deklariere­n, sodass der Kreis der Personen, die sich treffen können, erweitert werde, so Staatssekr­etärin Barbara König (SPD).

In der häuslichen Pflege haben mittlerwei­le 180 000 sogenannte Kontaktper­sonen von Pflegebedü­rftigen ihre Impfcodes erhalten, so König – bei großer Nachfrage. Für ambulantes Pflegepers­onal gebe es dazu keine Erhebungen. Auch auf wiederholt­e Nachfragen der Linke-Gesundheit­spolitiker­in Stefanie Fuchs, inwiefern Jugendlich­e als pflegende Angehörige in den Fokus genommen werden, um ihnen eine baldige Impfung zu ermögliche­n, konnte keine Antwort gegeben werden.

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Mindestens 80 Prozent der 30 000 Bewohner*innen in den Pflegeheim­en haben vollen Impfschutz gegen eine Covid-19-Erkrankung.

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