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Neue Dimension

Der teuerste Trainerwec­hsel der Fußballges­chichte ist perfekt: Der FC Bayern München angelt sich Leipzigs Julian Nagelsmann.

- MAIK ROSNER, MÜNCHEN

jit dem sertrag bis 2M2S gibt Bayern jünchen dem 33 gahre alten gulian Nagelsmann einen großen sertrauens­J vorschuss. eansi clicks sertrag wird dagegen aufgelöst. br kann damit den Bundestrai­ner goachim Löw beerben.

In den allermeist­en Fällen versendet der FC Bayern München Pressemitt­eilungen penibel zur vollen Stunde. Diesmal aber zeigte die Uhr 10.42 an. Diese Nachricht konnte nicht länger warten: RB Leipzig-Trainer Julian Nagelsmann tritt am 1. Juli in München die Nachfolge von Hansi Flick an. Flicks noch bis 2023 laufender Vertrag wird aufgelöst, wie die Münchner ebenfalls wissen ließen. Für den seit November 2019 beim FC Bayern amtierende­n Chefcoach ist damit der gewünschte Weg frei, um nach der EM im Sommer die Nachfolge von Bundestrai­ner Joachim Löw anzutreten. Eine Ablöse wird dafür nicht mehr fällig. Diese hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) stets ausgeschlo­ssen. Ob Flick auf Gehalt oder Prämien verzichtet oder Entschädig­ungen geleistet werden, teilte der FC Bayern lieber nicht mit.

Was Nagelsmann anging, wirkte es derweil ein bisschen so, als könne es den Bayern gar nicht schnell genug gehen, die frohe Kunde zu überliefer­n, die sich am Montag schon inoffiziel­l übers ganze Land verbreitet hatte. Es schien, als sei am bajuwarisc­hen Hofe eine sich anbahnende Traumhochz­eit perfekt geworden, von der das Volk schnellstm­öglich unterricht­et werden sollte. Der aufstreben­de und umschwärmt­e Prinz Nagelsmann, 33, und die Monarchenf­amilie des ruhmreiche­n FC Bayern, 121, wirkten in großer Eile und bis über beide Ohren ineinander verliebt. Für dieses Bild sprach auch, dass sie sich vertraglic­h gleich derart fest in die Arme schlossen, dass sich der bisherige Partner Flick, 56, nach seiner eigenmächt­igen Abschiedsa­nkündigung fast ein wenig wie ein Verstoßene­r vorkommen musste. Nagelsmann jedenfalls erhält einen Vertrag über fünf Jahre bis zum 30. Juni 2026. Flick erhielt immerhin offizielle Danksagung­en für die bisher sechs gesammelte­n Titel.

»Allein schon Julians Vertragsla­ufzeit von fünf Jahren zeigt, wie sehr er sich mit dem FC Bayern identifizi­ert«, sagte Vorstand Oliver Kahn und verwies damit auf Nagelsmann­s große Sympathie für den Verein seit seinen Kindheitst­agen in Landsberg am Lech unweit von München. Er sei überzeugt, dass man »sehr erfolgreic­h« zusammenar­beiten werde, so Kahn weiter. Am 1. Januar 2022 wird Kahn die Geschäfte von Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge vollständi­g übernehmen, der in der Mitteilung nicht zitiert wurde – ein Hinweis darauf, dass Nagelsmann schon als Kahn-Personalie wahrgenomm­en werden soll. Der Leipziger Coach, dem Bayerns Präsident Herbert Hainer eine bereits »beeindruck­ende Laufbahn« attestiert­e, berichtete am Dienstagna­chmittag von sehr schnell abgeschlos­senen Telefonges­prächen über seinen Wechsel. »Recht kurz und schmerzlos« seien die Unterredun­gen gewesen, sagte er in einer Videokonfe­renz.

Das lag auch daran, dass sich die Parteien von vornherein sehr einig waren, miteinande­r arbeiten zu wollen. Inhaltlich­e Vereinbaru­ngen habe es noch gar nicht gegeben, erzählte Nagelsmann weiter, er sagte: »Ohne dass ich das schriftlic­h habe, weiß ich, was auf mich zukommt.« Bedenken zum Übergang in »die andere Welt« beim FC Bayern oder gar Angst vor der Arbeit mit dem Starensemb­le habe er nicht. Er verspüre schlicht »Respekt«, aber auch »Überzeugun­g«, wie vor jeder neuen Aufgabe. Den Leipzigern versprach er, sich zum Abschied um den Gewinn des DFB-Pokals zu bemühen. Und danach, für seinen Umzug zu seiner bereits bei München wohnenden Familie, werde er »keinen Bus mieten und noch ein paar Spieler einpacken«, wie er scherzte.

Leipzigs Innenverte­idiger Dayot Upamecano hatten die Bayern allerdings schon zuvor für 42,5 Millionen Euro zur kommenden Saison verpflicht­et. An zwei sehr wichtigen Positionen haben sie damit Löcher in die Belegschaf­t des Konkurrent­en gerissen. Zudem verriet Nagelsmann, dass er auch seine langjährig­en Assistente­n Benjamin Glück und Timmo Hardung mit nach München nehmen werde, wie 2019 bereits von Hoffenheim nach Leipzig. Mehr Überläufer nach München soll es aber nicht geben. »Alles andere kostet dann noch mal 30 Millionen«, witzelte Leipzigs Vorstandsc­hef Oliver Mintzlaff, der zuvor schon über die Rekordablö­se für Nagelsmann angemerkt hatte: »Für 23 Millionen hätten wir ihn nicht gehen lassen.«

Unabhängig von der genauen Summe ist Nagelsmann­s Wechsel definitiv der teuerste Trainertra­nsfer der Welt – weit vor dem des Portugiese­n André Villas-Boas, der 2011 mit ebenfalls 33 Jahren vom FC Porto zum FC Chelsea überlief und rund 15 Millionen Euro Ablöse gekostet haben soll. Seine Amtszeit in London endete aber noch vor dem Saisonende. Das soll Nagelsmann nun nicht passieren.

Die hohe Ablöse und die lange Vertragsla­ufzeit bedeuten einen großen Vorschuss an Vertrauen und zugleich wohl auch, dass sie sich in München absichern wollen gegen die neuen Gegebenhei­ten auf dem Trainermar­kt mit den zunehmende­n Abwerbunge­n. Vor allem aber bedeutet die langfristi­ge Vereinbaru­ng, dass sie mit Nagelsmann eine neue Ära planen. Und vielleicht stellt sich so eine nun auch mit Flick als Bundestrai­ner ein.

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Zwei glückliche cußballtra­iner: eansi click (l.) darf weg vom cC Bayern und dürfte neuer Nationaltr­ainer werden. gulian Nagelsmann hingegen übernimmt clicks gob in jünchen.

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