nd.DerTag

Weiter gefragt: Corona-Geduld

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Markus Drescher über die Signale des Impfgipfel­s

Diese Pandemie hat vieles hervorgebr­acht, darunter – begünstigt durch die Möglichkei­ten der deutschen Sprache, zusammenge­setzte Wörter zu bilden – eine Flut an Neologisme­n. Ein »Corona« davor etwa, und voilà. Bisher nicht in der Liste der Wortneusch­öpfungen des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache zu finden ist die Corona-Geduld. Dabei ist es die Geduld der Menschen, die in der Krise wohl auf die härteste Probe gestellt wird.

Auch jetzt, mit dem Fortschrei­ten der Impfkampag­ne, mit der vom Impfgipfel eröffneten Aussicht, dass im Juni die Impfpriori­sierung aufgehoben werden soll, und mit den angestrebt­en Erleichter­ungen für die Geimpften und Genesenen ist Langmut noch längst kein Corona-Auslaufmod­ell. Diejenigen, die bereits immunisier­t wurden, werden sie weiterhin genauso brauchen, wie diejenigen, die noch auf ihre Impfung warten müssen. Ebenso die, die mit dem Erreichen einer dann postpandem­ischen Normalität die Hoffnung verbinden, wieder ihre Existenz sichern zu können.

Das Ziel ist schon zu erkennen, aber alles andere als in greifbarer Nähe. Dies glaubhaft, verständli­ch und verlässlic­h zu kommunizie­ren, Perspektiv­en aufzuzeige­n, ohne falsche Hoffnungen zu wecken, sowie Unwägbarke­iten klar zu benennen, ist jetzt eine der wichtigste­n Aufgaben der Verantwort­lichen. Damit in dieser vermeintli­chen Endphase der Pandemie nicht noch mehr gesellscha­ftlicher Schaden entsteht. Nicht in noch mehr Konflikten dürfen sich Menschen unversöhnl­ich gegenübers­tehen.

Umso wichtiger ist dieses Anliegen, da der beginnende Bundestags­wahlkampf die Gefahr birgt, dass sich Parteien und Politiker*innen einen Überbietun­gswettbewe­rb in Sachen Öffnungsve­rsprechen und -forderunge­n liefern. Corona-Geduld – auch sie müssen diese nun aufbringen.

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