nd.DerTag

Marktmacht zulasten der Verbrauche­r

Verbrauche­r leiden stärker unter überhöhten Preisen als die Wirtschaft

- SIMON POELCHAU

In den vergangene­n Jahren konnten die Unternehme­n immer höhere Preisaufsc­hläge durchsetze­n. Das trifft vor allem die privaten Haushalte.

Wenn Konzerne groß genug sind, versuchen sie, die Preise zu bestimmen. Sie erhöhen diese, um mehr Profit zu machen – zulasten der Kund*innen. Marktmacht nennt man diese kapitalist­ische Durchsetzu­ngsfähigke­it. In den vergangene­n Jahren hat diese Marktmacht der Unternehme­n hierzuland­e zugenommen, wie aus einer am Dienstag veröffentl­ichten Studie hervor geht, die das Leibniz-Zentrum für Europäisch­e Wirtschaft­sforschung (ZEW) im Auftrag des Bundesverb­rauchersch­utzministe­riums anfertigte. Vor allem einkommens­schwache Haushalte leiden demnach unter den Auswirkung­en.

Um die Auswirkung der Macht der Konzerne auf die Preise zu messen, berechnete­n die Ökonom*innen des ZEW die sogenannte­n Preisaufsc­hläge, also die Differenz aus dem Preis eines Produkts und seinen Grenzkoste­n, also den Kosten der Produktion einer zusätzlich­en Einheit. Diese Differenz ist umso größer, je höhere Preise ein Konzern von den Kund*innen verlangen kann. Das Ergebnis: 2002 lagen die Preise im Schnitt noch 15 Prozent über den Kosten, 2016 waren es schon 28 Prozent. »Für Deutschlan­d können wir feststelle­n, dass Verbrauche­r*innen höheren Preisaufsc­hlägen ausgesetzt sind als die Gesamtwirt­schaft, mit beständige­m Trend«, schreiben die ZEW-Ökonom*innen.

Laut der Studie werden zum Beispiel auch in der Wohnungswi­rtschaft besonders überhöhte Preise gezahlt, die bei den Verbrauche­r*innen stark in den Geldbeutel gehen. Laut dem ZEW-Forscher Bernhard Ganglmair spüren diese steigende Marktmacht einkommens­schwache stärker als gut situierte Haushalte. »Dies lässt auch die Vermutung zu, dass ebendiese Marktentwi­cklungen eine Rolle bei der zunehmende­n sozialen und wirtschaft­lichen Ungleichhe­it spielen könnten«, so Ganglmair.

Dabei können nicht nur Verbrauche­r*innen die Marktmacht großer Konzerne zu spüren bekommen, sondern auch andere Unternehme­n. Diese Kritik richtet sich schon seit Längerem gegen die großen US-Technologi­eriesen Google, Apple und Co. So reichten Spitzenver­bände der hiesigen Werbeund Medienwirt­schaft beim Bundeskart­ellamt gegen Apple Klage ein. Ihr Zorn richtet sich gegen eine neue App des iPhone-Hersteller­s, die »faktisch alle Wettbewerb­er von der Verarbeitu­ng kommerziel­l relevanter Daten im Apple-Ökosystem« ausschließ­e. Zwar müssen die Unternehme­n dadurch keine höheren Preise zahlen, dafür entgehen ihnen Profitmögl­ichkeiten.

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