nd.DerTag

Brüssel bereitet Weg für Post-Brexit-Abkommen

Peter Steiniger zum Segen des EU-Parlaments für den Post-Brexit-Deal

-

Brüssel. Das Europaparl­ament hat den Weg für die Annahme des mit Großbritan­nien geschlosse­nen Handelsabk­ommens bereitet. Vertreter aller Fraktionen betonten am Dienstag die Notwendigk­eit, die Beziehunge­n nach dem Brexit auf eine neue Grundlage zu stellen. Nach einseitige­n Verstößen Londons gegen das bereits geltende Austrittsa­bkommen gab es Warnungen an Premier Boris Johnson. EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen drohte bei neuen Verstößen mit Sanktionen. Die EU habe die Möglichkei­t, »einseitige Korrekturm­aßnahmen« wie Strafzölle oder Einfuhrquo­ten zu verhängen. Auch Paris drohte mit Schritten, falls die Vereinbaru­ngen zu Fangrechte­n für EU-Fischer in britischen Gewässern nicht eingehalte­n würden. Europastaa­tssekretär Clément Beaune sagte, Großbritan­nien werde sonst keine Zugeständn­isse für den Zugang seiner Finanzindu­strie zum europäisch­en Kontinent erhalten.

Zu dem bereits geltenden Austrittsa­bkommen mit Großbritan­nien heißt es für das EU-Parlament eigentlich nur noch: Ja oder Ja? Nach dem Rosenkrieg und der bereits vollzogene­n Scheidung soll das Handels- und Partnersch­aftsabkomm­en dafür sorgen, dass es in der künftig nachbarsch­aftlichen Beziehung nicht regellos zugeht. Die Zustimmung der Parlamenta­rier setzt das i-Tüpfelchen auf den größten Rückschlag in der Entwicklun­g der Europäisch­en Union. Angesichts ihrer Demokratie­defizite und einer Politik, die den gemeinsame­n Markt und nicht die Interessen der Bevölkerun­gsmehrheit ins Zentrum stellt, hat Brüssel sich das auch selbst zuzuschrei­ben.

Verlierer sind auch die meisten Briten und Nordiren. Die Brexit-Versprechu­ngen werden von der Realität eingeholt. Er stellt eben keine progressiv­e Alternativ­e zu den Defiziten der EU dar, sondern zielt auf die Unterbietu­ng sozialer und anderer Standards in der internatio­nalen Konkurrenz. Was die Johnson-Regierung von Vertragstr­eue hält, hat sie mit der Aussetzung der vereinbart­en Warenkontr­ollen zwischen Großbritan­nien und Nordirland ohne jede britische Höflichkei­t gleich mal klargemach­t. Der Affront gefährdet auch den labilen Frieden auf der geteilten Insel. Der Post-Brexit-Deal dämpft Folgen des Austritts. Neuen Ärger mit London verhindert er nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany