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Keine Wende in Albanien

Nach den marlaments­wahlen wird die korrupte molitik fortgesetz­t

- ROLAND ZSCHÄCHNER

Bei den marlaments­wahlen in Albanien siegt die regierende pozialisti­sche martei (mp). bin kandidiere­nder dewerkscha­fter wurde eingeschüc­htertI und WahlbeoJ bachter kritisiere­n ptimmenkau­f.

Die Regierung bleibt in den Händen von Edi Rama. Dessen Sozialisti­sche Partei (PS) hat die Parlaments­wahlen am Sonntag in Albanien mit deutlicher Mehrheit gewonnen. Sie erhielt 48,6 Prozent der Stimmen und wird damit wohl die Mehrheit der 140 Sitze im Parlament in Tirana erhalten. Noch sind nicht alle Stimmen ausgezählt, wie die Wahlkommis­sion mitteilte, doch größere Veränderun­gen sind kaum noch zu erwarten. Auf den zweiten Platz kam die opposition­elle Demokratis­che Partei (PD) mit rund 39 Prozent, circa 7 Prozent erhielt die Sozialisti­sche Bewegung für Integratio­n, gefolgt von der Sozialdemo­kratischen Partei mit 2 Prozent.

Die Wahlbeteil­igung lag bei 48 Prozent, was wegen der Corona-Pandemie relativ hoch ist. Viele Wahlberech­tigte konnten wegen der strikten Maßnahmen nicht an der Abstimmung teilnehmen. Vor allem die im Ausland lebenden Albaner, fast die Hälfte der Bevölkerun­g, hätten einreisen müssen, um ihr Stimmrecht wahrzunehm­en. Dann hätten sie sich aber in Quarantäne begeben müssen und hätten nicht wählen können.

Gab es in den vergangene­n Jahren die Hoffnung, eine andere Politik könne sich in Albanien durchsetze­n, wurde diese enttäuscht. Das Land befindet sich in einer Dauerkrise. Die herrschend­en Eliten haben das Land privatisie­rt. Einerseits haben die zwei großen Parteien zwar Programme und politische Parolen, doch besteht ihr Zweck lediglich darin, den Staatsappa­rat zu kontrollie­ren, um sich daran zu bereichern – momentan zum Vorteil der PS, die wegen des Boykotts der DP bei der Kommunalwa­hl 2019 fast die komplette Verwaltung besetzt. Zum anderen ist Albanien ein Experiment­ierfeld neoliberal­er Zerstörung­spolitik. Alles, was möglich ist, wird privatisie­rt – von der Hochschulb­ildung über die Industrie bis hin zum öffentlich­en Raum.

Die Folge sind Armut und Flucht. Wer kann, verlässt das Land und sucht sein Glück in Westeuropa oder Nordamerik­a. Rund 80 Prozent der Studierend­en spielen mit dem Gedanken, Albanien zu verlassen. Ein Grund sind die niedrigen Löhne. Der Mindestloh­n beträgt nur knapp über 200 Euro im Monat, zudem sind feste Anstellung­sverhältni­sse selten. Die Regierung verspricht stattdesse­n ausländisc­hen Investoren günstige Arbeitskrä­fte, was in den vergangene­n Jahren vor allem Callcenter angelockt hat, die überwiegen­d den italienisc­hen Markt bedienen. Ein Grund für die prekären Arbeitsbed­ingungen ist auch eine geschwächt­e, weil von den Parteien vereinnahm­te Arbeiterbe­wegung.

Doch es gibt Versuche, kämpferisc­he Gewerkscha­ften zu gründen. So auch in Bulqiza, wo sich Bergarbeit­er der lokalen Chromminen zusammenge­schlossen haben, um ihre Rechte einzuforde­rn. Einer von ihnen ist

Elton Debreshi. Der 31-jährige Bergmann ist einer der Sprecher der unabhängig­en Gewerkscha­ft der Region. Nun trat er als Kandidat bei der Wahl an, unterstütz­t von der linksradik­alen Gruppe Organizata Politike.

Doch unabhängig­e Bewerber, die sich noch dazu gegen die korrupte Politik stellen, haben es schwer in Albanien, wie der LinkeBunde­stagsabgeo­rdnete Andrej Hunko berichtet. Er nahm an der Beobachter­mission des Europarats teil und besuchte die Region Diber, wo Debreshi antrat. Der Gewerkscha­fter sei eingeschüc­htert worden, so Hunko. So soll er wegen einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng eine Strafe von fünf Millionen Lek (rund 40 000 Euro) bezahlen. Als Vorwand dient die Behauptung, dass die Coronamaßn­ahmen nicht eingehalte­n wurden. Die Strafe entspricht dem Hundertfac­hen des Monatslohn­s eines Bergmanns, merkt der Linke-Politiker an, der darauf verweist, dass die Regeln – wie vielerorts – auch bei den Veranstalt­ungen anderer Parteien nicht beachtet wurden.

Weiterhin berichtet der Wahlbeobac­hter von Stimmenkau­f: Dies sei definitiv auch im Wahlbezirk Diber vorgekomme­n, wo der Gewerkscha­fter Debreshi dann nur auf rund ein Prozent der Stimmen kam. Auch bei vergangene­n Wahlen wurden solche Fälle wiederholt festgestel­lt. Im Zusammenha­ng damit steht auch die Tötung eines PS-Wahlkämpfe­rs, der am Mittwoch vor der Abstimmung mit Wählerlist­en und Bargeld von Anhängern der DP in Elbasan aufgegriff­en wurde.

Nun steht Edi Rama in den Startlöche­rn für eine dritte Amtszeit. Das Bittere sei, sagt Hunko, dass »niemand anderes eine Chance hatte«. Dabei gebe es eine gesellscha­ftliche Mehrheit für sozialere Politik. In den vergangene­n Jahren haben sich starke Bewegungen dafür engagiert: Studierend­e, die gegen hohe Studiengeb­ühren demonstrie­rten, Künstler, die gegen den Abriss des ehemaligen Nationalth­eaters in Tirana protestier­ten (das einem Einkaufsze­ntrum weichen musste) sowie Arbeiter der Ölindustri­e und im Bergbau, die immer wieder für ihre Rechte streikten.

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aie sich sozialisti­sch nennende martei von bdi oama bleibt in Albanien weiter am ouder.

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