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Räuberpist­olero

Corona-Verharmlos­er Wolfgang Wodarg will ins Parlament

- DIETER HANISCH

Der Lungenarzt Wolfgang Wodarg aus dem Kreis Schleswig-Flensburg bricht im Seniorenal­ter zu neuen Ufern auf: Er wurde jetzt zum Spitzenkan­didaten der Corona-Rebellen-Partei Die Basis für die Bundestags­wahlen in Mecklenbur­g-Vorpommern auserkoren.

Der 74-Jährige gehörte im März des vergangene­n Jahres zu den ersten Medizinern, die das SARS-Cov-2-Virus als harmlose Erscheinun­g verniedlic­hten und von einer unnötigen Panikmache sprachen. Seither wurde er von »Querdenker­n« immer wieder als prominente Vorzeige-Referenzpe­rson angeführt. Nun ist er in vorderster Reihe bei der neuen Basisdemok­ratischen Partei Deutschlan­d – Die Basis gelandet, die sich im Juli 2020 konstituie­rt hat und es Stand Mitte März auf 11 000 Mitglieder bringt. Bei der Landtagswa­hl in Baden-Württember­g erreichte die Minipartei, die sich aus der Parteiinit­iative Widerstand 2020 gebildet hat, 1,0 Prozent der Stimmen.

Nun hat sie sich also Wodarg für ihre Schwurbelf­antasien geangelt. Der saß von 1994 bis 2009 für die SPD im Bundestag. Das Parteibuch der Sozialdemo­kraten, das er sich 1988 zulegte, hat er nach eigenen Angaben vor wenigen Tagen zurückgege­ben. Seine pseudowiss­enschaftli­che Corona-Bewertung bezeichnet­e SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach als »Räuberpist­ole«.

Schon 2009 legte sich Wodarg als Gegner von Impfungen gegen die Schweinegr­ippe mit wissenscha­ftlichen und politische­n Gremien an und geißelte die Pharmaindu­strie, der er vorwarf, unter dem Deckmantel der Pandemiebe­kämpfung stattliche 18 Milliarden US-Dollar verdient zu haben.

Nach eigener Aussage hatte er mit der Politik abgeschlos­sen, doch weil jetzt »welche am Ruder« seien, die man »nicht weiter steuern lassen« könne, fühle er sich berufen, wieder politisch zu agieren. Da die Spitzenkan­didaten in Schleswig-Holstein bereits aufgestell­t wurden, sei er nach Mecklenbur­gVorpommer­n ausgewiche­n, weil dort auch seine Eltern geboren wurden.

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