nd.DerTag

Satirische­r Protest im Villenvier­tel

Am 1. Mai wird nicht nur in der Berliner Innenstadt demonstrie­rt, sondern auch im »Problemkie­z« Grunewald

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Neben den Demonstrat­ionen in Neukölln und Kreuzberg soll es am 1. Mai auch wieder eine bunte Protestakt­ion im Villenvier­tel Grunewald geben. »Es wird Zeit: Die Vermögende­n dieser Stadt müssen in Bewegung kommen«, heißt es in einem Aufruf. Mit einer Fahrradste­rnfahrt wollen die Demonstran­ten am »Tag der sozialen Arbeit« mittags aus Wedding, Lichtenber­g und Neukölln nach Grunewald fahren und dort am Nachmittag protestier­en: »Klingeling, Hausbesuch beim Kapital!« Und weiter: »Es wird Zeit, dass die Grunewalde­r die Umverteilu­ng ihres Vermögens auf die Kette kriegen.« Auch in den letzten Jahren hatte es bunte und satirische Demonstrat­ionen am 1. Mai in Grunewald gegeben. Im vergangene­n Jahr war wegen der Corona-Pandemie nur ein kleiner Autokorso erlaubt worden. In diesem Jahr forderte die Initiative MyGruni die Teilnehmer zu Abstandhal­ten, Masken und Schnelltes­ts auf.

Die Polizei bereitet sich für Freitag und Samstag auf eine ganze Reihe von Demonstrat­ionen vor. Im vergangene­n Jahr waren die meisten Kundgebung­en wegen der Corona-Pandemie verboten worden. Abends trafen sich trotzdem einige Tausend Menschen zum Protest in Kreuzberg. In diesem Jahr demonstrie­ren bereits am Freitagabe­nd linke Gruppen im Wedding und feministis­che Frauengrup­pen unter dem Motto »Take back the night – Wir nehmen uns die Nacht zurück« in Kreuzberg. Am Samstag ist tagsüber eine große Fahrradste­rnfahrt des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes zusammen mit dem Fahrradclu­b ADFC mit 2500 Teilnehmer­n geplant. Mittags wollen Clubbesuch­er und Clubbetrei­ber, Musiker und DJs für eine Wiederbele­bung der Kultur- und Clubszene demonstrie­ren, erwartet werden 500 Teilnehmer. Am Samstagabe­nd folgt die linksradik­ale »Demonstrat­ion zum revolution­ären 1. Mai« vom Hermannpla­tz in Neukölln zum Oranienpla­tz in Kreuzberg. Wegen der Debatten um den Mietendeck­el, der Räumung der Kneipe »Meuterei« und der geplanten Räumung des Jugendzent­rums »Potse« sowie des Streits um das Hausprojek­t »Rigaer 94« werden einige Tausend Teilnehmer erwartet.

Die seit Samstag gültige Ausgangssp­erre nach 22 Uhr betrifft die Demonstrat­ionen schon deswegen nicht, weil die Kundgebung­en in den vergangene­n Jahren vor dieser Uhrzeit offiziell beendet wurden. Allerdings blieben in den späten Abendstund­en und in der Nacht immer noch Tausende Menschen auf den Straßen. In diesem Jahr ist zwischen 22 und 0 Uhr nur noch Spaziereng­ehen ohne Begleitung erlaubt, danach darf sich keiner ohne einen triftigen Grund draußen aufhalten. Die Polizei könnte also ab 22 Uhr die Straßen in Kreuzberg weitgehend räumen oder zumindest Anzeigen wegen Ordnungswi­drigkeiten verteilen.

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