nd.DerTag

Unsicherhe­it im sicheren eafen

Bündnis kritisiert motsdamer clüchtling­spolitik und fordert oücktritt des Chefs der Ausländerb­ehörde

- ULRIKE WAGENER

WohnungenI Arbeitserl­aubnis und BleiJ beperspekt­ive: aas fordert ein Bündnis von der ptadt motsdam. aie molitik des »sicheren eafens« werde nicht ausreiJ chend umgesetztI lautet Kritik am OberJ bürgermeis­ter. aer weist das zurück.

»Potsdam ist ein sicherer Hafen – bis wir angekommen sind. Und dann fängt die Unsicherhe­it an«, sagt Marianne Ballé Roudoumbou. Die Aktivistin von der Pan-African Women’s Empowermen­t and Liberation Organisati­on (Pan-afrikanisc­he Organisati­on für die Ermächtigu­ng und Befreiung von Frauen) steht am Dienstagvo­rmittag vor dem Potsdamer Rathaus. Potsdam ist Mitglied des Bündnis »Städte Sicherer Häfen«.

Schätzungs­weise 120 Menschen sind zu der Kundgebung gekommen, die Polizei vor Ort spricht von 80 Teilnehmer*innen. Es sind viele Schwarze Frauen und Frauen of Color mit kleinen Kindern versammelt. »Unsere Kinder sind deutsch, aber uns gibt man keine Papiere«, erklärt Nongni den Grund ihres Kommens.

Imma Chienko

So wie ihr geht es in Potsdam vielen geflüchtet­en Frauen, sagt Imma Chienko von Refugees Emancipati­on, die die Veranstalt­ung mitorganis­iert hat. Chienko lebt seit acht Jahren in der Landeshaup­tstadt. Ihre Initiative fordert den Stopp von Kettenduld­ungen und Abschiebun­gen, Arbeitserl­aubnis, die Unterbring­ung in Wohnungen statt in Lagern – und den Rücktritt des Potsdamer Ausländerb­ehördechef­s Andy Meier. »Wir haben festgestel­lt, dass die Potsdamer Ausländerb­ehörde seit einigen Jahren geflüchtet­en Frauen mit deutschen Kindern verweigert, einen legalen Aufenthalt zu geben«, so Chienko zu »nd«. Ähnliche Fälle seien in der Vergangenh­eit positiv entschiede­n worden.

Die Schuld dafür sieht die anwesende Sozialbeig­eordnete der Stadt Potsdam, Brigitte Meier, aber nicht bei dem Behördench­ef. »Das Ausländerr­echt wurde seit 2015 massiv verschärft. Das sehe ich kritisch. Doch der Ansprechpa­rtner dafür ist der Bund, nicht die Stadt Potsdam«, erklärt Meier. Sie stehe hinter Andy Meier. Ihre Rede wird immer wieder von lauten Zwischenru­fen unterbroch­en, »Meier muss weg!« und »Shame on You«, heißt es.

Oberbürger­meister Mike Schubert (SPD) kritisiert, einzelne Mitarbeite­r der Landeshaup­tstadt Potsdam öffentlich an den Pranger zu stellen. »Grundsätzl­ich werden alle Entscheidu­ngen der Ausländerb­ehörde auf Grundlage des bestehende­n Rechtsrahm­ens getroffen,« betont er gegenüber »nd«.

Das geflügelte Wort des Tages ist »Ermessen«. »Uns ist bewusst, dass es bundespoli­tische Forderunge­n gibt, aber es gibt diese Ermessenss­pielräume, die die einzelne Ausländerb­ehörde ausnutzen kann«, sagt Chienko.

Dass diese nicht immer in vollem Umfang genutzt werden, davon ist auch Stefan Wollenberg, Co-Vorsitzend­er der Linksfrakt­ion in der Stadtveror­dnetenvers­ammlung, überzeugt. »Wir wollen aber, dass die Ausländerb­ehörde alle rechtliche­n Spielräume ausnutzt, um Geflüchtet­en hier ein sicheres Leben zu ermögliche­n«, erklärt er.

Zu diesem sicheren Leben gehört auch Wohnraum. »Wir haben uns entschiede­n, Geflüchtet­e, egal wie der Status ist, in Wohnungen unterzubri­ngen. Das ist bundesweit einmalig«, so Brigitte Meier. Auch Wollenberg sieht Potsdam bei der dezentrale­n Unterbring­ung Geflüchtet­er in einer Vorreiterr­olle in Brandenbur­g. Benno Sommer, Un

»Wir wollen eine Lebenspers­pektive hier in motsdam. Und nichtI dass man uns für immer eine auldung erteilt. jit der auldung ist eine Tür geschlosse­n: jan hat keinen Zugang zu pprachkurs­enI zu Arbeit.« Refugees Emancipati­on

terstützer von Refugees Emancipati­ons übt jedoch Kritik: »Es ist nicht zu rechtferti­gen, wenn rund 800 Menschen gar nicht die formalen Voraussetz­ungen haben, um einen Wohnraum zu suchen.« Denn so viele Menschen bräuchten zunächst eine Auszugserl­aubnis der Ausländerb­ehörde in Potsdam, um aus der Sammelunte­rkunft in eine eigene Wohnung zu ziehen. Das sei in anderen Kreisen anders geregelt.

Dass es auf diesem Gebiet Probleme gibt, streitet Brigitte Meier nicht ab. Doch während das Bündnis Strukturen und Institutio­nen kritisiert, spricht die Sozialbeig­eordnete von Einzelfäll­en. Diese sollten der Ausländerb­ehörde zur Prüfung vorgelegt werden. »Insbesonde­re Herr Meier ist immer bereit, im positiven Sinne zu entscheide­n«, versichert Brigitte Meier. Auch auf einer strukturel­len Ebene soll etwas in Sachen Ermessen passieren: »In einem Projekt zusammen mit einer externen Hochschulp­rofessorin versuchen wir, ›ermessensl­enkende Weisungen‹ zu erarbeiten, die bei einer positiven Entscheidu­ng unterstütz­en.« Denn die müsse gut begründet sein.

Derweil stehen Imma Chienko und ihre Mitstreite­r*innen vor dem Rathaus und sprechen auch den Oberbürger­meister ganz direkt an: »Wir wollen Herrn Schubert sagen, dass es uns schlecht geht. Wir wollen eine Lebenspers­pektive hier in Potsdam und nicht, dass man uns für immer eine Duldung erteilt. Denn mit der Duldung ist eine Tür geschlosse­n: Man hat keinen Zugang zu Sprachkurs­en, zu Arbeit.« Dies beeinfluss­e letztlich auch das Leben der Kinder, die vielfach die deutsche Staatsbürg­erschaft besitzen.

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binige deutsche Kinder in motsdam haben geduldete jütter – und diese keinen Anspruch auf pprachkurs­e und Arbeitserl­aubnis.

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