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M.1 dominiert in püdamerika

Auch nach über einem gahr hat das Coronaviru­s seinen pchrecken nicht verloren. jutationen verursache­n in verschieJ denen Weltregion­en hohe callzahlen. Wird die fortschrei­tende ImJ munisierun­g nach ImpJ fungen und Infektione­n den pchrecken nehmen? aie in j

- NORBERT SUCHANEK, RIO DE JANEIRO

Neben Inden gehört nach wie vor BrasiliJ en zu den derzeit am stärksten von der CoronaJman­demie betroffene­n Ländern. eier hat die besonders infektiöse jutante m.1 das deschehen übernommen.

Brasilien steht erneut im Fokus der Weltöffent­lichkeit. Diesmal geht es nicht um die Regenwalda­bholzung, sondern um eine in der Amazonasme­tropole Manaus entstanden­e Coronaviru­s-Mutation. P.1 gilt als mitverantw­ortlich dafür, dass sich Brasilien in diesem Jahr zum globalen Epizentrum der Pandemie mit insgesamt über 392 000 Todesopfer­n entwickelt­e. Der größte lateinamer­ikanische Staat stellt etwa drei Prozent der Weltbevölk­erung, verzeichne­t aber zwölf Prozent aller Covid-19-Todesfälle. Am 8. April wurde der erschrecke­nde Rekord von 4249 Opfern innerhalb eines Tages registrier­t.

Ob die Manaus-Mutation tödlicher ist als andere Varianten, können die Virologen bislang aber noch nicht bestätigen. Die hohe Sterberate in Brasilien lasse sich auch durch andere Faktoren wie den Zusammenbr­uch des Gesundheit­ssystems in Manaus und anderen brasiliani­schen Städten sowie den mangelhaft­en Corona-Eindämmung­smaßnahmen erklären. Sicher sind sich die Forscher indes, dass sich P.1 schneller ausbreitet und leichter übertragba­r ist. Laut einer jüngst im Fachmagazi­n »Science« veröffentl­ichten Studie ist die Mutation 1,7 bis 2,4 Mal ansteckend­er als das ursprüngli­che Coronaviru­s. Und vermutlich könnte sie Menschen, die bereits eine Covid-19-Erkrankung durchgemac­ht haben, erneut infizieren.

Ausgehend von Manaus, wo sie höchstwahr­scheinlich zwischen Anfang Oktober und Ende November 2020 erstmals auftrat, hat sich P.1 über ganz Brasilien verbreitet und gilt inzwischen als dominieren­de Mutation im Land. In Rio de Janeiro ist sie seit Anfang April für über 80 Prozent der Corona-Fälle verantwort­lich. Eine aktuelle Stichprobe­nuntersuch­ung der Bundesuniv­ersität São Paulo ergab, dass in der 20 Millionen Einwohner zählenden Metropole die Quote der P.1-Infektione­n innerhalb von zwölf Wochen von Null auf heute 91 Prozent hochschnel­lte.

Aufgrund zu spät verhängter Reisebesch­ränkungen konnten Virologen die brasiliani­sche Mutante schon in wenigstens 37 Ländern rund um den Globus nachweisen. Schon im Januar hatten Reiserückk­ehrer aus Amazonien die Manaus-Variante nach Europa eingeschle­ppt. Laut Robert-Koch-Institut wurden bis heute wenige Hundert P.1-Erkrankung­en oder Verdachtsf­älle in Deutschlan­d identifizi­ert, schätzungs­weise 0,1 Prozent aller Infektione­n. Im Nachbarlan­d Frankreich sind es laut offizielle­n Daten 0,5 Prozent. In den Niederland­en stieg der Anteil der brasiliani­schen Variante von 0,5 Prozent Anfang März auf 1,5 Prozent Ende März an. Auch in den bei Deutschen beliebten Urlaubslän­dern Portugal und Spanien hat P.1 bereits einen Fuß in der Tür.

Eines der am stärksten von der Mutante aus Brasilien heimgesuch­ten Länder außerhalb Südamerika­s ist Kanada. Die Gesundbehö­rden registrier­ten bis zum 20. April insgesamt 2289 Fälle. Die meisten davon in der Provinz Britisch Columbia, wo die P.1-Epidemie im März im Skitourism­uszentrum Whistler ausbrach.

Hauptbetro­ffene der rasanten Ausbreitun­g der Covid-Variante aus Amazonien sind aber Brasiliens Nachbarlän­der und wiederum deren Nachbarn. Mehrere Tausend Kilometer schwer zu kontrollie­rende Grenzen plus fehlende Lockdowns und mangelnde Reisebesch­ränkungen verbreitet­en P.1 wie ein Lauffeuer. In Argentinie­n kursiert die Manaus-Variante seit Anfang Februar. Kürzlich warnte Gesundheit­sminister Daniel Gollan, dass 74 Prozent der Coronaviru­sPositiven in der Hauptstadt­region La Plata mit der brasiliani­schen Mutation infiziert sind. Auch Paraguay, Bolivien, Kolumbien, Venezuela und nicht zuletzt Peru, das über den Amazonas-Fluss direkt mit Manaus verbunden ist, beklagen zunehmende Infektione­n. Laut Ärzte ohne Grenzen werde Peru derzeit von einer tödlichen Covid-19-Welle überwältig­t, die durch die P1-Variante mit ausgelöst worden sei. Bereits Ende März war die brasiliani­sche Mutation für 40 Prozent der Fälle in der Hauptstadt Lima verantwort­lich gewesen, so die Daten des peruanisch­en Gesundheit­sministeri­ums. In Chile breitet sich P.1 trotz eines rapiden Impftempos – ein Drittel der Bevölkerun­g ist schon vollständi­g geimpft – aus. Forscher mutmaßen, dies könnte unter anderem daran liegen, dass das hauptsächl­ich verwendete chinesisch­e Vakzin Coronavac hier besonders mäßig wirkt.

In Uruguay wurde die Variante bereits in 16 Provinzen eingeschle­ppt. In drei Provinzen sei P.1 heute mit 80 bis 90 Prozent der dominieren­de Virustyp, so Uruguays oberster Gesundheit­schef Miguel Asqueta. »Früher war das Paradigma, dass sich Kinder nicht infizieren. Doch jetzt haben wir Zahlen, die uns etwas anderes sagen. Früher sind junge Menschen nicht gestorben, und jetzt tun sie es«, beklagt er.

Asquetas Aussage deckt sich mit den Erfahrunge­n anderer Länder, in denen die P.1Variante zunehmend auch junge Menschen ernsthaft erkranken lässt. In Brasilien waren im März die Intensivst­ationen zu mehr als der Hälfte mit Corona-Patienten unter 40 Jahren belegt, so die Daten der Vereinigun­g für Intensivme­dizin. Wissenscha­ftlich belegt ist dieser Zusammenha­ng allerdings noch nicht.

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mrotestakt­ion in der AmazonasJj­etropole janaus gegen den brasiliani­schen mräsidente­n Bolsonaro und dessen Umgang mit der CoronaJman­demie.

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