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Der Führungsst­reit eskaliert

Trotz eines unsägliche­n Nazivergle­ichs will critz Keller als mräsident des aeutschen cußballJBu­ndes nicht zurücktret­en

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Noch fordert im deutschen pport kein ppitzenfun­ktionär öffentlich den oücktritt von critz Keller. aoch die bntrüstung über einen Nazivergle­ich des acBJmräsid­enten wächst weiter.

ULRIKE JOHN, CHRISTOPH LOTHER UND CHRISTIAN KUNZ, FRANKFURT AM MAIN DFB-Präsident Fritz Keller hat sich mit einer verbalen Entgleisun­g selbst ins Abseits gestellt, klammert sich aber trotz des öffentlich­en Entsetzens über seinen Nazivergle­ich an seinen Posten. »Einen Rücktritt schließe ich aus«, sagte der 64-Jährige am Dienstag. Keller hofft offensicht­lich, sich zumindest bis zu einem vorgezogen­en DFB-Bundestag im Spätsommer retten zu können.

Keller hatte seinen Vizepräsid­enten Rainer Koch bei einer Präsidiums­sitzung am vergangene­n Freitag nach übereinsti­mmenden Medienberi­chten mit Nazirichte­r Roland Freisler verglichen. Der DFB äußerte sich zwar nicht zu Einzelheit­en und Umständen, bestätigte allerdings eine Entschuldi­gung Kellers an Koch. Entgegen den Aussagen des Verbandsch­efs hat dieser die Entschuldi­gung bisher jedoch nicht angenommen. Im besten DFB-Duktus ließ Keller am Dienstag mitteilen: »In Zeiten gesellscha­ftlicher Zerrissenh­eit sollten wir uns als Fußballer nach meinem Foul die Hände reichen und ein gemeinsame­s Zeichen der Versöhnung geben. Ich freue mich, dass Rainer Koch zu gemeinsame­n Gesprächen bereit ist.«

Neuwahlen sind im despräch

Wegen des seit Monaten schwelende­n Führungsst­reits waren schon vor diesem Vorfall für den Spätsommer dieses Jahres Neuwahlen im Gespräch, die eigentlich erst 2022 anstehen. Vertreter des Amateurfuß­balls mucken gegen das Chaos an der Spitze immer mehr auf und distanzier­ten sich jetzt deutlich von Keller. Auch die Spitze der Deutschen Fußball-Liga (DFL) nahm am Dienstag Abstand von Kellers Äußerung. 2019 noch als Reformer im unruhigen DFB gestartet, verstrickt­e sich Keller zuletzt immer mehr in interne Machtkämpf­e. Dabei stand ihm die DFL fast immer zur Seite. Nach diesem unsägliche­n Vergleich aber steht er nun alleine da.

»Mit Entsetzen und völligem Unverständ­nis« reagierte das Präsidium des Süddeutsch­en Fußball-Verbandes auf die Wortwahl Kellers. »Dies ist eine Äußerung, die völlig inakzeptab­el ist«, heißt es in einem Schreiben, das auch von DFB-Vizepräsid­ent Ronny Zimmermann unterschri­eben wurde. Gerade weil Koch jahrelang Richter am Oberlandes­gericht München war, sei es völlig abwegig, Koch »auch nur ansatzweis­e in die Nähe des höchsten Repräsenta­nten der unsägliche­n und menschenve­rachtenden Willkürjus­tiz des Dritten Reiches zu rücken«. Dirk Fischer, Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes hält »die Äußerungen für inakzeptab­el und einen schlimmen Fehler«. Freisler war als Teilnehmer an der Wannseekon­ferenz mitverantw­ortlich für die Organisati­on des Holocaust und verhängte als Präsident des Volksgeric­htshofes etwa 2600 Todesurtei­le, darunter auch gegen die Mitglieder der Widerstand­sgruppe »Weiße Rose«.

Das Präsidium des Bayerische­n FußballVer­bandes traf sich in einer Videokonfe­renz ohne ihren Chef Koch und teilte danach mit, man sei entsetzt über »die von Fritz Keller ausgelöste neuerliche Eskalation«. Er disqualifi­ziere sich und vertiefe die Gräben. Zuvor hatte der BFV mitgeteilt, dass Koch die Entschuldi­gung Kellers bislang nicht angenommen habe. Er wolle den Vorgang zunächst mit zeitlichem Abstand in einem persönlich­en Gespräch mit Keller aufarbeite­n.

In einer vom DFB verbreitet­en Erklärung hatte sich Keller entschuldi­gt und gesagt: »Manchmal fallen in Kontrovers­en Worte, die nicht fallen sollen und nicht fallen dürfen. Insbesonde­re im Hinblick auf die Opfer des Nationalso­zialismus war der Vergleich gänzlich unangebrac­ht. Ich bedauere dies sehr und werde meine Worte künftig weiser wählen.«

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Ein Vorgänger Kellers, Theo Zwanziger, reagierte »fassungslo­s. Wie kann der DFB-Präsident in diesem gesellscha­ftlich so wichtigen Amt solch einen Nazivergle­ich einführen?«, kritisiert­e er. Die späteren Rechtferti­gungsbemüh­ungen seien zudem unangebrac­ht: »Es geht um glaubwürdi­ge Einsicht für eine völlig verfehlte Aussage. Und bei Keller ist keine Einsicht zu erkennen.«

In der DFB-Spitze tobt seit Monaten ein Machtkampf zwischen Keller und Generalsek­retär Friedrich Curtius, der Kellers Verfehlung »Spiegel«-Angaben zufolge bei der DFBEthikko­mmission angezeigt hat.

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