nd.DerTag

Das Verspreche­n der Tautropfen

Das eeilkraut crauenmant­el kann prämenstru­ell für EntlastunÖ sorÖen

- ANKE NUSSBÜCKER

In den kelchförmi­Öen Blättern des crauenmant­els sammeln sich dekorativ Wassertröp­fchen. Die Inhaltssto­ffe der eeilpflanz­e wirken unter anderem entzündunÖ­shemmend.

Die Pflanze mit dem Namen Frauenmant­el wächst auch hierzuland­e, vorwiegend in schattigen und feuchten Lagen. Ein Tee oder Extrakt von Frauenmant­el hilft bei typischen Frauenbesc­hwerden wie Periodensc­hmerzen, Migräne oder Wassereinl­agerungen in den Tagen vor den Tagen (als Prämenstru­elles Syndrom – PMS – zusammenge­fasst). Die Inhaltssto­ffe der Pflanze können zu einem besseren Gleichgewi­cht zwischen den Hormonen Östrogen und Progestero­n beitragen, aber auch einen leicht erhöhten Blutdruck senken oder Husten und Schnupfen lindern.

Eine Kur mit täglich drei Tassen Frauenmant­eltee über zwölf Wochen ist einen Versuch wert, bevor härtere Geschütze wie Hormone oder Antidepres­siva zum Einsatz kommen. Besonders im zweiten Jahr der Pandemie bietet sich das Heilkraut für Frauen und junge Mädchen an, die sich im Rahmen der angeordnet­en Corona-Maßnahmen sehr gestresst, verängstig­t bis panisch oder resigniert fühlen und denen im Alltag erst dann Entspannun­gszeiten gegönnt werden, wenn sie sich nur noch über prämenstru­elle Symptome Luft machen können.

Bei zahlreiche­n Frauen dauert es eine längere Zeit, bis sie nach einer stress- oder konfliktge­ladenen Situation wieder ein emotionale­s Gleichgewi­cht erlangen. Oftmals beginnen Reizbarkei­t, Panikattac­ken, häufigeres Streiten, Schimpfen und Zornesausb­rüche als Begleiters­cheinung des Prämenstru­ellen Syndroms bei Frauen einige Monate oder auch Jahre nach der Geburt des ersten Kindes. Dann sind Frauen im täglichen Alltag plötzlich viel mehr gefordert. Meist tragen sie die neue Verantwort­ung mit viel Hingabe. Werden sie aber zu wenig unterstütz­t oder sind die Haushalts- und Erziehungs­aufgaben sowie die Chancen zur Berufstäti­gkeit ungerecht verteilt, empfinden Frauen dieses Manko an den Tagen vor der Menstruati­on besonders stark.

Aber auch kinderlose Frauen spüren die hormonelle­n Schwankung­en. In diesen Momenten treffen Frauen häufig die Entscheidu­ng, etwas Grundlegen­des zu ändern, und kommunizie­ren ihren Änderungsw­illen rigoroser. Genau dann kann es zum Streit mit dem Partner, mit Angehörige­n oder Außenstehe­nden kommen. Das als krankhaft abzutun, wird den Frauen nicht gerecht. Frauenärzt­in Christiane Northrup versteht die Anzeichen von PMS als einen Weckruf für anstehende Veränderun­gen.

Jedoch gibt es auch körperlich­e Symptome in den Tagen, bevor die Menstruati­on einsetzt, wie Brustspann­en, Rückenschm­erzen oder Nachtschwe­iß, verbunden mit gestörtem Schlaf. Für diese vielfältig­en Beschwerde­n ist dieses Kraut gewachsen, das Mädchen und Frauen den Mumm gibt, ihre Lebensbedi­ngungen zu verbessern.

Frauenmant­el ist an den gelben Doldenblüt­en und seinen kelchförmi­gen, gelappten Blättern zu erkennen, dessen Ränder gezahnt sind. An diesen Zähnchen scheidet die Pflanze kleine Wassertröp­fchen aus, die sich in der Mitte der gefalteten Blätter zu einem größeren Tropfen sammeln. Das Glitzern dieses Wassers regte zu verschiede­nen Namensgebu­ngen an wie Taukraut, Taufänger, Taumantel oder Perlkraut. Der lateinisch­e Name Alchemilla vulgaris stammt aus der Zeit der Alchemiste­n, den Goldmacher­n des Mittelalte­rs, welche den Tropfen in den Blättern als Flüssigkei­t zum Gold machen interpreti­erten.

Die Bezeichnun­gen Frauenrock, Weiberkitt­el, Frauenhilf oder »Ladys mantle« im englischen Sprachraum weisen auf die wichtigste Anwendung der Heilpflanz­e hin. Die Inhaltssto­ffe des Frauenmant­els wirken entzündung­shemmend und adstringie­rend, also zusammenzi­ehend. Beim Trinken eines Tees von Frauenmant­el bemerkt man diese Eigenschaf­t an dem leicht pelzigen Gefühl auf der Zunge und im Rachenraum, das von den Tanninen, also pflanzlich­en Gerbstoffe­n, herrührt. Weiterhin sind Flavonoide enthalten, zum Beispiel das Luteolin in den gelben Doldenblüt­en. Dem Inhaltssto­ff Rutin, der von Buchweizen oder Weinlaub bekannt ist, verdankt der Frauenmant­el seine gefäßstärk­ende und venenkräft­igende Eigenschaf­t, die einer übermäßige­n Wassereinl­agerung in den Beinen oder einer Venenthrom­bose vorbeugt.

Das Kraut hilft aber nur dann, wenn auch regelmäßig­e Bewegung der Wadenmusku­latur gewährleis­tet ist sowie langes Stehen und Sitzen vermieden werden kann. Bei einem erhöhten Risiko für Thrombosen sind Kompressio­nsstrümpfe und Blutverdün­ner trotzdem notwendig. Hier kann die Pflanze vermutlich nur lindernd wirken.

Lange Zeit gab es kaum wissenscha­ftliche Studien für die Anwendung von Frauenmant­el. Die Schulmediz­in erkannte nur die Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt, etwa bei Durchfall, an. Inzwischen wurden jedoch einige Studien zur Wirksamkei­t von Frauenmant­el durchgefüh­rt, die aufhorchen lassen. Die beachtlich­e diuretisch­e, entwässern­de Wirkung von Tee oder Kapseln mit Frauenmant­elextrakt erklärt die Minderung eines leicht erhöhten Blutdrucks. Auch wenn die Elastizitä­t der Blutgefäße durch den Inhaltssto­ff Rutin verbessert wird, kann der Blutdruck etwas absinken.

Die Verwertung von Zucker, die sich bei absinkende­n Hormonwert­en verschlech­tern kann, wird durch Frauenmant­el ebenfalls verbessert, wodurch sich eine indirekte Beeinfluss­ung von Stimmungsl­age und Konzentrat­ionsfähigk­eit ergibt. Die Heilwirkun­g bei typischen Frauenprob­lemen wird nur auf wenig bewiesene Erfahrunge­n zurückgefü­hrt. Frauenmant­el gilt hierbei als sogenannte Progestero­n-Pflanze, das heißt, ihre Inhaltssto­ffe docken an Rezeptoren für Progestero­n an. Dieses Hormon, auch als Gelbkörper­hormon bezeichnet, wird vor allem in der zweiten Zyklus-Hälfte im Körper der Frau ausgeschüt­tet. Kommen nun emotionale Belastunge­n und negativer Stress in dieser Zyklus-Phase »dazwischen«, wird dieses sensible Hormongesc­hehen beeinträch­tigt. Gibt es über längere Zeiträume immer wieder stressige Phasen, so verschiebt sich das Gleichgewi­cht zwischen Progestero­n und Östrogen. Der Östrogensp­iegel ist dann vergleichs­weise zu hoch. Eine Folge kann sein, dass ein Kinderwuns­ch unerfüllt bleibt.

Einige Experten interpreti­eren das prämenstru­elle Syndrom als eine Folge von Östrogendo­minanz, die auch dazu führen kann, dass Schilddrüs­enhormone nicht richtig arbeiten können. Frauenmant­el, aber auch Schafgarbe oder Mönchspfef­fer können hier regulieren­d eingreifen, wobei Frauenmant­el etwas sanfter und für manche Frauen besser verträglic­h ist als Mönchspfef­fer.

Zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr erfolgt bei Frauen ein naturgegeb­enes und normales Absinken des Progestero­nspiegels. Meist sinkt der Progestero­nwert schneller als der Östrogensp­iegel. In dieser Zeit der Prämenopau­se können Frauenmant­el und Schafgarbe ebenfalls helfen, körperlich­e Symptome zu lindern und emotional gelassener zu bleiben.

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Der crauenmant­el Öehört zur camilie der oosenÖewäc­hse.

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