nd.DerTag

Brandbrief der Brandstift­er

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Peter SteiniÖer bläst rechten französisc­hen Ex-denerälen den Marsch

Auch im Ruhestand schlafen die Herren Generäle nicht. Mit wachsamem Auge sehen sie das Vaterland und die »abendländi­sche Zivilisati­on« auf der Kippe, bedroht von islamistis­chen Barbaren und den Deklassier­ten der Banlieues. Eine Führung, die aufräumt, muss her, auch wenn dabei das Blut Tausender vergossen wird – sonst ist das schöne Frankreich bald perdu. Ihr Offener Brief ist ein unverhohle­ner Aufruf zum Staatsstre­ich, mitgetrage­n von einer großen Gruppe weiterer Militärs in Pantoffeln oder Stiefeln. Gezündet haben sie den Brandsatz am 60. Jahrestag des ultrarecht­en Putschvers­uchs gegen Charles de Gaulle. Der Vorgang zeigt, was sich in der Fünften Republik aus dem Müllhaufen der Geschichte wieder heraustrau­t.

Eine größere Gefahr als von solchen »Patrioten« geht für die République française vom legalen Weg des Rassemblem­ent National an die Macht aus. Der Aufruf zeigt auf Marine Le Pen, dient ihr als Wahlkampfh­ilfe. Die extreme Rechte instrument­alisiert erfolgreic­h die Frustratio­n über soziale Miseren oder kulturelle Konflikte und weist Einwandere­rn die Rolle als Sündenbock zu, stellt sie unter den Generalver­dacht des Islamismus. Dass sich die Prediger einer »harten Hand« an die Gelbwesten anwanzen, ist reiner Hohn. Beim Vorgehen gegen sie wurde der Polizeista­at schon geprobt.

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