nd.DerTag

Kicht von außen

- HENDRIK LASCH

Clara Anne BünÖer kandidiert mit Öuten Chancen für Sachsens Linke

Es ist eine Art Reise in die eigene Vergangenh­eit, die Clara Anne Bünger mit ihrer Kandidatur für den Bundestag unternimmt. Die 34-Jährige bewirbt sich im Erzgebirge um ein Direktmand­at und wurde am Samstag bei der Vertreterv­ersammlung der Linken in Sachsen auf Platz 5 gesetzt. Als bestplatzi­erte »Newcomerin« hinter vier amtierende­n Abgeordnet­en steht sie damit acht Plätze weiter vorn als bei ihrer ersten Kandidatur im Jahr 2005. Damals war sie eine politisch äußerst engagierte Jugendlich­e, die sich mit der Initiative »Buntes Leben in Freiberg« gegen die Errichtung eines Nazischulu­ngszentrum­s in einem Nachbardor­f wehrte, einen verurteilt­en NSKriegsve­rbrecher in einem örtlichen Altersheim aufstöbert­e und für ihr Engagement von Rechtsextr­emen verprügelt wurde. »Ich weiß noch, wie dankbar man da ist, wenn man Rückhalt bekommt«, sagt sie.

16 Jahre später will sie selbst Unterstütz­ung geben: als Politikeri­n und als Juristin mit Haltung. Bünger studierte Jura in Leipzig, kümmerte sich in einer Kanzlei in Tel Aviv um Opferrente­n für Holocaustü­berlebende und später in der Ägäis um Rechtshilf­e für Flüchtling­e an der EU-Außengrenz­e. Sie entschied sich gegen lukrative Jobs in großen Kanzleien, gründete statt dessen die Organisati­on »Equal Rights beyond Borders« und ist seit 2018 wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin der Linken im Bundestag. Mit ihrer juristisch­en Expertise zum Asylrecht sei sie eine »enorme fachliche Bereicheru­ng«, hieß es in einem Brief namhafter Unterstütz­er*innen für ihre Kandidatur.

Die Juristin sieht aber auch in der sächsische­n Provinz viel Arbeit: bei der Durchsetzu­ng des »Rechtsansp­ruchs auf gleichwert­ige Lebensverh­ältnisse« auch im ländlichen Raum. Und sie will jungen Menschen Rückhalt geben, die sich wie einst sie selbst abseits großer Städte gegen rechte Dominanz und für bunte Vielfalt engagieren. Sie wisse, wie hilfreich das ist, sagt sie: »Ich komme ja nicht von außen.«

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