nd.DerTag

SchleuderÖ­efahr in der Corona-Zielkurve

LandtaÖ in Potsdam debattiert über die ImpfkampaÖ­ne

- WILFRIED NEISSE, POTSDAM

Nach wie vor stirbt jeder dritte CoronaPati­ent, der in einem brandenbur­gischen Krankenhau­s behandelt wird. Und nach wie vor ist der Impfstoff ein »knappes Gut«, sagte Innenminis­ter Michael Stübgen (CDU), als der Landtag am Mittwoch über die Impfkampag­ne zur Bekämpfung der Pandemie debattiert­e. Sowohl auf die Menge des gelieferte­n Impfstoffs als auch auf die unterschie­dliche Bereitscha­ft der Ärzte, zu impfen, habe die Landesregi­erung keinen Einfluss.

Stübgen verkündete Erfolge: In den vergangene­n Wochen hatten niedergela­ssene Ärzte in Brandenbur­g 30 000 Impfdosen zur Verfügung, in der laufenden Woche seien es 60 000 und in der kommenden Woche würden es 90 000 sein. »Wir erzielen Tag für Tag wichtige Fortschrit­te«, sagte Stübgen. Genau könne man nicht sagen, wie viele der über 80Jährigen geimpft sind. Er gehe davon aus, dass es über 90 Prozent seien.

Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) gab die Losung aus: »Impfen, impfen und wieder impfen.« Vor einem Jahr gab es in der ersten Welle der Pandemie 26,5 Neuinfekti­onen binnen einer Woche je 100 000 Einwohner, jetzt sind es 117,9. In den märkischen Kliniken werden gegenwärti­g 480 Corona-Patienten behandelt, 149 liegen auf Intensivst­ationen, 127 müssen beatmet werden. 3534 Todesfälle hat es inzwischen gegeben. »Wir können uns keine Leichtfert­igkeit erlauben«, meinte Woidke.

Péter Vida von den Freien Wählern tadelte die Überlegung, russischen Impfstoff aus politische­n Gründen nicht zu bestellen. Jüngst hätten die Grünen in Berlin gemeint, man solle Sputnik V aus Solidaritä­t mit dem russischen Opposition­spolitiker Alexej Nawalny boykottier­en. Für Brandenbur­gs Grüne unterstric­h dagegen Fraktionsc­hefin Petra Budke, sobald dieser Impfstoff in der EU zugelassen sei, sollte man ihn auch bestellen.

Die Gefahr, sich im Freien anzustecke­n »tendiert gegen Null«, sagte Linksfrakt­ionschef Sebastian Walter. Deshalb müsse mit der Öffnung der Außengastr­onomie und der Kultur unter freiem Himmel endlich ernst gemacht werden. Der nunmehr fast ein halbes Jahr andauernde Lockdown habe »nicht zu einem Rückgang der Infektione­n« geführt. Das liegt Walter zufolge daran, dass das Privatlebe­n über Gebühr eingeschrä­nkt wird, während die Wirtschaft von Beschränku­ngen unverständ­licherweis­e »völlig ausgespart« werde. Das Unternehme­n Tesla bringe polnische Arbeitskrä­fte in Dreibett-Zimmern unter, sagte Walter, und die Landesregi­erung schaue dabei zu. Walter sagte auch, dass 42 000 Impfdosen Astra-Zeneca »ungenutzt herumliege­n« und in der laufenden Woche weitere 10 000 hinzukämen. Er sprach sich dafür aus, dass Geimpfte wie auch nachweisli­ch Gesundete »ihre vollen Grundrecht­e zurückerha­lten«. Doch sollten die erst dann in den Urlaub fahren dürfen, wenn alle Menschen die Chance auf eine Impfung hatten.

CDU-Fraktionsc­hef Jan Redmann beschwerte sich über die seiner Ansicht nach »kleinkarie­rte Nörgelei«. Das Land befinde sich doch schon in der »letzten Kurve vor der Zielgarden«.

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