nd.DerTag

Drundrecht auf Wohnen in Potsdam und überall

Linksparte­i fordert, dass sich OberbürÖer­meister der brandenbur­Öischen Landeshaup­tstadt für eine oeÖelunÖ im drundÖeset­z einsetzt

- ANDREAS FRITSCHE

Der Berliner Mietendeck­el ist vom Bundesverf­assunÖsÖer­icht Öekippt, doch in Potsdam soll es einen ÖebenK Ein BürÖerbeÖe­hren dazu wird vorbereite­tK Die Mieten sind Thema im Stadtparla­mentK

»Potsdam darf nicht zum Reichen-Vorort von Berlin werden«, schrieb Lu Yen Roloff. »Ich möchte weiterhin mit meiner fünfköpfig­en Familie in Potsdam leben können, ohne mein ganzes Geld in die Miete stecken zu müssen«, erklärte Astrid Falticzka. Das waren Kommentare zu einer Petition »Mietenstei­gerungen bremsen, jetzt!«, die der märkische Mieterbund Ende 2020 gestartet hatte. Sie illustrier­en, wie angespannt die Lage in der Stadt ist. Insofern ist es nicht verwunderl­ich, dass gleich drei Anträge zur Wohnungspo­litik auf der Tagesordnu­ng des Stadtparla­ments am 5. Mai stehen.

Was kostet ein Potsdamer Mietendeck­el?

Nach dem Willen von CDU-Fraktionsc­hef Götz Friedrich soll Oberbürger­meister Mike Schubert (SPD) untersuche­n lassen, welche Auswirkung­en es haben würde, wenn die

Kaltmieten im kommunalen Wohnungsbe­stand innerhalb von fünf Jahren maximal zum Beispiel um ein Prozent angehoben werden dürfen. Ob dann etwa die nötigen Instandhal­tungen und Modernisie­rungen sowie der Wohnungsne­ubau ausfallen müssten? Ob die städtische Pro Potsdam GmbH, die 17 000 Wohnungen verwaltet, Quartiere verkaufen müsste, um wirtschaft­lich handlungsf­ähig zu bleiben? In der Begründung seines Antrags stellt Friedrich einen Mietendeck­el als womöglich gefährlich hin.

BürÖerbeÖe­hren verzöÖert sich

In die entgegenge­setzte Richtung zielt ein Antrag der linksalter­nativen Fraktion »Die Andere«. Demnach soll der Oberbürger­meister die Pro Potsdam anweisen, alle seit Juli 2020 erklärten Mieterhöhu­ngen zurückzune­hmen und bis Juli 2021 auch keine neuen Mieterhöhu­ngen zu versenden. Der Antrag wurde bereits im Dezember gestellt und so lange in den Ausschüsse­n diskutiert, erklärt Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Lutz Boede. Eigentlich sollte Ende des Monats, also jetzt, in Potsdam ein Bürgerbege­hren zu einem Potsdamer Mietendeck­el starten. Doch auch das verzögert sich, wie Boede bedauert. »Wir warten noch auf eine Kostenschä­tzung der Verwaltung.« Diese Angabe zu den finanziell­en Folgen eines Mietendeck­els solle und müsse auf die Unterschri­ftenlisten gedruckt werden. Innerhalb von vier Wochen sollte die Kostenschä­tzung mitgeteilt werden. Nun warte man bereits seit elf Wochen, sagt Boede.

Grundsätzl­ich wird es in einem Antrag der Linksfrakt­ion, dem sich die SPD und die Grünen angeschlos­sen haben. Demnach sollen sich die Stadtveror­dneten dafür ausspreche­n, ein Grundrecht auf Wohnen ins Grundgeset­z der Bundesrepu­blik und in die Verfassung Brandenbur­gs hineinzusc­hreiben. Die Idee hatte der Stadtveror­dnete Hans-Jürgen Scharfenbe­rg (Linke), der einst als Referent der PDS-Landtagsfr­aktion am Entwurf der Landesverf­assung mitarbeite­te, die 1992 durch einen Volksentsc­heid bestätigt wurde. Von einem Recht auf Wohnen war dort bereits die Rede. Es wurde aber nur als sogenannte­s Staatsziel definiert, war und ist also nicht einklagbar. Das sähe bei einem Grundrecht auf Wohnen schon anders aus. Der Vorstoß von Scharfenbe­rg ist ein Versuch, das Übel an der Wurzel zu packen. Seine Möglichkei­ten

sind aber begrenzt. »Nun bin ich ja nicht so blauäugig zu glauben, dass wir in der Stadtveror­dnetenvers­ammlung beschließe­n können: Ab 1. Januar 2022 steht das Grundrecht auf Wohnen im Grundgeset­z und in der Landesverf­assung«, sagt der erfahrene Politiker, der von 2004 bis 2019 Landtagsab­geordneter war. »Aber wir können Druck machen«, weiß der 67-Jährige. »Ich habe den Antrag niedrigsch­wellig geschriebe­n. Das ist alles realisierb­ar, was da steht.«

hanzlerkan­didaten sind ÖefraÖt

Da steht: Der Oberbürger­meister solle das Anliegen im brandenbur­gischen Städte- und Gemeindebu­nd vertreten und es zum Gegenstand der Arbeit des deutschen Städtetage­s machen. Außerdem hat Scharfenbe­rg in dem Antrag formuliert, dass das Stadtparla­ment erwarte, dass sich die Kandidaten im Bundestags­wahlkreis Potsdam dazu äußern, wie sie zu einem Grundrecht auf Wohnen stehen. Das dürfte von Interesse sein, weil hier neben Saskia Ludwig (CDU) und Norbert Müller (Linke) auch die Kanzlerkan­didaten Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD) antreten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany