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Warten auf Vakzine

Betriebsär­zte sollen sobald wie möÖlich BeleÖschaf­ten ÖeÖen das Coronaviru­s impfen können

- ULRIKE HENNING

Viele Örößere Unternehme­n haben bereits alles vorbereite­t, damit die Mitarbeite­r von Betriebsär­zten ÖeÖen das Coronaviru­s Öeimpft werden könnenK Allein der Impfstoff fehltK

Auf die Frage nach einem Impfstart in Unternehme­n hatte Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) Ende März darauf verwiesen, dass noch zu wenig Impfstoff verfügbar sei. Nach den regionalen Impfzentre­n sind inzwischen die Arztpraxen in die Immunisier­ung eingebunde­n, und für beide reichen bis heute die verfügbare­n Impfdosen nicht aus. Bei den beiden Orten sollte man es belassen, so Spahn, damit nicht jüngere Mitarbeite­r von Unternehme­n schon geimpft würden, solange Ältere noch nicht geschützt sind. Einige Wochen später versprach Spahn, dass die Betriebsär­zte ab Juni impfen dürften. Gespräche des Bundesmini­steriums für Gesundheit mit Verbänden von Arbeitgebe­rn und Betriebsär­zten stehen nun kurz vor dem Abschluss, eine Novelle der Impfverord­nung steht in Aussicht.

Die Knappheit der Impfstoffe zeigte sich auch beim mühsamen Start der beiden ersten Pilotproje­kte: Eines läuft etwa seit Mitte April bei BASF in Ludwigshaf­en. Hier läge die Tageskapaz­ität bei 600 Impfungen, hieß es von Unternehme­nsseite. An diesem Standort arbeiten fast 40 000 Mitarbeite­r des Chemiekonz­erns. Aktuell können 30 Werksärzte pro Tag immerhin schon 500 Dosen verabreich­en. Bereits am 30. März hatte Volkswagen ein Modellproj­ekt in Sachsen gestartet und Mitarbeite­r mit dem Astrazenec­a-Vakzin geimpft, nach wenigen Tagen wurde dann auf Biontech gewechselt. Hier wurden in den ersten Wochen nur wenig Dutzend Dosen verabreich­t.

Weitere Pilotproje­kte starteten in BadenWürtt­emberg in dieser Woche, unter anderem bei dem Kühlschran­k- und Kranherste­ller Liebherr. Zusätzlich­e Unternehme­n sollen im Mai dazukommen. Ebenfalls für den kommenden Monat wurden in Niedersach­sen Modellbetr­iebe ausgewählt. Alle beteiligte­n Firmen sind verpflicht­et, die Daten der Geimpften an das jeweilige lokale Impfzentru­m oder das Robert-Koch-Institut zu melden. Ebenso gilt, dass sich die Beschäftig­ten den Impfstoff nicht aussuchen dürfen und auch in den Werken die allgemeine Impfpriori­sierung gilt, also die Ältesten zuerst versorgt werden. Laut Minister Spahn soll die Priorisier­ung ab Juni aufgehoben werden. Spätestens dann wollen viele Unternehme­n, die jetzt noch warten, diejenigen Mitarbeite­r zuerst versorgen, die in der Produktion nur in Präsenz arbeiten können. In sechs Bundesländ­ern sind wegen knapper Impfstoffe (noch) keine Pilotproje­kte geplant. Dazu zählen Berlin, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

In Bayern hatte die Landesregi­erung angekündig­t, Betriebsär­zten bis zu 50 000 Impfdosen zur Verfügung stellen zu wollen. Das ist offenbar gelungen, der versproche­ne Impfbeginn erfolgte tatsächlic­h in dieser Woche.

Dafür wurde in jedem Regierungs­bezirk ein größeres Unternehme­n ausgewählt, insgesamt sind es zehn. Im Mai sollen weitere Betriebe hinzu kommen. Ein Sonderkont­ingent Impfdosen erhielt die von Covid-19 besonders stark betroffene Region Hof, dort können die 20 größten Betriebe seit Dienstag impfen. Dabei kommen mobile Teams mit Ärzten der Bundeswehr zum Einsatz, die Firmen entscheide­n, wer aus der Belegschaf­t dabei bedacht wird. Hier haben meist Mitarbeite­r aus der Produktion Priorität.

Doch auch über Modellproj­ekte hinaus zeigt sich die deutsche Wirtschaft impfbereit. Das dürfte auch damit zu tun haben, dass bei einer mehr oder weniger durchgeimp­ften Belegschaf­t die Notwendigk­eit, ständig wieder zu testen, deutlich sinken dürfte. Zumal von vielen Beschäftig­ten die Tests nicht besonders stark nachgefrag­t wurden.

Bei einer »Handelsbla­tt«-Umfrage unter den 30-Dax-Konzernen und 30 großen Familienun­ternehmen erklärten alle Firmen, sie hätten ihre Vorbereitu­ngen für die Impfaktion bereits abgeschlos­sen. Bis zu 1000 Mitarbeite­r könnten täglich bei dem Autozulief­erer Continenta­l in Deutschlan­d geimpft werden, so ließ das Unternehme­n schon vor fast zwei Wochen verlauten.

Bei Bayer Leverkusen würde man die Impfungen gern auch Mitarbeite­rn von Fremdfirme­n an den eigenen Standorten sowie Familienan­gehörigen anbieten wollen. Der Versicheru­ngskonzern Allianz hatte ebenfalls schon Mitte April 27 Impfstraße­n an seinen 15 größten Standorten vorbereite­t. Die Deutsche Telekom verspricht, dass sie innerhalb von acht Wochen 80 Prozent ihrer etwa 100 000 Mitarbeite­r in Deutschlan­d impfen könne. RWE wiederum verweist darauf, dass die eigenen 17 Betriebsär­zte pro

Tag bis zu 100 Beschäftig­te impfen könne – wenn man dann in zwei Wochen mit der Belegschaf­t fertig wäre, könnten auch die Familien der Mitarbeite­r folgen. Die Mitversorg­ung der engeren Angehörige­n der Belegschaf­ten wird auch bei einigen sogenannte­n Familienun­ternehmen bereits geplant, darunter etwa Oetker und Würth.

Ein Hindernis für eine schnellere und umfassende­re Einbindung der Unternehme­n in die Impfkampag­ne ist die Befürchtun­g in der Politik, dass dann eine Debatte über die Privilegie­rung der großen Unternehme­n ausgelöste werden könnte. Jedoch sind auch schon Unternehme­nskooperat­ionen für die Immunisier­ung gegen Sars-CoV-2 geplant, da vielerorts nicht nur Kapazitäte­n für die entspreche­nde Infrastruk­tur fehlen, sondern auch, weil es keine eigenen Betriebsär­zte gibt.

Insgesamt haben in der Bundesrepu­blik 12 000 Betriebsär­zte Zugang zu den 45 Millionen Beschäftig­ten. In einem Teil der Firmen gibt es Erfahrunge­n mit Grippeschu­tzimpfunge­n sowie mit Impfungen vor Geschäftsr­eisen ins Ausland.

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Bei dem Maschinenb­auer Liebherr in Baden-Württember­Ö werden Mitarbeite­r zum Impfen erwartet, auch hier zuerst die älterenK

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