nd.DerTag

Roter Teppich für Demokratie-Feind

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Sebastian Bähr über den Entscheid der CDU für Hans-Georg Maaßen

Die CDU-Basis in Südthüring­en hat nun also Ex-Verfassung­sschutzche­f Hans-Georg Maaßen zum Bundestags­kandidaten gewählt. Die beschlosse­ne Nominierun­g ist ebenso erschrecke­nd wie aufschluss­reich. Erschrecke­nd, da eben Maaßen nicht irgendwer ist. Der Politiker bedient antidemokr­atische Erzählunge­n, ist vom Hass auf alles Linke und Progressiv­e getrieben, verbreitet Verschwöru­ngstheorie­n und ist gegenüber einer Zusammenar­beit mit der AfD aufgeschlo­ssen. Nach seiner de-facto-Absetzung als Geheimdien­stchef hatte er keine relevante Funktion inne – abgesehen davon, Sprachrohr der rechten Grenzgänge­rgruppe »Werteunion« zu sein. Als Bundestags­abgeordnet­er könnte sich dies wieder ändern.

Die Nominierun­g von Maaßen ist so aber auch aufschluss­reich. Selbst wenn die Spitzen der CDU ihren Unmut über die Wahl bekunden und sich halbherzig distanzier­en, so zeigt sich eben doch, dass die konservati­ven Parteichef­s keine Kontrolle mehr über die Landesverb­ände im Osten haben. Dass wesentlich­e Teile der dortigen Basis sich in ihren Positionen längst radikalisi­ert und der AfD angenähert haben, ist offensicht­lich. Nicht wenige dürften weiterhin auf eine Zusammenar­beit mit Rechtsauße­n schielen, vereint in der Feindschaf­t allen gesellscha­ftlichen Fortschrit­ts gegenüber. Der Tabubruch von Thüringen im Frühjahr 2020 war so auch keine Anomalie – Maaßen ist der politische Repräsenta­nt eines neuen Anlaufs.

So bleibt weiter die Frage offen, was mit der Union in der Post-Merkel-Ära geschehen wird. CDU-Kanzlerkan­didat Armin Laschet hat erst kürzlich den rechtskons­ervativen Friedrich Merz in sein Team geholt. Auch mit der Nominierun­g von Maaßen wird versucht, den rechten Parteiflüg­el stärker einzubinde­n. Und sich damit im Zweifel Türen offen zu halten.

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