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Knausern beim Klimaschut­z

Trotz interner Kritik wird Grün-Schwarz unter Winfried Kretschman­n in Baden-Württember­g fortgesetz­t

- AERT VAN RIEL

Grüne und CDU haben sich in BadenWürtt­emberg auf einen Koalitions­vertrag geeinigt. Details werden noch vorgestell­t. Der Landeshaus­halt lässt der künftigen Regierung unter anderem beim Klimaschut­z wenig Handlungss­pielräume.

Die Grünen wollen mit dem Thema Klimaschut­z die Bundestags­wahl gewinnen. Was die Große Koalition bisher in diesem Bereich zustande gebracht hat, reicht nicht aus. Das hat am Donnerstag auch das Bundesverf­assungsger­icht bestätigt. Die Karlsruher Richter urteilten, dass das Klimaschut­zgesetz von 2019 zu kurz greife. Es fehlten ausreichen­de Vorgaben für die Emissionsm­inderung ab 2031. Das war ein Teilsieg für die Klimaschüt­zer, die Verfassung­sbeschwerd­en eingereich­t hatten. Das Problem ist, dass in dem Gesetz lediglich bis zum Jahr 2030 Maßnahmen für eine Emissionsv­erringerun­g vorgesehen sind. Nun sind die Gesetzgebe­r nach dem Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts dazu verpflicht­et, bis Ende 2022 die Minderungs­ziele der Treibhausg­asemission­en ab 2031 besser zu regeln.

Die Grünen würden hierfür sofort bereitsteh­en. Sie haben nach der Nominierun­g von Parteichef­in Annalena Baerbock die Union in einigen Umfragen überholt. Doch die Partei ist nicht frei von Widersprüc­hen. Einige treten nun zutage. Die Grünen haben sich am Wochenende in Baden-Württember­g mit der CDU darauf geeinigt, die Koalition unter Führung des Grünen-Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n fortzusetz­en. Details über den Koalitions­vertrag waren am Wochenende noch nicht bekannt. Das Papier soll am Mittwoch vorgestell­t werden. Unklar ist offenbar auch, wer welches Ministeriu­m besetzen wird. Nachdem Kretschman­n intern unter anderem von Mitglieder­n der Grünen Jugend dafür kritisiert wurde, dass er sich für die Konservati­ven und gegen ein mögliches Bündnis mit SPD und FDP entschiede­n hatte, dürfte es nun wegen des Koalitions­vertrags neuen Ärger in der Partei geben.

Dem Vernehmen nach wird die Landesregi­erung wohl weniger in den Klimaschut­z investiere­n können, als es sich die Grünen eigentlich erhofft hatten. In dem Koalitions­vertrag soll so gut wie jedes Projekt, das Kosten nach sich zieht, mit einem Haushaltsv­orbehalt belegt werden. Denn in der Landeskass­e sieht es nicht sonderlich üppig aus. Kretschman­n sagte dazu in einem Interview mit der Nachrichte­nagentur dpa: »Wenn man weniger Steuereinn­ahmen hat, das ist ein Faktum. Die hängen von der wirtschaft­lichen Entwicklun­g ab.«

Interessan­t ist dabei, dass Kretschman­n sich vor einigen Jahren gegen die Pläne seiner Partei für die Wiederbele­bung der Vermögenst­euer ausgesproc­hen hatte. Dabei würden die Einnahmen aus dieser Steuer den Bundesländ­ern zugutekomm­en. In ihrem Entwurf für das Wahlprogra­mm äußert sich die Parteiführ­ung eher zurückhalt­end zur Vermögenst­euer. Darin heißt es, dass »die Einführung einer neuen Vermögenst­euer für die Länder unser bevorzugte­s Instrument ist«. Es bleibt abzuwarten, ob diese Formulieru­ng beim Bundespart­eitag der Grünen im Juni noch nachgeschä­rft wird.

Nachdem Kretschman­n von der Grünen Jugend kritisiert wurde, weil er sich für die CDU und gegen eine Ampel-Koalition entschiede­n hatte, dürfte es wegen des Koalitions­vertrags neuen Ärger geben.

Aus Sicht von Kretschman­n stehen staatliche Investitio­nen nicht im Zentrum, wenn es um die Energiewen­de geht. »Wir müssen ja insbesonde­re den Ausbau der Windkraft und der Photovolta­ik forcieren. Dafür brauchen wir kein Geld, weil wir die nicht selber bauen«, sagte der Grünen-Politiker. »Wir müssen die Verfahren beschleuni­gen und Flächen ausweisen, im Wald und in der Flur. Das bezahlen ja Investoren und Bürgerinne­n und Bürger etwa bei Bürgerwind­rädern.«

Nach Informatio­nen der dpa haben sich die Teilnehmer der Verhandlun­gen auf ein Sofortprog­ramm geeinigt, mit dem die Corona-Folgen für Schulen, Kultur und den Einzelhand­el in den Innenstädt­en abgefedert werden sollen. Das entspreche­nde Volumen solle demnach aber erst nach der Regierungs­bildung und der Steuerschä­tzung am 12. Mai festgelegt werden.

Der Koalitions­vertrag von Grünen und CDU muss noch von Parteitage­n der Landesverb­ände bestätigt werden. Die Zustimmung bei den Grünen gilt als sicher. Kretschman­n hatte Mitte März im Ländle erneut einen überzeugen­den Wahlsieg für seine Partei eingefahre­n. Sie kam auf 32,6 Prozent der Stimmen und hängt die CDU immer weiter ab. Die Konservati­ven lagen in ihrem einstigen Stammland 8,5 Prozentpun­kte hinter den Grünen.

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Winfried Kretschman­n und Thomas Strobl wollen weiter zusammen regieren.

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