nd.DerTag

Abgrenzung zur AfD verlangt

Sachsen-Anhalt: CDU-Mitglieder appelliere­n an Landesvors­tand

- MAX ZEISING

In einem Offenen Brief an CDU-Landeschef Sven Schulze und den Vorstand von Sachsen-Anhalts Christdemo­kraten fordern Parteimitg­lieder, jede Kooperatio­n mit der rechten AfD auszuschli­eßen.

Wird es nach der Landtagswa­hl in SachsenAnh­alt am 6. Juni eine schwarz-blaue Koalition geben? Zwar hat die CDU eigentlich jede Zusammenar­beit mit der AfD ausgeschlo­ssen – doch dass man es zwischen Magdeburg und Halle mit diesem Beschluss nicht immer ganz genau nimmt, ist ebenso bekannt. Zuletzt kam es im Rahmen des Streits um den Rundfunkbe­itrag fast zu einer gemeinsame­n Abstimmung mit der AfD.

Umso lauter ertönen nun, viereinhal­b Wochen vor der Wahl, die Warnrufe. Neu ist, dass seit dieser Woche auch zwei Dutzend Christdemo­kraten mahnen. In einem offenen Brief an den CDU-Landesvors­itzenden Sven Schulze sowie den Landesvors­tand fordern sie, es dürfe keinerlei politische Zusammenar­beit mit der AfD geben. Konkret heißt es darin, die CDU solle sich keinen AfD-Anträgen anschließe­n, sondern eigene Initiative ergreifen. Und: Die CDU solle keine Anträge nur mit Hilfe der AfD durchsetze­n, eine Mehrheit für CDU-Initiative­n müsse ohne entscheide­nde AfD-Stimmen erzielt werden. Unterschri­eben wurde der Brief von Mitglieder­n aus verschiede­nen Kreisverbä­nden, ein Unterzeich­ner aus der ersten Reihe des Landesverb­andes ist bislang nicht dabei.

Aktueller Anlass für den Brief: Nach einem Parteitags­beschluss benötigt die CDU für eine künftige Koalition die Zustimmung der eigenen Basis. Sollte es zu einer Fortsetzun­g der Kenia-Koalition unter Ministerpr­äsident Reiner Haseloff mit SPD und Grünen kommen, wäre das ein schwierige­s Unterfange­n. Denn dieses Bündnis ist bei vielen

Christdemo­kraten unbeliebt – wegen der verhassten Grünen. Sollte Kenia abgelehnt werden, »könnten Teile der CDU ihre Verantwort­ung für das Land so auslegen, dass eine stabile Regierung unter allen Umständen hergestell­t werden muss, notfalls durch eine Minderheit­sregierung der CDU mit Duldung durch die AfD«, heißt es in dem Schreiben. Einem solchen Szenario wollen die Verfasser des Briefes vorbeugen: »Aus einem christlich­en Menschenbi­ld ergeben sich für uns eine Reihe von fundamenta­len Werten für die Demokratie in Deutschlan­d.«

Zwei grundsätzl­iche Szenarien sind für Sachsen-Anhalt aktuell denkbar. Szenario eins: Die FDP wird stark genug, um SPD oder Grüne aus der Regierung zu verdrängen. In dem Falle dürfte die Gefahr einer schwarzbla­uen Regierung etwas kleiner werden. Szenario zwei: Die Fortsetzun­g der KeniaKoali­tion bleibt die einzige Option. In dem Falle könnten einige CDU-Leute tatsächlic­h – wie in dem Brief beschriebe­n – auf die Idee kommen, mit der FDP eine Minderheit­sregierung zu bilden. Zumal die Idee nicht ganz neu ist: Schon der ehemalige Innenminis­ter Holger Stahlknech­t dachte im Rahmen des Rundfunkst­reits laut über eine Minderheit­sregierung nach, worauf er von Regierungs­chef Haseloff umgehend entlassen wurde.

Interessan­t ist indes die Reaktion des Landesvors­itzenden: Er habe bei seiner Bewerbungs­rede auf dem CDU-Parteitag im März »unmissvers­tändlich betont, dass es unter meiner Führung auch nach der Landtagswa­hl keinerlei Zusammenar­beit mit der AfD und den Linken geben wird«, wird Sven Schulze in einer Pressemitt­eilung zitiert. Weiter heißt es darin: »Diskussion­en um künftige Koalitions­modelle sind gegenwärti­g völlig fehl am Platze.« Diese Aussage klingt nicht gerade so, als würde er die Warnung besonders ernst nehmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany