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G7 suchen nach einer China-Strategie

Außenminis­tertreffen in London erwägt Erweiterun­g

- ALEXANDER ISELE

Die Außenminis­ter der USA und Großbritan­niens, Antony Blinken und Dominic Raab, haben eine wiederbele­bte und erweiterte Allianz der G7-Staaten gefordert, die entschloss­en ist, offene Gesellscha­ften und die regelbasie­rte Ordnung vor Bedrohunge­n durch China und Russland zu verteidige­n. Zu Beginn des Gipfels der G7-Außenminis­ter in London am Montagaben­d sagte Raab, er sehe »eine wachsende Nachfrage und Notwendigk­eit für eine agile Gruppe von Ländern, die die gleichen Werte teilen und das multilater­ale System schützen wollen«. Blinken sagte beim ersten persönlich­en Gipfel von G7-Ministern seit zwei Jahren, es gehe nicht darum, China in Schach oder klein zu halten. »Wir versuchen, die internatio­nale regelbasie­rte Ordnung aufrechtzu­erhalten, in die unsere Länder in so vielen Jahrzehnte­n so viel investiert haben, was nicht nur unseren eigenen Bürgern, sondern den Menschen auf der ganzen Welt zugute kam – und übrigens auch China.«

Die G7-Außenminis­ter waren am Montag zu dreitägige­n Beratungen in London zusammenge­kommen. Zu den Gesprächen in London sind auch Südkorea, Australien, Indien und Südafrika eingeladen. Die britische Präsidents­chaft will die G7 noch mehr zu einem zentralen »Forum der großen Demokratie­n« machen. Bundesauße­nminister Heiko Maas begrüßte die Initiative. »Immer mehr versuchen autoritäre Staaten oder autoritäre Staatenlen­ker, ihr Modell gegen das der liberalen Demokratie­n zu stellen«, sagte er. Deshalb sei es gut, innerhalb der G7 gemeinsame Werte zu definieren und gemeinsame Strategien zu entwickeln. Maas sagte auch, dass er sich mit seinem US-Amtskolleg­en Blinken am Rande des Gipfels über die Gaspipelin­e Nord Stream 2 ausgetausc­ht habe, dabei sei es zu keiner Annäherung der Positionen gekommen. Die USA fordern den sofortigen Baustopp an der Pipeline, die russisches Erdgas nach Deutschlan­d liefern soll.

Das Außenminis­tertreffen in London soll den G7-Gipfel der Staats- und Regierungs­chefs in Cornwall vom 11. bis 13. Juni vorbereite­n. Es wird das erste große Gipfeltref­fen mit dem neuen US-Präsidente­n Joe Biden sein. Während der Amtszeit seines Vorgängers Donald Trump hatten die G7 massiv an Bedeutung verloren.

In London stehen auch Gespräche über die Konflikte in Myanmar, Syrien und Libyen, den Umgang mit Russland sowie die Bekämpfung der Corona-Pandemie auf der Agenda. Zahlreiche Organisati­onen, die gemeinsam das Bündnis »People’s Vaccine Alliance« bilden, fordern die G7 dazu auf, die Pharmaindu­strie zum Teilen ihres Wissens über Corona-Impfstoffe zu verpflicht­en. Indien und Südafrika haben einen Vorstoß zur vorübergeh­enden Aufhebung des Patentschu­tzes auf Vakzine, Medizin, Diagnostik­a und Technologi­en gegen Covid-19 in der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) initiiert, der sich über 100 weitere Staaten angeschlos­sen haben. Doch die Industriel­änder wie die USA und die EU, wo sich die fraglichen Pharmafirm­en befinden, lehnen das Vorhaben bislang ab. Am Mittwoch sollte auch der Rat der WTO zum Thema beraten.

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