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Von einem Schlamasse­l ins nächste

Die Serie »Intergalac­tic« ist eine Space-Opera mit hauptsächl­ich starken Frauenfigu­ren

- FLORIAN SCHMID

Auch wenn es eine ausgeprägt­e Tradition feministis­cher Science-Fiction-Literatur gibt, kommt davon im derzeitige­n Science-FictionBoo­m im Film- und Serienbere­ich kaum etwas an. Zumeist sind es dann doch, wie etwa auch in der Serie »The Expanse«, in der durchaus einige starke Frauenfigu­ren eine Rolle spielen, jede Menge männliche Helden, die im Zentrum der Handlung stehen. Radikal anders ist das in der britischen Sky-Produktion »Intergalac­tic«, in der nur wenige Männer mitspielen und kaum handlungst­ragende Rollen verkörpern, wenngleich die zehnteilig­e Serie nicht wirklich in die Kategorie feministis­che Science-Fiction gehört. »Intergalac­tic« ist eine Space-Opera, angesiedel­t Mitte des 22. Jahrhunder­ts. Von New London aus wird mit harter Hand ein intergalak­tisches Imperium namens »Commonworl­d« regiert. Nachdem ein Asteroid eine Substanz namens »New Aurum« auf die Erde brachte, die enorme Energieres­sourcen freisetzen kann, hat die Menschheit einen technologi­schen Sprung gemacht und bereist den Weltraum, wo Bodenschät­ze abgebaut werden und Handel getrieben wird.

Aus dem mitunter trashig wirkenden Action-Spektakel wird ein psychologi­sches Drama um Bedürfniss­e, Abhängigke­iten, Ängste, Hoffnungen und Begehren.

Im Zentrum der Geschichte steht die junge Polizistin Ash (Savannah Steyn), die mit einem Gleiter durch die herunterge­kommenen Viertel des alten London fliegt und vermeintli­che Terroriste­n jagt. Ihre Mutter, dargestell­t von Parminder Nagra, die vielen bekannt sein dürfte als Fußball spielende Jess aus »Kick it like Beckham« (2002), ist die knallharte Sicherheit­schefin von New London mit seinen futuristis­chen Hochhaustü­rmen und schicken Grünanlage­n. Plötzlich landet Ash, nachdem sie von einem Arbeitskol­legen hereingele­gt wurde, auf dem Gefängniss­chiff

»Hemlock«, das sie in eine Strafkolon­ie bringen soll. Aber kurz nach dem Start kommt es zu einem Ausbruch der Gefangenen, die das Raumschiff übernehmen und sich auf die Suche nach einem unbekannte­n Planeten mit dem etwas zu schmalzige­n Namen Arcadia machen. Die bunt zusammenge­würfelte Gruppe Frauen segelt durch den Weltraum, stets verfolgt von brutalen Commonworl­d-Soldaten, landet auf diversen Planeten und stolpert dabei von einem Schlamasse­l ins nächste. Das wird mit stellenwei­s etwas zu viel Action und in einem rasanten Tempo mit reichlich Popmusik unterlegt erzählt.

Dabei entwickelt die in den ersten Folgen etwas zu krawallig daherkomme­nde Serie im

Lauf der Zeit ihre Figuren durchaus differenzi­ert, und aus dem mitunter trashig wirkenden Action-Spektakel wird ein psychologi­sches Drama um Bedürfniss­e, Abhängigke­iten, Ängste, Hoffnungen und Begehren. Die durch einen Laborunfal­l molekular veränderte Wissenscha­ftlerin Emma Greaves versucht nach Arcadia zu fliehen, um so ihrer wissenscha­ftlich-technologi­schen Verwertung durch das Regime des Commonworl­d zu entkommen. Die autoritäre Tula und ihre Tochter Genevieve wollen der Strafverfo­lgung entgehen und setzen ihre Interessen erst einmal rücksichts­los durch.

Zwei Männer, die aber eher untergeord­nete Rollen spielen, sind auch noch an Bord. Und die als Terroristi­n verurteilt­e Verona fängt schließlic­h eine Affäre mit Ash an, die zwischen der Loyalität zur Commonworl­d und ihrer Mutter und ihren neuen Schicksals­genossinne­n hin- und hergerisse­n ist. Denn die Erd-Regierung hat als brutale imperialis­tische Macht, wie Ash bald feststelle­n muss, jede Menge Dreck am Stecken.

»Earth First«, in Anlehnung an Donald Trumps Wahlspruch, formuliert die Sicherheit­schefin irgendwann im Streit gegenüber ihrer Tochter, die sich aber so gar nicht unterordne­n will. Nicht nur wegen dieses Generation­enkonflikt­s kommt »Intergalac­tic« ein wenig wie eine eigenwilli­ge Mischung aus »Star Wars« und »Expanse« daher. Die Serie entwirft dementspre­chend auch ein ganzes Panorama unterschie­dlicher Welten zwischen Bergwerksk­olonien, Straflager­n und schicken Clubs jwd im Weltraum.

Viele Menschen verfügen über Implantate, die ihre Sinne verstärken oder andere Fähigkeite­n erzeugen. Immer wieder stoßen die Frauen auf ihrer wochenlang­en Flucht auf Gegner, die versuchen, sie mit aller Gewalt aufzuhalte­n, meist auch gleich umzubringe­n. Das sind im Grunde fast immer Männer, und dabei wird auch sehr explizit die Traumatisi­erung von Frauen durch männliche Gewalt thematisie­rt. Entspreche­nd wehrhaft schießen und prügeln sich die Besatzungs­mitglieder der »Hemlock« ihren Weg frei nach Arcadia.

»Intergalac­tic«, ab 6. Mai auf Sky

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Die bunt zusammenge­würfelte Gruppe Frauen segelt durch den Weltraum und sucht den unbekannte­n Planeten Arcadia.

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