nd.DerTag

Alle zusammen für die Gesundheit

Klimabeweg­ung unterstütz­t Klinik-Beschäftig­te im Kampf um bessere Arbeitsbed­ingungen

- PETER NOWAK

Mit Klatschen für die Held*innen der Coronakris­e geben sich die Berliner KlinikBesc­häftigten längst nicht mehr zufrieden. Nun haben sie sich Verbündete geholt, um ihre Forderunge­n durchzuset­zen.

»Noch nie wurde so deutlich wie während der Corona-Pandemie, dass es dringend mehr Personal und gute Arbeitsbed­ingungen in unseren Krankenhäu­sern braucht«, erklärt Johanna. Die junge Frau, die sich am Montagaben­d in der digitalen Diskussion zum Thema »Gesundheit­s- und Klimakämpf­e zusammenzu­bringen« zu Wort meldet, ist Mitglied der Berliner Krankenhau­sbewegung, in der sich Mitarbeite­r*innen von Charité und Vivantes zusammenge­schlossen haben. Ebenso wie die anderen Diskussion­steilnehme­r*innen fordert sie mehr Personal sowie einen Tarifvertr­ag, der für jede Station und jeden Bereich eine verbindlic­he Personalbe­setzung regelt.

Arbeitskam­pf für mehr Lohn und Personal

Gemeinsam mit ihren Kolleg*innen in den Kliniken geht es ihr unter dem Motto »TVöD für alle!« um bessere Arbeitsbed­ingungen auch bei den Vivantes-Tochterunt­ernehmen. Seit Jahren würden bei Vivantes die Reinigungs­kräfte, die Küchenarbe­iter*innen, die Beschäftig­ten im Labor oder beim Patientent­ransport wie Beschäftig­te zweiter Klasse behandelt und schlechter­gestellt. Einen Tarifvertr­ag für den öffentlich­en Dienst (TVöD) wie ihre Kolleg*innen im Mutterkonz­ern haben sie nicht. Auch die Beschäftig­ten der Charité Facility Management GmbH (CFM) verdienen nach wie vor weniger als ihre Kolleg*innen bei der Charité.

Unterstütz­ung aus der Klimabeweg­ung

Das will die Krankenhau­sbewegung ändern, daran ließen die Redner*innen während der einstündig­en Digitaldeb­atte keinen Zweifel. Jahrelang war man überzeugt, dass ein Arbeitskam­pf in den Krankenhäu­sern nicht möglich ist. Doch weil es in der Pandemie mehr Öffentlich­keit für die Beschäftig­ten gab und sie als »Held*innen des Alltags« gefeiert wurden, sehen sie jetzt die Zeit gekommen, für bessere Arbeitsbed­ingungen zu kämpfen. Dafür haben sie Verbündete in der Klimabeweg­ung, die sich beim Thema Pflege ausnahmswe­ise für »mehr Kohle« einsetzen.

Zu den Unterstütz­er*innen gehört neben den Umweltakti­vist*innen von Fridays for Future und Ende Gelände auch die vor wenigen Monaten gegründete Klimaliste, die für die Wahlen zum Abgeordnet­enhaus kandidiert. Sie alle wollen die Krankenhau­sbewegung bei ihren Kämpfen um die Verbesseru­ng der Arbeitsbed­ingungen unterstütz­en. Die erste Etappe dieser Auseinande­rsetzung soll am Tag der Pflege am 12. Mai mit einer Kundgebung vor dem Roten Rathaus beginnen. Dort wollen 500 Krankenhau­sbeschäfti­gte zusammen mit 500 Unterstütz­er*innen ihre Forderunge­n an den Senat überreiche­n.

Klinik-Beschäftig­te machen Druck

Am selben Tag beginnt auch ein 100-TageUltima­tum an Senat und Klinikleit­ungen. Denn werden die Forderunge­n der Beschäftig­ten in dieser gesetzten Frist nicht umgesetzt, startet die nächste Etappe im Kampf der Krankenhau­sbeschäfti­gten. Dann könnte wenige Wochen vor den Wahlen ein Arbeitskam­pf in Berliner Krankenhäu­sern beginnen – mit den Aktivist*innen der Klimabeweg­ung im Rücken.

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