nd.DerTag

Mediziner warnen vor Kommerzial­isierung

Ärztetag fordert, richtige Lehren aus der Pandemie zu ziehen

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Berlin. Bundesärzt­ekammerprä­sident Klaus Reinhardt hat vor Kostendruc­k und einer weiteren Kommerzial­isierung im Gesundheit­swesen gewarnt. »Erst kommt der Patient und dann der Profit. Das muss sich endlich in das kollektive Gedächtnis einbrennen«, sagte der Chef der Bundesärzt­ekammer am Dienstag zum Auftakt des 124. Deutschen Ärztetages, der bis Mittwoch als Onlinevera­nstaltung stattfinde­t. Ökonomisch­es Handeln sei zwar im Gesundheit­swesen eine Selbstvers­tändlichke­it, dies müsse aber den Zielen der Medizin dienen und nicht umgekehrt. »Wir sehen Kliniken und Praxen als Einrichtun­gen der Daseinsvor­sorge und nicht als Industrieb­etriebe oder lukrative Renditeobj­ekte finanzstar­ker Fremdinves­toren«, sagte Reinhardt. Bei Krankenhäu­sern seien Fehlanreiz­e der Finanzieru­ng über Fallpausch­alen zu beheben. Im ambulanten Bereich müssten Beteiligun­gsmöglichk­eiten etwa an medizinisc­hen Versorgung­szentren begrenzt werden.

»Das Gesundheit­swesen in Deutschlan­d ist in der Corona-Pandemie enorm belastet. Es war aber zu keinem Zeitpunkt überlastet. Eine der wichtigste­n Lehren aus der Pandemie muss deshalb sein, leistungss­tarke Strukturen unseres Gesundheit­swesens zu sichern, statt sie auszudünne­n und auf reine Kosteneffi­zienz zu trimmen«, forderte Reinhardt. Unter anderem solle der Öffentlich­e Gesundheit­sdienst besser ausgestatt­et werden. Der Ärztetag befasst sich auch mit der Rolle des Berufsstan­des bei der Suizidbeih­ilfe und der Fortbildun­gsordnung.

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