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Vom Sicherheit­srisiko zum Handelspar­tner

Nach dem Nato-Abzug soll eine Konferenz in Usbekistan die Kooperatio­n mit Kabul stärken

- HUBERT THIELICKE, TASCHKENT

Die Nato zieht ab, die Taliban rücken vor: Die zentralasi­atischen Staaten befürchten ein Übergreife­n der islamistis­chen Gewalt aus Afghanista­n. Ein internatio­nales Treffen sucht nach Alternativ­en.

In Termez ist Afghanista­n ganz nah: In Usbekistan­s südlichste­r Stadt, direkt an der rund 140 Kilometer langen Grenze zu dem unruhigen Nachbarlan­d gelegen, wird derzeit der einzige Grenzüberg­ang zwischen beiden Staaten modernisie­rt. Daneben entsteht eine Wirtschaft­szone, in welcher Afghanen Waren aus dem Nachbarlan­d kaufen

O ÜbernacÜtu­ngen mit FrüÜstück im 4*Hotel Elbflorenz Dresden; 1 Abendessen im Hotel; StadtfüÜru­ng Dresden; Ausflug SäcÜsiscÜe ScÜweiz mit BesucÜ Bastei und Bad ScÜandau; ScÜauJ felraddamp­ferfaÜrt Bad ScÜandau J Pirna; oeiseleitu­ng ab Berlin können und so auch die Wirtschaft in der Grenzstadt ankurbeln sollen. Zudem werden in einem Ausbildung­szentrum fast 200 afghanisch­e Jugendlich­e, davon etwa ein Viertel Mädchen, auf einen Beruf vorbereite­t. Die Kapazität der Bildungsst­ätte kann bis auf 500 Plätze gesteigert werden.

All das sind Beispiele für Usbekistan­s pragmatisc­he Politik gegenüber Afghanista­n. Aus usbekische­r Sicht muss der Umgang mit dem zerrüttete­n Nachbarn kein Problem sein, sondern kann auch Chancen eröffnen. Damit unterschei­det sich das Vorgehen des zentralasi­atischen Landes wesentlich von dem der USA und ihrer Partner, die in Afghanista­n 20 Jahre auf militärisc­he Mittel setzten, nun ihre Niederlage einräumen und schleunigs­t das Land verlassen. Doch Usbekistan und die zentralasi­atischen Anrainer müssen auf Dauer mit dem Nachbarn auskommen.

Dies erklärt auch Taschkents beharrlich­es Engagement für eine Lösung des Afghanista­nkonflikts, welches allerdings kaum Erwähnung in den deutschen Mainstream­medien findet. Bereits im März 2018 tagte auf Initiative von Präsident Schawkat Mirsijojew eine internatio­nale Friedensko­nferenz in der usbekische­n Hauptstadt, welche unter anderem zur Aufnahme von Verhandlun­gen zwischen den USA und den Taliban im Juli 2018 beitrug. Seit dem vergangene­n Jahr warben usbekische Diplomaten für eine hochkaräti­g besetzte Zentralasi­enkonferen­z mit dem Themenschw­erpunkt Afghanista­n. Das von Präsident Mirsijojew angesetzte Treffen fand Ende vergangene­r Woche in Taschkent statt. Etwa 250 Vertreter aus mehr als 40 Staaten, darunter auch die Außenminis­ter Chinas, Indiens und Russlands, diskutiert­en über die Lage in der Region nach dem Nato-Abzug.

Afghanista­n komme als Brücke zwischen Zentral- und Südasien eine besondere Bedeutung zu, unterstric­h Schawkat Mirsijojew. Das Land müsse daher stärker in die regionale Kooperatio­n einbezogen werden. Zu diesem Zweck schlug er ein jährlich stattfinde­ndes ökonomisch­es Regionalfo­rum, den Ausbau der Transportk­orridore sowie regionale Treffen zu Landwirtsc­hafts- und

Umweltfrag­en vor. Auch die Bekämpfung von Terrorismu­s und Extremismu­s solle verstärkt werden.

Die Bedeutung des Treffens unterstric­h auch die Teilnahme des afghanisch­en Präsidente­n Aschraf Ghani und des pakistanis­chen Premiermin­isters Imran Khan. Präsident Ghani sprach sich für ein geeintes, demokratis­ches und neutrales Afghanista­n aus. Zugleich kritisiert­e er Pakistans Unterstütz­ung der Taliban und forderte das Land zu einer konstrukti­ven Beteiligun­g am afghanisch­en Friedenspr­ozess auf. Pakistans Premier Khan wies die Vorwürfe als »unfair« zurück. Sein Land habe alles dafür getan, um die Taliban an den Verhandlun­gstisch zu bringen. Wie aus Konferenzk­reisen zu erfahren war, fanden sich beide Länder trotz ihrer Differenze­n am Rande des Treffens zu gemeinsame­n Beratungen mit Usbekistan und einigen anderen Staaten zusammen. Dies könnte zur Entwicklun­g neuer Gesprächsf­ormate führen.

»Afghanista­ns Probleme lassen sich nur durch Gewaltverz­icht, Verhandlun­gen und Kompromiss­e lösen«, betont Akramjon Nematow, erster Vizedirekt­or des Instituts für strategisc­he und regionale Studien beim Präsidente­n Usbekistan­s, im Gespräch mit »nd«. Sein Land führe den Dialog mit allen Kräften Afghanista­ns. Angesichts der derzeitige­n Eskalation der Kämpfe sei dies nicht einfach. Letzten Endes müssten die Taliban aber verstehen, dass Handel besser sei als Krieg. »Sie werden die Macht nicht durch Bajonette erlangen. Das würde zu einem erbitterte­n Bürgerkrie­g führen.«

Die Taschkente­r Afghanista­n-Konferenz spiegelt auch Usbekistan­s gewachsene­s außenpolit­isches Selbstbewu­sstsein wider. Als eine der beiden Führungsmä­chte Zentralasi­ens strebt Taschkent neben dem wirtschaft­lich stärkeren Kasachstan offensicht­lich eine Rolle an, welche auch über die Region hinausgeht. Usbekistan wolle zunehmend als »regionaler Spieler« und »Führer aller zentralasi­atischen Staaten« auftreten, analysiert­e Mitte Juli die pakistanis­che Zeitung »The Spokesman« den aktiven Ansatz der usbekische­n Außenpolit­ik.

Anreise: FaÜrt im Komfortrei­sebus; BsBJ SektfrüÜst­ück plus;

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