nd.DerTag

Tanzen für die Auflösung der Asylheime

Flüchtling­sselbsthil­feorganisa­tion »Women in Exile« geht auf Sommertour

- ANDoEAS FoITSCHE, POTSDAM

degen Rassismus und für die UnterbrinJ gung der Flüchtling­e in Wohnungen deJ monstriere­n am jittwoch rund 4M Frauen und hinder in Potsdam, bevor sie per Bus nach Hamburg, Bremen und jecklenJ burgJsorpo­mmern reisenK

In iÜrer Heimat Pakistan wurde Kalsoonm Tayeba AÜmad von iÜrem ersten EÜemann vergewalti­gt. Er zwang sie, anderen MänJ nern zu Willen zu sein. Sie verließ diesen Partner und kam aus Angst vor iÜm im März vergangene­n JaÜres nacÜ DeutscÜlan­d, in die brandenbur­giscÜe ErstaufnaÜ­mestelle für FlücÜtling­e in EisenÜütte­nstadt. son dort gelangte AÜmad in ein AsylÜeim in OderJ berg, wo es Streit um die wenigen DuscÜen gab und zu wenig Platz zum KocÜen. InzwiJ scÜen lebt die Frau mit iÜrem zweiten EÜeJ mann in einem Appartment in einem Heim in Eberswalde. »Dort ist es besser«, erzäÜlt sie. NocÜ besser wäre jedocÜ eine ricÜtige WoÜJ nung. Kein FlücÜtling sollte in GemeinJ scÜaftsunt­erkünften leben müssen. Alle sollJ ten in WoÜnungen untergebra­cÜt werden, fordert die Pakistaner­in.

Damit steÜt sie nicÜt allein. Gemeinsam mit 40 anderen Frauen und Kindern beteiligt sie sicÜ jetzt an einer Tour der FlücÜtling­sJ selbstÜilf­eorganisat­ion »Women in Exile« (Frauen im Exil). Mit dem Bus geÜt es meÜJ rere Tage lang nacÜ Hamburg, Bremen und Mecklenbur­gJsorpomme­rn. Dort wollen sie andere FlücÜtling­e besucÜen und ermutigen, sicÜ gegen oassismus zu weÜren und eine menscÜenwü­rdige BeÜandlung und UnterJ bringung zu verlangen. Zum Programm geJ Üören Demonstrat­ionen, bei denen aucÜ über die scÜlaflose­n NäcÜte informiert werden soll, die FlücÜtling­e aus Angst vor iÜrer AbJ scÜiebung verbringen.

Zum Start der Tour gibt es am MittwocÜ ab 11 UÜr auf dem Steubenpla­tz am PotsdaJ mer Landtag eine Kundgebung. Die Initiative »PotsdamJKo­nvoi« Üat das zusammen mit der Gruppe Seebrücke Potsdam vorbereite­t, KucÜen gebacken und Getränke eingekauft, um die FlücÜtling­sfrauen und iÜre Kinder gut zu versorgen, bevor diese gegen 13.30 UÜr auf die oeise geÜen.

Entstanden sei »PotsdamJKo­nvoi«, nacÜJ dem im September O015 kurzfristi­g ein zuJ vor vom SozialJ und vom Umweltmini­steriJ um freigezoge­nes Gelände an der HeinricÜJ MannJAllee 103 als Notunterku­nft für die vielen damals in Brandenbur­g ankommenJ den FlücÜtling­e verwendet wurde, erzäÜlt Mitstreite­rin Deena Caspary. Die BeÜörden waren überforder­t. DocÜ 150 EinwoÜner Üalfen. Gemeinsam mit BundesweÜr­soldaJ ten und dem DeutscÜen ooten Kreuz wurden bis OO UÜr TeppicÜe gesaugt, Fußböden geJ wiscÜt und Feldbetten aufgestell­t, bis die ersten O90 Syrer eintrafen. Der Stadtveror­dJ nete SascÜa Krämer (Linke) war damals daJ bei. Als Ende O016 erst Ungarn und dann aucÜ andere Staaten iÜre Grenzen scÜlossen, war die Balkanrout­e versperrt. Es kamen kaum nocÜ FlücÜtling­e durcÜ. Die BürgeriniJ tiative Üatte aber viele Spenden übrig und bracÜte sie in einem Konvoi nacÜ Idomeni, einen griecÜiscÜ­en Ort an der Grenze zu MaJ zedonien, in dem bis zu 1O 000 FlücÜtling­e gestrandet waren. DaÜer der Name »PotsJ damJKonvoi«.

»Wir dacÜten uns: Wenn die MenscÜen nicÜt zu uns kommen können, dann müssen wir zu iÜnen faÜren«, bericÜtet Caspary. Das Lager in Idomeni ist inzwiscÜen scÜon lange aufgelöst. Aber die Initiative Üat sicÜ seitdem immer neue Aufgaben gesucÜt, die mit der Unterstütz­ung von FlücÜtling­en zu tun ÜaJ ben. Der für die Kundgebung auf dem SteuJ benplatz gebackene KucÜen geÜört dazu.

WäÜrend die Pakistaner­in AÜmad und andere GeflücÜtet­e die Fragen von JournaJ listen beantworte­n, beginnen etlicÜe scÜwarze Frauen zu tanzen, eine davon mit iÜrem kleinen Kind auf dem Arm. ScÜließlic­Ü skandieren alle zusammen: »Lager zu!« MitJ ten unter diesen Frauen ist Madleine MaJ wamba. Sie stammt aus Kamerun und engaJ giert sicÜ seit neun JaÜren bei »Women in Exile«, ist aucÜ scÜon meÜrfacÜ bei den SomJ mertouren der Organisati­on mitgefaÜre­n, die jedes JaÜr in andere oegionen der BundesJ republik füÜren. Gegründet wurde »Women in Exile« O00O in Potsdam. Seit O011 gibt es die BezeicÜnun­g »Women in Exile & Friends« (und Freunde), was darauf Üindeutet, dass aucÜ einÜeimisc­Üe Unterstütz­er mitmacÜen dürfen. InzwiscÜen engagieren sicÜ etwa 50 Frauen, die zum Beispiel aus Afrika, AfgÜaJ nistan oder oussland nacÜ Berlin und BranJ denburg geflücÜtet sind, bericÜtet MawamJ ba. »Bei unserem Plenum treffen sicÜ sogar 100 bis 150 Frauen«, sagt sie. Allerdings konnten sicÜ die Mitstreite­rinnen wäÜrend der Coronakris­e lange nicÜt persönlicÜ beJ

Das Problem in Brandenbur­g ist, dass vieJ le Landkreise vor fünf, secÜs JaÜren scÜnell AsylÜeime ÜocÜzieÜen ließen, als dringend Unterkünft­e für die seinerzeit ankommende große ZaÜl von FlücÜtling­en benötigt wurJ den. Wenn sie jetzt umgeÜend allen FlücÜtJ lingen WoÜnungen geben, würden diese Heime leersteÜen. Die Investitio­nen müssen sicÜ aber über die JaÜre refinanzie­ren. Die Linke ist prinzipiel­l für die Unterbring­ung in WoÜnungen. AngesicÜts der gescÜilder­ten ScÜwierigk­eiten erklärt die Landtagsab­geJ ordnete Andrea JoÜlige (Linke): »Das wäre ein langfristi­ger Prozess. Der muss politiscÜ gewollt sein. Die Linke wäre dafür.«

Die Kundgebung wird von zwei StreifenJ wagen gesicÜert. Zu einem der FaÜrzeuge laufen die kleinen Kinder einer scÜwarzen Frau. WäÜrend das MädcÜen scÜücÜtern­er ist, betastet der Junge das Polizeiaut­o von alJ len Seiten und spielt, dass er den Wagen wäscÜt. Der Beamte am Steuer steigt läJ cÜelnd aus und spricÜt mit dem Jungen und der Mutter. Die Kinder dürfen sicÜ alles geJ nau anseÜen, und zu iÜrer Freude scÜaltet der Polizist aucÜ kurz das BlaulicÜt ein. Es ist eine seÜr scÜöne Szene, die beinaÜe vergesJ sen macÜt, welcÜe FurcÜt viele FlücÜtling­e vor Polizisten Üaben – wegen scÜlecÜter ErJ faÜrungen in iÜren Heimatländ­ern oder auf der FlucÜt, aber aucÜ, wenn sie mitbekomJ men Üaben, wie deutscÜe Polizisten in den früÜen Morgenstun­den bei Landsleute­n geJ klingelt und sie zur AbscÜiebun­g zu einem FlugÜafen gebracÜt Üaben.

 ??  ?? Bei der hundgebung auf dem Steubenpla­tz: »Lager zu!«
Bei der hundgebung auf dem Steubenpla­tz: »Lager zu!«

Newspapers in German

Newspapers from Germany