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Ungarns Opposition schickt Péter Márky-Zay als Spitzenkan­didaten bei den Parlaments­wahlen ins Rennen

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Er ist Christ, konservati­v und stimmte früher selbst für die Regierungs­partei Fidesz: Der politische Außenseite­r Péter Márky-Zay ist der neue Hoffnungst­räger der ungarische­n Opposition bei der kommenden Parlaments­wahl . bekanntest­e linke Intellektu­elle Ungarns, Tamás Gáspár Miklós, beklagte im linken Nachrichte­nportal Mérce das Fehlen einer linken Alternativ­e. Zur Wahl stünden nur rechte Kandidaten, bedauerte er. In der Opposition traf diese Kritik nur auf wenig Zustimmung: Es gehe nicht nur um einen Regierungs­wechsel, sondern um einen Regimewech­sel, so die überwiegen­de Haltung. von der Fidesz im Parlament beschlosse­n wurde. Diese Verfassung ist auch die Grundlage für eine umfassende Kaderpolit­ik, die dafür sorgt, dass die Eliten des Staates in Verwaltung, Kultur, Medien und Staatsunte­rnehmen von Orbán persönlich bestimmt werden. Die Kader müssen keinen Regierungs­wechsel fürchten, da die Verfassung vorsieht, dass sie von Zweidritte­lmehrheite­n für bis zu neun Jahren ernannt werden – was weit über eine Legislatur­periode hinausgeht. Mit Hilfe öffentlich­er Aufträge hat Orbáns Familie große Reichtümer angehäuft. So lässt Orbáns Vater mit Hilfe staatliche­r Gelder den Landsitz des letzten österreich­ischen Statthalte­rs von Ungarn für seine Familie als Privatwohn­sitz herrichten.

Besäße Ungarn eine unabhängig­e Staatsanwa­ltschaft wie Österreich, hätte Orbán genau wie Sebastian Kurz schon lange zurücktret­en müssen. Doch der ungarische Generalsta­atsanwalt Péter Polt gilt als Orbáns Vertrauter und auch seine Amtszeit reicht weit über die Wahl im nächsten Jahr hinaus. Der ungarische Soziologe Bálint

Magyar spricht wegen dieser Verflechtu­ngen längst von Ungarn als Mafia-Staat mit Orbán als Paten an der Spitze.

Sollte Péter Márky-Zay im April tatsächlic­h die Wahl gewinnen, will er die »Diebe bei Fidesz verfolgen« – nicht aber die Partei an sich. Mit dieser habe er keine Probleme, teilte er »nd« mit. Außerdem möchte er die Verfassung zumindest in Teilen für ungültig erklären. Er sehe keine andere Wahl und könne anders nicht regieren. Zudem beruft er sich darauf, dass selbst die von der Fidesz geänderte Verfassung ausdrückli­ch verbiete, eine Alleinherr­schaft zu errichten. Diesen Passus möchte er nun gegen Bestimmung­en der Verfassung selbst richten.

Was politisch folgericht­ig klingt, ist juristisch waghalsig, zumal auch das Verfassung­sgericht längst mit Fidesz-Richtern besetzt ist. Der Parlaments­präsident László Kövér, seines Zeichens Fidesz-Gründungsm­itglied, drohte unlängst jedem mit Gefängnis, der den Versuch unternehme, die verfassung­smäßige Ordnung zu stürzen. Die Einsätze sind also hoch bei den Wahlen im Frühling.

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