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Hommage an einen Kommuniste­n: Hans Lauter

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Mbereits 1930 im Kommunisti­schen Jugendverb­and Deutschlan­ds (KJVD) politisch organisier­t, war er nach Hitlers Machtantri­tt im illegalen Widerstand tätig. 1935 verhaftet, folgten Jahre im Zuchthaus und als Moorsoldat im Emsland.

Nach 1945 nahm Lauter verschiede­ne Funktionen im SED-Parteiappa­rat wahr, so in der sächsische­n Landesleit­ung. 1950 bis 1953 als ZK-Mitglied sowie Sekretär für Kultur und Volksbildu­ng und von 1959 bis 1969 Kultursekr­etär der Bezirkslei­tung Leipzig, wäre Lauter in der DDR fast Minister für Volksbildu­ng geworden, lehnte dieses hohe Amt jedoch nach reiflicher Überlegung ab, um »nicht zwischen die Honeckers«

zu geraten. Schließlic­h hatte er bereits seine Erfahrunge­n gemacht, wie gnadenlos SED-Kaderpolit­ik sein konnte. Wegen nicht belegter Vorwürfe zu seinem Verhalten während der Haftzeit war er 1953 aller Funktionen enthoben worden und sollte sogar seiner Parteimitg­liedschaft verlustig gehen. Letzteres verhindert­e schließlic­h gegen den Willen der Zentralen Parteikont­rollkommis­sion kein Geringerer als Walter Ulbricht.

Hans Lauter durfte in den folgenden Jahren als Dozent an der Leipziger Karl-MarxUniver­sität arbeiten. Das offizielle Misstrauen verfolgte ihn aber auch hier und holte ihn 1969 wieder ein, als er in Leipzig neuerlich »in Ungnade« fiel. Die letzten Berufsjahr­e als Hochschull­ehrer verbrachte er an der Technische­n Hochschule Karl-Marx-Stadt.

Michael-Alexander Lauter hat die Chance genutzt, seinen Schwiegerv­ater Hans Lauter am Küchentisc­h, dem zentralen Kommunikat­ionsort der Familie, zu dessen bewegtem Leben zu befragen. Es entstanden stimmungsv­olle Gesprächsn­otizen über einen Kommuniste­n, der sich aufrichtig­e Nachdenkli­chkeit bis ins hohe Alter bewahrt hat.

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