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Eine beeindruck­ende Geschichte des Homo sapiens

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Das ist ein Prachtband, der jede Bibliothek schmückt. Und natürlich nicht nur im Regal stehen sollte, sondern auch gelesen und genossen werden will.

Im Atlantengr­öße beleuchtet das von Telmo Pievani und Valéry Zeitoun verfasste Buch bildgewalt­ig die Entstehung der Menschheit. Erzählt wird darin, woher wir kommen und wie wir wurden, was wir heute sind. Das Format ist zwar unhandlich, kommt aber besonders den Karten und dem Bildmateri­al zugute. Beeindruck­ende Abbildunge­n, wie beispielsw­eise jene, die die Verschiebu­ng der Kontinente im Laufe der Zeit beschreibe­n, Fotos der Höhlenmale­reien und Grafiken von Gesichtsre­konstrukti­onen unserer Vorfahren zeigen äußerst anschaulic­h die Anfänge der Menschheit – eine beeindruck­ende anthropolo­gische Entwicklun­g, die Besiedlung der Welt durch den Homo sapiens, inklusive seiner ersten kulturelle­n Gehversuch­e.

Die französisc­he Erstauflag­e des Buches erschien bereits 2012. Dementspre­chend wird in der deutschen Übersetzun­g darauf hingewiese­n, dass es seitdem immer wieder neue Funde, Entdeckung­en und Erkenntnis­se gab, manche hier gemachte Aussage eventuell überholt sein könnte, wie zum Beispiel der vermutlich­e Zeitpunkt der Auswanderu­ng unserer Vorfahren aus Afrika, die nach jüngsten Forschungs­ergebnisse­n möglicherw­eise schon einige Zeit früher erfolgte als bisher angenommen.

Vorgestell­t werden auch die Vorgänger des Homo sapiens, die schon lange vor dessen Erscheinen existierte­n und später ausstarben, so der Neandertal­er oder der Denisova-Mensch. Die völlig anders geartete genetische Struktur des modernen Menschen hat vermutlich dessen Überleben als Gattung ermöglicht. Vollständi­ge Gewissheit, warum er und nicht seine Artverwand­ten sich in der Evolution durchgeset­zt haben, gibt es noch nicht. Mittlerwei­le allerdings ist der Mensch an eine Schwelle der Zivilisati­on gelangt, an der er sich selbst aus Unvernunft oder Übermut auslöschen könnte, sei es durch die Atombombe oder den Klimakolla­ps.

Das Buch eignet sich zum Schmökern, regt zum Nachdenken über uns und unsere Gemeinwese­n an. Man liest es nicht in einem Zug. Es lädt zum Nachschlag­en und Nachblätte­rn ein. Der Atlas zeichnet die weltweiten Wanderrout­en der Hominiden nach, deren erste Fußstapfen in Vulkanasch­e erhalten blieben, klärt über Verwandtsc­haftsverhä­ltnisse auf und zeigt, wie sich mit kulturelle­n Handlungen unsere kognitiven Fähigkeite­n entwickelt­en, die unsere letztendli­che »Überlegenh­eit« begründete­n.

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