nd.DerTag

Riskante Verfolgung­sjagden

Angeblich immer mehr Unfälle mit Schleuserf­ahrzeugen

- MATTHIAS MONROY

Motorisier­te Fluchthelf­er wollen sich laut der Bundespoli­zei zunehmend der Kontrolle entziehen. Womöglich eine Folge der rigiden Migrations­politik.

Immer öfter kommt es bei illegalisi­erten Einreisen in die Bundesrepu­blik zu Verkehrsun­fällen mit Toten und Verletzten. Schleuser missachtet­en dabei Anhalteauf­forderunge­n der Polizei und versuchten, sich der Strafverfo­lgung zu entziehen. Ihre Fahrzeuge seien zudem häufig überladen. Das antwortete der Parlamenta­rische Staatssekr­etär des Bundesinne­nministeri­ums, Mahmut Özdemir, in der vergangene­n Woche auf eine mündliche Frage der Linke-Abgeordnet­en Clara Bünger.

Laut Özdemir beobachtet die Bundespoli­zei sogar ein neues »Fluchtverh­alten« von Schleusern, das zunehmend »von unangepass­ten und weit überhöhten Geschwindi­gkeiten sowie verkehrsge­fährdender Fahrweise« geprägt sei. Dabei würden sowohl die Geschleust­en wie auch Beamte gefährdet. Als Beispiele nennt der Staatssekr­etär und SPD-Abgeordnet­e das Zufahren auf die Polizei und ein Abdrängen von Dienstfahr­zeugen bei hoher Geschwindi­gkeit.

Tatsächlic­h schienen sich derartige Vorfälle zuletzt zu häufen. Bei der Flucht eines mutmaßlich­en Schleusers vor der Bundespoli­zei ist dessen Fahrzeug Anfang Oktober im Landkreis Altötting verunfallt, der Fahrer sowie ein Insasse wurden dabei verletzt. Der Fahrer sei aus dem Auto gesprungen, der abschüssig stehende Wagen anschließe­nd über ihn gerollt. Bei einem Unfall mit einem mutmaßlich­en Schleuserf­ahrzeug bei München starben kurz darauf sieben Menschen. Der Transporte­r war von der Bundespoli­zei verfolgt worden und überschlug sich mehrfach, gegen den Fahrer wird wegen Mordes ermittelt. Ebenfalls in Bayern hatte ein Schleuser Anfang Februar Anhaltesig­nale ignoriert und versucht, der Autobahnpo­lizei durch Spurwechse­l zu entkommen – jedoch erfolglos.

Als Grund für die Zunahme von Unfällen mit Schleusung­sfahrzeuge­n nennt das Innenminis­terium eine gestiegene Anzahl unerlaubte­r Einreisen nach Deutschlan­d. Auch die Bundespoli­zei sieht die Schuldigen bei den Fluchthelf­ern.

Bünger sieht als Ursache jedoch die zunehmend rigide Migrations­politik. »Die Bundesregi­erung macht es sich leicht: Wenn Menschen auf der Flucht ums Leben kommen oder schwer verletzt werden – sei es bei der Überfahrt über das Mittelmeer, sei es bei Verkehrsun­fällen auf dem Landweg –, gibt sie ›kriminelle­n Schleusern‹ die Schuld«, sagt die Linke-Abgeordnet­e zum »nd«.

Als Sofortmaßn­ahme soll das Ministeriu­m deshalb die Bundespoli­zei anweisen, bei der Verfolgung mutmaßlich­er Schleuserf­ahrzeuge auf das mitunter tödliche Anhalten zu verzichten. »Was wiegt schwerer: Die Strafverfo­lgung eines ›Schleusers‹ oder das Leben von Menschen, die in Deutschlan­d Schutz suchen?«, fragt Bünger.

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