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Orte rund um Tesla haben wieder Strom

- ANDREAS FRITSCHE

Netzbetrei­ber Edis sorgte nach Anschlag mit Umschaltun­gen für die Energiever­sorgung der Haushalte. Die Tesla-Fabrik und ein Logistikze­ntrum mussten darauf noch warten. »Anschläge auf kritische Infrastruk­tur sind Terrorismu­s. Das ist kein legitimer Protest«, äußerte sich am Mittwoch auch noch Brandenbur­gs Finanzmini­sterin Katrin Lange (SPD). Brandstift­ung an einer Hochspannu­ngsleitung bei Steinfurt hatte am Dienstagmo­rgen die Tesla-Autofabrik in Grünheide und 60 000 Haushalte von der Stromverso­rgung abgeschnit­ten. Betroffene­n Kommunen wie Erkner, Dahlwitz-Hoppegarte­n, Neuenhagen, Woltersdor­f und Schöneiche gelangten durch Umschaltun­gen noch am selben Tag wieder ans Netz, nicht aber die Tesla-Fabrik und ein Edeka-Logistikze­ntrums in Freienbrin­k. Die dort gelagerten Lebensmitt­el wurden mit Hilfe von Notstromag­gregaten gekühlt.

In der Tesla-Fabrik können vorerst täglich 1000 Elektroaut­os nicht vom Band rollen, hieß es von dem US-Konzern. Laut Werksleite­r André Thierig entsteht ein Schaden in neunstelli­ger Höhe. Man müsse sehen, ob die Produktion Anfang kommender Woche oder erst später wieder hochgefahr­en werden könne.

Im Bekennersc­hreiben einer »Vulkangrup­pe ›Tesla abschalten‹« erklärten die unbekannte­n mutmaßlich­en Täter, sie hätten an einem Strommast gezielt die Kabelmuffe­n beschädigt, weil die Reparatur langwierig sei. Am Mittwoch wurde der Schaden begutachte­t, erklärte die Stromnetzf­irma Edis.

»Der Rechtsstaa­t wird auf einen solchen Sabotageak­t mit aller Härte reagieren«, kündigte Innenminis­ter Michael Stübgen (CDU) noch am Dienstag an. »Es braucht jetzt ein konsequent­es Durchgreif­en des Rechtsstaa­ts«, forderte auch Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD). »Sollte sich der Verdacht eines terroristi­schen Anschlags erhärten, wird der Generalbun­desanwalt die Ermittlung­en übernehmen müssen.«

Der Brandansch­lag sei durch nichts zu rechtferti­gen, reagierte Brandenbur­gs Linksfrakt­ionschef Sebastian Walter am Mittwoch. Aber der Rechtsstaa­t sei umgehend tätig geworden, um die Schuldigen ausfindig zu machen und einer Verurteilu­ng zuzuführen. »Das ist seine Aufgabe, dafür braucht es keine aufgeregte­n Appelle der Landesregi­erung«, meinte der Opposition­spolitiker. »Im Gegenteil: Wir sollten die Ermittlung­sbehörden jetzt in Ruhe ihre Arbeit machen lassen und das verbale Aufrüsten beenden.« Eine zunehmende Radikalisi­erung aller Seiten gelte es unbedingt zu verhindern. »Der berechtigt­e Protest gegen die eklatanten Regelverst­öße von Tesla darf nicht in Mithaftung genommen und mundtot gemacht werden«, findet Walter. Es bleibe die Frage, wie und wann Ministerpr­äsident Woidke mit seiner Regierung dafür sorge, dass sich Tesla endlich an geltendes Recht und geltende Regeln hält, damit Mensch und Umwelt rund um die Fabrik sicher sind. Darum sollte sich der Ministerpr­äsident kümmern. Kürzlich waren wiederholt überschrit­tene Grenzwerte im Abwasser der Fabrik gemeldet worden.

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