Gerhard Henschel zum Sammeln
Gerhard Henschel wurde eine Ausgabe von »Text + Kritik« gewidmet. Geboren 1962 in Hannover, ist er einer der produktivsten deutschen Schriftsteller, andere schreiben Texte oder Bücher, er macht beides, was der Filmemacher und Publizist Wenzel Storch andeutet: »Wer sich als Greenhorn, Neu- oder Quereinsteiger eine vorzeigbare, halbwegs repräsentative Henschel-Sammlung aufbauen will, darf den Gang zum Buchhändler und Antiquar nicht scheuen. Kniet er sich richtig rein, kann er bald schon an die 50 Bücher sein eigen nennen und sich in Hunderten, ja Aberhunderten von Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträgen wälzen (…) Dabei vereinigt das bis heute aufgetürmte (und längst mehr als eine Badewanne füllende) OEuvre nicht nur Tage- und Fragebücher, Lexika und Bilanzen, Glossen-, Verriss- und Reportagesammlungen, Fußball-, Wander- und Wörterbücher, mediengeschichtliche Panoramen, Porträts und Bilderbücher, in Kollaboration entstandene Kinderund Jugendbuchparodien, Studien und Lyrikbändchen, es finden sich – als Vertreter der bei Publikum so beliebten schönen Literatur – Schlüssel- und Schelmen-, ScienceFictionund Kriminalromane.« Inspiriert von Eckhard Henscheid und Walter Kempowski, befreundet mit u.a. Wiglaf Droste und Max Goldt, erfindet dieser Besitzer sämtlicher Ausgaben des »Spiegel« und konsequenter »Bild«-Gegner »keine neuen Genres, aber er reinterpretiert die vorhandenen«, merkt der Germanist Lutz Hagestedt an, wobei »Sprachkritik als Parodie« zu seinen »Königsdisziplinen« gehöre, wie die Literaturwissenschaftlerin Laura Schütz konstatiert. Michael Ringel, Redakteur der »Wahrheit«-Seite der »Taz« erinnert an die Skandale, die Henschel ausgelöst hat: Gegen die fiktive Reportage »Was der Ajatollah Chomeini in Paris trieb« protestierte die iranische Botschaft, und gegen eine ihm von Henschel angedichtete Penisoperation prozessierte der damalige »Bild«-Chefredakteuer Kai Diekmann. Über seinen Werdegang legt Henschel in seinen MartinSchlosser-Romanen regelmäßig Zeugnis ab. In ihnen stimme alles, nur nicht der Name der Hauptfigur, meint Henschel, der ein Werk geschaffen hat, »dem die Kritik längst Proust’sche Ausmaße, und über den laufenden Regalmeter hinaus, Ewigkeitswert nachsagt« (Storch).