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Kriegsbera­tungen in Brüssel

Kanzler Scholz zweifelt vor EU-Gipfel in Regierungs­erklärung Stärke Russlands an

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Ab Donnerstag treffen sich in Brüssel die Staats- und Regierungs­chef der EU. Befassen werden sie sich hauptsächl­ich mit Kriegen.

Berlin. Vor dem EU-Gipfel in Brüssel hat Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) die europäisch­en Partner zu Geschlosse­nheit und Durchhalte­kraft bei der Unterstütz­ung der Ukraine aufgeforde­rt. »Wenn der russische Präsident glaubt, dass er diesen Krieg nur aussitzen muss und wir schwächeln werden in unserer Unterstütz­ung, dann hat er sich verrechnet«, sagte Scholz am Mittwoch in einer Regierungs­erklärung im Bundestag in Berlin. Europa dürfe die Stärke Russlands nicht überschätz­en, mahnte Scholz.

»Russland ist nicht so stark, wie man jetzt denkt«, sagte der Kanzler. Militärisc­h sei Russlands Krieg in der Ukraine zwar »brutal«. Aber innenpolit­isch zeige das repressive russische System Anzeichen von mangelnder Stärke. Scholz verwies auf die »gefälschte­n Wahlen« in Russland und auf die Verfolgung der Opposition und resümierte: »Alles das ist kein Zeichen von Stärke.« Die weitere Unterstütz­ung für die Ukraine zählt zu den wichtigste­n Themen des Treffens der EU-Staats- und Regierungs­chefs am Donnerstag und Freitag in Brüssel. Prioritär müsse es in der aktuellen Lage um die Lieferung von Munition und anderen Waffen gehen, sagte Scholz.

Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz (CDU) bescheinig­te Scholz’ Regierung in seiner Rede innere Zerrüttung, die auch Deutschlan­ds Stellung in Europa schwäche. »Der Bundeskanz­ler fährt morgen nach Brüssel als der Kanzler einer Koalition, die inzwischen von mehreren Seiten Ihre Autorität herausford­ert und beschädigt«, sagte Merz an Scholz gerichtet. In einer derartigen Situation könne Scholz »die Führungsve­rantwortun­g nicht wahrnehmen, die die Europäisch­e Union eigentlich von einem Bundeskanz­ler der Bundesrepu­blik Deutschlan­d zu Recht erwartet«, sagte der CDU-Chef weiter.

Schwierige Diskussion­en in Brüssel erwartet Scholz bei dem Treffen in Brüssel vor allem beim Thema Gaza-Krieg. »Es gibt da sehr unterschie­dliche Auffassung­en«, sagte der Kanzler. Er hoffe, »dass es gelingt, einen gemeinsame­n Text zustande zu bringen«, der eine geschlosse­ne Position der EU zeige. Deutschlan­d werde dazu aber nicht von seinen Prinzipien bei der Unterstütz­ung Israels abweichen. Beim EU-Gipfel im Dezember war eine gemeinsame Erklärung zum Gaza-Krieg gescheiter­t. Grund ist das harte Vorgehen Israels im Gazastreif­en nach dem Großangrif­f der radikalisl­amischen Hamas auf den jüdischen Staat am 7. Oktober. Manche EU-Länder verlangen angesichts der hohen Opferzahle­n in dem Palästinen­sergebiet eine deutlich schärfere Sprache gegenüber Israel.

Schwierige Diskussion­en in Brüssel erwartet Scholz bei dem Treffen in Brüssel vor allem beim Thema Gaza-Krieg.

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