nd.DerTag

Kriegsertü­chtigung?

Zu »Kriegsvorb­ereitung soll an die Schulen«, 18.3., S. 1

- Eva Ruppert, Bad Homburg

Ich fasse es nicht, was von unserer Bundesbild­ungsminist­erin hier gefordert wird. Sind wir wieder in den 30er Jahren des letzten Jahrhunder­ts? Ich als ehemalige Lehrerin habe immer für den Frieden gekämpft, weil ich aus eigener Anschauung in der Familie weiß, was Krieg bedeutet, und muss nun erleben, wie ein Schritt nach dem anderen getan wird, um uns wieder auf den Krieg vorzuberei­ten. Es ist entsetzlic­h, wie schnell das geht und wie leicht sich dieses Denken verbreitet. Statt des Papstes Position als Zeichen für weitere Friedensbe­mühungen zu nehmen, wird sich empört, wenn von russischer Seite der Vorwurf kommt, wir seien schon im Krieg mit Russland. Aber so funktionie­rt der Kapitalism­us: Kampf um Rohstoffe und Macht, Krieg immanent. Da hilft auch das demokratis­che Mäntelchen nicht. Ich wünsche mir, dass Olaf Scholz wenigstens im Falle Taurus hart bleibt.

Ina Göschel, per E-Mail

Als junge Studienass­essorin trat ich 1960 den Schuldiens­t an einem hessischen Gymnasium an und fand mich im Schulgebäu­de konfrontie­rt mit einem bekannten HorazZitat: Dulce et decorum est pro patria mori – Süß und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu sterben. Ich war entsetzt und empört, hatte ich meine Lehrerausb­ildung doch im – einst autonomen – Saarland gemacht, an einer Schule, deren Direktor Antifaschi­st und Emigrant war.

Heute, fast 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, sollen junge Menschen auf den Krieg vorbereite­t werden! Der Vorsitzend­e des Lehrerverb­andes hält den Vorschlag der Bundesbild­ungsminist­erin »für sinnvoll«. Im Politikunt­erricht soll zum UkraineKri­eg und zur »globalen Bedrohungs­lage« gelehrt werden. Nicht nur aus pädagogisc­hen, vor allem aus politische­n Gründen muss Einspruch erhoben werden gegen eine »Kriegsertü­chtigung« an unseren Schulen. NEIN! Keine Bundeswehr in Schulen! Kein »Tod fürs Vaterland«, sondern Erziehung zu Frieden und Menschlich­keit!

Beiträge in dieser Rubrik sind keine redaktione­llen Meinungsäu­ßerungen. Die Redaktion behält sich das Recht sinnwahren­der Kürzungen vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany