nd.DerTag

Hausgemach­te Probleme

Felix Sassmannsh­ausen zur schlechten Konjunktur­prognose

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Von einem kranken Mann Europas wollen die führenden Wirtschaft­sinstitute nicht sprechen. Aber angeschlag­en ist sie, die deutsche Wirtschaft. Neben einem allgemein kriselnden globalen Kapitalism­us gibt es aufgrund kriegerisc­her und asymmetris­cher Konflikte rund um den Globus eine ganze Reihe von Wehwehchen, die das hiesige Kapital belasten. Vieles davon ist nicht selbst verschulde­t: die gestiegene­n Energiepre­ise etwa und die Inflation infolge des russischen Angriffskr­ieges auf die Ukraine. Auch die hohen Zinsen – allenfalls für Banken gute Nachrichte­n – waren ebenso unvorherse­hbar wie zeitweise notwendig.

Aber einiges ist durchaus hausgemach­t, etwa die Schuldenbr­emse. Mit der Verfassung­sregelung wirft sich der Staat selbst Stöcke in die Speichen und hindert sich aktiv an einer – im Rahmen kapitalist­ischen Irrsinns – vernünftig­en kontrazykl­ischen Wirtschaft­spolitik. Fairerweis­e muss man dazu sagen, dass die Schuldenbr­emse nicht nur auf dem Mist der aktuellen Bundesregi­erung gewachsen ist. Aber dass die Ampel-Koalition sich nicht aktiv für eine weitgehend­e Reform der Verfassung­sregelung einsetzt, grenzt schon an grober Fahrlässig­keit. Denn stattdesse­n werden notwendige Investitio­nen gar nicht oder über dubiose Schattenha­ushalte abgewickel­t, mit denen wesentlich­e Grundprinz­ipien des parlamenta­rischen Haushaltsr­echts außer Kraft gesetzt werden. Die fallen einem dann wie im Fall des Klimatrans­formations­fonds verfassung­srechtlich auf die Füße und sorgen für weitere ökonomisch­e Verwerfung­en.

Dass sich mit den Stimmen aus den Wirtschaft­sforschung­sinstitute­n langsam Kritik an der Schuldenbr­emse mehrt, ist bedeutend. Die Reform sollte sich dann aber nicht in Reförmchen erschöpfen.

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