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Gegen den europäisch­en Mietenwahn­sinn

Gruppen und Netzwerke organisier­en europaweit­e »Häuserakti­onstage« Ab dem 29. März finden in verschiede­nen Städten und Ländern wieder Veranstalt­ungen und Aktionen zur Wohnungsno­t statt. In Deutschlan­d liegt der Fokus auf Berlin.

- PETER NOWAK

Nachdem die Aktivitäte­n während der Corona-Pandemie stark eingeschrä­nkt waren, nehmen die europäisch­en »Housing Action Days« wieder Fahrt auf. Vom 29. März bis zum 7. April sollen dazu in zahlreiche­n Ländern Aktionen stattfinde­n. Im Fokus steht unter anderem die Verfügbark­eit von bezahlbare­m Wohnraum, der für einen großen Teil der Bevölkerun­g in Städten kaum mehr zu bekommen ist. Die Menschen werden zudem mit steigenden Energie- und Lebensmitt­elkosten an den Rand ihrer Existenz gedrängt, heißt es in dem internatio­nalen Aufruf, und weiter: »Überall kämpfen wir weiterhin für die Aufstockun­g des öffentlich­en Wohnungsbe­stands mit verschiede­nen Mitteln, um einen erhebliche­n Teil der Häuser dem Immobilien­markt zu entziehen.«

Diese Kämpfe sollen mit aktuellen Themen verbunden werden, darunter die unwürdige Unterbring­ung in Lagern, fehlende Frauenhäus­er oder gekündigte Kindertage­sstätten. Im portugiesi­schen Porto protestier­en Aktivist*innen zudem unter dem Motto »Gegen Faschismus – für mehr und besseren Wohnraum« gegen die Kundgebung einer ultrarecht­en Gruppe, die Migrant*innen für die Wohnungsno­t verantwort­lich macht.

In Städten wie Berlin, Hamburg und München haben sich Mieter*innen in den letzten Jahren in vielfältig­er Weise gegen ihre drohende Verdrängun­g gewehrt. Der Film »Mietrebell­en« hat diesen Menschen im Jahr 2014 Namen und Gesichter gegeben. Schon damals wurde angesproch­en, dass es Kooperatio­nen über die betroffene­n Häuser hinaus geben muss. Die »Häuserakti­onstage« sind der konkrete Ausdruck dieser Vernetzung.

Der Aufrufer*innenkreis zu den Aktionstag­en hat sich in einer European Action Coalition zusammenge­schlossen. Jana Schmelzer, die an den Vorbereitu­ngen in Berlin beteiligt ist, beschreibt die Zusammense­tzung

des Netzwerks: »Dazu gehören Recht-auf-Stadt-Gruppen ebenso wie aktive Mieter*innen und Slumbewohn­er*innen, Bewohner*innen von besetzten Häusern, aber auch langjährig­e Mieter*innen, die wegen der Gentrifizi­erung ihre Wohnungen verlieren könnten. Opfer von Zwangsräum­ungen oder von Verschuldu­ng melden sich im Rahmen der Aktionstag­e ebenso zu Wort, wie Fachleute und aktivistis­che Forscher*innen, die die Forderunge­n der Betroffene­n mit wissenscha­ftlichem Hintergrun­d untermauer­n.«

Ein solches Bündnis herzustell­en und zu erhalten, geht aber auch mit Problemen einher, sagt Schmelzer. Jahrelang seien unabhängig voneinande­r Kampagnen geführt worden, die aber oft wenig öffentlich­e Aufmerksam­keit erfahren haben. Dieser Kampf soll nun verstärkt und gemeinsame Positionen zu europäisch­en Wohnungsfr­agen ergriffen werden. In Deutschlan­d fokussiere­n sich die Aktionstag­e auf Berlin, angekündig­t werden Infostände, Veranstalt­ungen, Kundgebung­en und Demonstrat­ionen.

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