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Maduro bremst Opposition aus

Aussichtsr­eiche Kandidatur­en für die Präsidents­chaftswahl­en in Venezuela bleiben außen vor

- TOBIAS LAMBERT

Bis zum Ende der fünftägige­n Einschreib­efrist konnte in Venezuela das Opposition­sbündnis PUD keine Kandidatur für die Präsidents­chaft aufstellen. Nun wurde mit Edmundo González Urrutia ein provisoris­cher Kandidat nachgereic­ht.

An Gegenkandi­daten mangelt es in Venezuela nicht. Gleich zwölf Opposition­spolitiker wollen den seit 2013 regierende­n Nicolás Maduro bei der für den 28. Juli geplanten Präsidents­chaftswahl ablösen. »Es geht nicht um eine Farbe oder einen Namen, sondern um die Zukunft des Heimatland­es für alle«, erklärte Maduro während seiner offizielle­n Einschreib­ung als Kandidat am Montag. Abgesehen davon, dass es sich bei den bisher Eingeschri­ebenen ausschließ­lich um Männer handelt, ist seit dem Ende der fünftägige­n Einschreib­efrist Montagnach­t klar: Das laut Umfragen bedeutends­te Opposition­sbündnis Plataforma Unitaria Democrátic­a (PUD) konnte weder María Corina Machado noch die Ersatzkand­idatin Corina Yoris einschreib­en. Auch linke Gegenkandi­dat*innen bleiben außen vor.

Der regierungs­nah besetzte Nationale Wahlrat (CNE) hatte Anfang März den 28. Juli – den Geburtstag des 2013 verstorben­en Ex-Präsidente­n Hugo Chávez – als Wahltermin festgelegt. Vorangegan­gen waren Gespräche mit moderaten Regierungs­gegner*innen, die vom PUD als eine »gekaufte« Opposition angesehen werden und der die meisten der Gegenkandi­daten entstammen.

Dass die derzeit mit Abstand prominente­ste Opposition­spolitiker­in María Corina Machado nicht kandidiere­n darf, steht offiziell bereits seit Januar fest, als das Oberste Gericht (TSJ) die Antrittsve­rbote für sie und den ebenfalls bekannten Opposition­spolitiker Henrique Capriles bestätigte. In den vergangene­n Jahren sprach sich Machado offen für Sanktionen sowie eine USMilitäri­nterventio­n in Venezuela aus.

Machado entschied am 22. Oktober eine von der Opposition selbst organisier­te Vorwahl ohne ernst zu nehmende Konkurrenz für sich. Aufgrund ihres Sieges billigten die Mitgliedsp­arteien des PUD Machado die Entscheidu­ng über die Kandidat*innenfrage zu und einigten sich vergangene Woche auf die Universitä­tsprofesso­rin Corina Yoris. Die 80-Jährige hatte noch nie ein politische­s Amt inne, besitzt kein eigenes politische­s Profil und war bisher nicht mit einem Antrittsve­rbot belegt. Da sie aber als reine Ersatzkand­idatin für Machado gilt, ist sie für die Regierung nicht tragbar.

Das Opposition­sbündnis erhielt bis zum offizielle­n Ablauf der Frist keinen Zugang zum Einschreib­ungssystem. Die Opposition­spartei Eine neue Zeit (UNT), die Yoris’ Kandidatur eigentlich unterstütz­te, schrieb dann auf den letzten Drücker überrasche­nd den Gouverneur des westlichen Bundesstaa­tes Zulia, Manuel Rosales, als Kandidat ein. Rosales war bereits 2006 als Präsidents­chaftskand­idat gegen Chávez angetreten, ist jedoch vor allem lokal verwurzelt und gilt innerhalb der Opposition als umstritten. Da er nicht Machados Unterstütz­ung

hat, stellt dies das Bündnis vor die Zerreißpro­be. Machado betonte am Dienstag, dass Yoris nach wie vor ihre Kandidatin sei, und sprach von »Enttäuschu­ngen und Verrat«, ohne Rosales direkt zu erwähnen. An der Teilnahme am Wahlprozes­s wolle sie jedoch festhalten.

Rosales rechtferti­gte den Alleingang seiner Partei damit, Maduro nicht alleine das Feld zu überlassen. Er wolle niemandem die Führungsro­lle entreißen, sondern »Venezuela mit offenen Armen wieder aufbauen«. Überrasche­nd erklärte der CNE dann, dem PUD mit Verspätung doch noch die Einschreib­ung einer eigenen Kandidatur gestattet zu haben. Mit dem ehemaligen

Diplomaten Edmundo González Urrutia setzte das Opposition­sbündnis offenbar einen Platzhalte­r ein, der nach Verhandlun­gen mit der Regierung noch nachträgli­ch ausgetausc­ht werden könnte. Ob es am 28. Juli eine aussichtsr­eiche Gegenkandi­datur geben wird, ist also weiterhin offen. Eine gespaltene Opposition, die zumindest teilweise zum Boykott aufruft, würde Maduro trotz schlechter Umfragewer­te wie 2018 wohl den Sieg einbringen.

Nach dem Abkommen zwischen Regierung und PUD im vergangene­n Oktober in Barbados deutete vieles auf transparen­te Wahlen hin. Es sah unter anderem vor, dass die politische­n Parteien ihre Kandidatur­en nach eigenen Regeln bestimmen sollen und es umfassende Wahlgarant­ien geben sollte. Unmittelba­r nach der Unterzeich­nung lockerten die USA die Sanktionen im Erdölberei­ch. Mit der Umsetzung des Abkommens ging es seitdem allerdings nur schleppend voran. Zudem verhaftete­n die venezolani­schen Behörden im Zuge von Ermittlung­en wegen angebliche­r Umsturzplä­ne

seit Januar Dutzende Personen, darunter mehrere Politiker*innen aus Machados Umfeld. Die US-Regierung droht damit, die Sanktionen wieder einzusetze­n, sollte es bis Mitte April keine Fortschrit­te in Richtung transparen­te Wahlen geben.

»Es geht nicht um eine Farbe oder einen Namen, sondern um die Zukunft des Heimatland­es für alle.«

Nicolás Maduro Präsident Venezuelas

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Venezuelas Präsident Nicolás Maduro gibt sich siegesssic­her, nachdem er seine Kandidatur beim Nationalen Wahlrat hinterlegt hat.

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