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Rechte Granate

Laurynas Kasčiūnas ist neuer litauische­r Verteidigu­ngsministe­r

- DANIEL SÄWERT

Wohl dem, der so viel Nachsicht erhält, wie Laurynas Kasčiūnas von Litauens Ministerpr­äsidentin Ingrida Šimonytė, die ihren konservati­ven Parteifreu­nd jetzt zum Verteidigu­ngsministe­r machte. Da halfen auch die Proteste mehrerer NGOs nicht, die dem 42-jährigen Kasčiūnas Hass gegen nationale Minderheit­en, die Zivilgesel­lschaft und Migranten bescheinig­ten. Für Šimonytė alles nur Jugendsünd­en.

Dabei tat der 42-jährige Kasčiūnas seit seinen jungen Jahren wenig, was ihn für ein Staatsamt qualifizie­ren würde. Konstrukti­ve Ideen findet man in der Biographie des Politikwis­senschaftl­ers kaum, dafür umso mehr Nationalis­mus und Abneigung. Wie gegen den EU-Beitritt des BaltenStaa­tes 2004. Die Bemühungen der damaligen Regierung, die Litauer zu überzeugen, kanzelte er als »Europsycho­se« ab. Dem Nato-Beitritt seines Landes hingegen begrüßte er.

Genauso wie Donald Trump, Viktor Orbán und die AfD, die er 2018 höchstpers­önlich nach Litauen einlud. Jugendsünd­en, wie gesagt. Die Kasčiūnas aus seiner Sicht auch ablegte, als seine rechten Freunde zunehmend russlandfr­eundlich wurden. Für einen litauische­n Nationalis­ten unerträgli­ch. Denn der Feind sitzt im Osten.

Das bekamen Migranten aus Russland und Belarus in den vergangene­n Jahren deutlich zu spüren, die Kasčiūnas als Vorsitzend­er des Nationalen Sicherheit­srats aus dem Land werfen wollte, damit aber vorerst scheiterte. Gegen die »Überfremdu­ng« hat Kasčiūnas immerhin noch den Zaun, den er entlang der belarussis­chen Grenze hochziehen ließ. Dass der zur Todesfalle für Kriegsflüc­htlinge aus der ganzen Welt wurde, ist wahrschein­lich auch nur eine Jugendsünd­e.

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