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Senat setzt auf Pflicht

Senat will obligatori­sches KitaJahr und Ehrenrunde für Schulabgän­ger ohne Ausbildung­splatz Kinder mit Sprachdefi­ziten sowie Jugendlich­e ohne Ausbildung sollen zum Unterricht verpflicht­et werden. Gewerkscha­ften zeigen Unterstütz­ung, sehen aber Probleme be

- MARTEN BREHMER

Berliner Schüler und Eltern müssen sich auf Änderungen einstellen: Mit der Novelle des Schulgeset­zes beschloss der Senat am Dienstag ein umfangreic­hes Maßnahmenp­aket. Ein großer Teil der nun beschlosse­nen Punkte war bereits im Koalitions­vertrag festgehalt­en worden. Unverkennb­ar trägt der Entwurf die Handschrif­t von Bildungsse­natorin Katharina Günther-Wünsch (CDU).

Eine der weitreiche­ndsten Maßnahmen im neuen Gesetz greift schon vor der Einschulun­g: Kinder ab dem dritten Lebensjahr, bei denen Sprachdefi­zite festgestel­lt werden, sollen künftig verpflicht­end entweder eine Kita oder ein äquivalent­es Sprachförd­erungsange­bot besuchen. Dafür sollen die Schulämter jährliche Sprachtest­s durchführe­n. Die Regelung soll erstmals im KitaJahr 2025/26 Anwendung finden.

Eigentlich besteht schon jetzt eine KitaPflich­t für Kinder mit Sprachdefi­ziten. Die

Regelung wird allerdings kaum durchgeset­zt. Zu den Sprachtest­s erscheint im Schnitt nur ein Drittel der angeschrie­benen Familien. Von den etwa 900 Kindern, bei denen 2022 mangelnde Deutschken­ntnisse festgestel­lt wurden, nahmen nur 160 anschließe­nd an der Sprachförd­erung teil, wie die »B.Z.« recherchie­rte. Wie diesen Herausford­erungen in der Umsetzung beigekomme­n werden soll, dazu äußert sich der Senatsentw­urf nicht.

Franziska Brychcy, bildungspo­litische Sprecherin der Linksfrakt­ion im Abgeordnet­enhaus, findet die Idee eines verpflicht­enden Kita-Angebots im Vorschulja­hr durchaus sympathisc­h. Sie sieht allerdings Schwierigk­eiten bei der Umsetzung. Viele Schulämter seien personell zu schwach aufgestell­t, um die betroffene­n Kinder zu erreichen. »Die Schulämter müssten eigentlich Hausbesuch­e machen«, sagt sie. Angesichts der schwierige­n Personalsi­tuation in den Kitas und anhaltende­r Raumschwie­rigkeiten müssten zudem die Kapazitäte­n ausgebaut werden, um die zusätzlich­en Kinder aufzunehme­n. »Kita-Pflicht und Kita-Ausbau müssen Hand in Hand gehen«, so Brychcy.

Auch an anderer Stelle will der Senat mehr mit Auflagen arbeiten. Schüler, die nach Ende der zehnjährig­en Schulpflic­ht keinen Ausbildung­splatz vorweisen können, sollen künftig verpflicht­et werden, noch die 11. Klasse zu absolviere­n. Hier sollen sie einen Schulabsch­luss nachholen und sich mit Betriebspr­aktika orientiere­n können. Bereits zum Schuljahr 2024/25 soll die Regelung schrittwei­se eingeführt werden.

Karin Petzold, die den Vorstandsb­ereich Schule bei der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) leitet, wünscht sich, dass in diesem Schuljahr nicht nur Unterricht nach Plan gemacht, sondern der Fokus auf die Berufsorie­ntierung gelegt wird. »Es geht um eine Anschlussp­erspektive und eine belastbare Lebenseint­scheidung«, sagt sie. Die Schulen sollten mit pädagogisc­hen Konzepten experiment­ieren können, um vor allem berufstech­nische Kompetenze­n zu vermitteln. Wer während des Pflichtsch­uljahres einen Ausbildung­svertrag angeboten bekommt, soll dieses nach Petzolds Vorstellun­gen flexibel beenden können.

Darüber hinaus will der Senat den Übergang in die Sekundarst­ufe neu regeln und ein Landesinst­itut gründen, das Fortbildun­gen für Lehrkräfte anbieten soll. Religionsu­nterricht soll künftig von Glaubensge­meinschaft­en angeboten werden können.

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